Forschungsprojekt „Digitalisierung von Wertschöpfungsketten im Einzelhandel“
Finanzierung: Hans-Böckler-Stiftung (HBS), 05/2023 – 14/2025
Projektleitung: Prof. Dr. Martina Sproll, HWR Berlin (Berlin School of Economics and Law)
Mitarbeitende: Dr. Michael Fütterer, Carmen Mayer, Dr. Tatiana López-Julies
Teaser:
Digitale Restrukturierungsprozesse verändern die Form globaler Wertschöpfungsketten. Das Projekt untersucht deren Auswirkungen auf Produktions- und Arbeitsprozesse, Arbeitsbedingungen und Ungleichheit in den Wertschöpfungsketten des Einzelhandels sowie damit zusammenhängende Herausforderungen sowie die Rolle des sozialen Dialogs auf betrieblicher Ebene.
Kontext:
Wachsender Online-Handel, digitale Supply-Chain-Management-Systeme und neue Produktionstechnologien verändern die Form und Steuerung globaler Wertschöpfungsketten des Einzelhandels. Dies hat Auswirkungen auf die Beziehungen zwischen Unternehmen auf den verschiedenen Stufen der Wertschöpfungsketten sowie deren räumliche Konfiguration. Da digitale Technologien zu einer neuen Form der Integration von Wertschöpfungsketten beitragen, ist es sowohl für Forscher*innen als auch für Praktiker*innen notwendig, eine Perspektive auf die gesamte Wertschöpfungskette einzunehmen. Veränderungen auf allen Stufen der Wertschöpfungskette (Produktion, Logistik und Handel) müssen untersucht werden, um die Auswirkungen der digitalen Technologien auf Arbeits- und Produktionsprozesse und die damit verbundenen Ungleichheitsverhältnisse zu verstehen. Dies stellt bestehende Formen der Arbeitnehmervertretung wie Gewerkschaften und Betriebsräte in Frage. Dies verweist auf die Notwendigkeit, die Einführung digitaler Technologien sozial zu gestalten und einen entsprechenden sozialen Dialog zu entwickeln.
Forschungsfragen:
1. Welche Auswirkungen haben digitale Technologien auf die Form und die Steuerung von Wertschöpfungsketten und wie verändern sie die Machtverhältnisse zwischen Unternehmen und Regionen sowie zwischen den verschiedenen Stakeholdern und den Sozialpartnern?
2. Welche Auswirkungen haben sie auf die Arbeits- und Organisationsprozesse auf den verschiedenen Ebenen der Wertschöpfung?
3. Welche Rolle spielen die Arbeitnehmervertretungen und der soziale Dialog in diesem Veränderungsprozess im Einzelhandel und insbesondere in Deutschland?
Zur Beantwortung der Forschungsfragen werden arbeitssoziologische und wirtschaftsgeographische Debatten und Konzepte zum Wandel von Arbeit und Produktion durch digitale Umstrukturierung aufgegriffen. Diese werden mit theoretischen Mehrebenenansätzen zu globalen Wertschöpfungsketten sowie mit Ansätzen zur Analyse intersektionaler Ungleichheiten verknüpft.
Forschungsdesign:
Im Rahmen eines mehrstufigen Ansatzes werden die Arbeits- und Produktionsprozesse auf allen Ebenen der Wertschöpfungskette (Produktion, Logistik, Einzelhandel) untersucht. Für die Studie wurden drei Fallunternehmen ausgewählt: Inditex/Zara, H&M und IKEA, die als Trendsetter bei der Einführung von (unterschiedlichen) digitalen Strategien gelten. Mit Hilfe eines qualitativ vergleichenden Fallstudiendesigns werden die Forschungsergebnisse reflektiert und anwendungsorientiert weiterentwickelt. Methodisch kommen Expert*inneninterviews mit Unternehmensvertreter*innen, Mitarbeiter*innen, Arbeitnehmervertreter*innen, Beobachtungen in Einzelhandelsgeschäften, Logistikzentren und Fabriken sowie Dokumentenanalysen zum Einsatz.