Call for Papers: Short-Text basierte Wissensvermittlung: ‘SMS learning’

15 Mai, 2012

von Norbert Hermann Sich aufs Wesentliche konzentrieren ist nicht nur eine Kunst sondern auch eine Notwendigkeit in Gegenden, wo der Zugang zu Information beschränkt ist. Mobile Endgeräte sind keinesfalls nur Smart-Phones, besonders in Entwicklungsländern herrschen „ganz normale“ GSM-Handys vor. Wie kann man diese Mobilgeräte sinnvoll nutzen? Der Autor entwickelt anhand seiner Erfahrung als Entwicklungshelfer in […]

von Norbert Hermann

Sich aufs Wesentliche konzentrieren ist nicht nur eine Kunst sondern auch eine Notwendigkeit in Gegenden, wo der Zugang zu Information beschränkt ist. Mobile Endgeräte sind keinesfalls nur Smart-Phones, besonders in Entwicklungsländern herrschen „ganz normale“ GSM-Handys vor. Wie kann man diese Mobilgeräte sinnvoll nutzen?

Der Autor entwickelt anhand seiner Erfahrung als Entwicklungshelfer in Südafrika in Verbindung mit seinem beruflichen Hintergrund als eLearning- und Knowledge Management-Fachmann seine Idee, die er kurz ‚SMS-learning‘ nennt.
1. Ausgangslage
1.1 Entwicklungsländer

Handy-Screen beim mobile banking in Südafrika über USSD-Code

Verfügbarkeit und Zugang zu moderner Kommunikationstechnik ist in Entwicklungsländern keinesfalls ubiquitär. Die ‘digital devide’ zeigt sich innerhalb von Entwicklungsländern im Unterschied zwischen arm und reich, gebildet und ungebildet und zwischen urban und ländlich. Trotzdem sind inzwischen Mobiltelefone quasi weltweit verbreitet, auch wenn das Geld zur Nutzung (“Air time”) weiterhin beschränkt ist. Dort wo Smartphones verfügbar und der Netzzugang bezahlbar sind gibt es bereits innovative Anwendungen, auch und insbesondere für Entwicklungsländer, z.B. ushahidi.com.

Die Kreativität und der Wille zur sinnvollen und günstigen Nutzung der Mobilfunktechnologie zeigt sich auch in ärmeren Regionen beispielhaft bei SMS Konferenzen (siehe z.B.: http://www.dandc.eu/articles/198253/index.de.shtml, wo sich kleine Gruppen treffen, um sich mit anderen kleinen Gruppen an einem anderen Ort über SMS auszutauschen.

Auch lokale Wettervohersagen per SMS und das vor allem in Entwicklungsländern weit verbreitete mobile banking (siehe z.B.: https://www.fnb.co.za/cellphonebanking/cellphonebankingfaq.html1) per USSDCode-Funktionalität (in Deutschland z.B. *100#) zeugt von hoher Affinität zum Handy in diesen Ländern.

Unterstrichen wird der Wille zum Mobilfunkgerät durch Kleinstunternehmen, die sich in elektrizitätslosen Gebieten darauf spezialisiert haben, Handys aufzuaufladen. Auch gibt es dort Kurbeln oder Solargeräte zum Rechargen von Handys.
1.2 Entwickelte Länder
Die Durchdringung mit Mobilfunkgeräten nähert sich in entwickelten Ländern der 100%, dort hier sind Verfügbarkeit und Zugang zu modernen Kommunikations-Technologien unbestritten. Hier könnte Short Message Texting als Dinosaurier Technologie eigentlich als längst ausgestorben vermutet werden. Die SMS-Statistiken widerlegen diese Annahme (siehe z.B.: http://de.statista.com/statistik/daten/studie/167048/umfrage/anzahlderweltweitverschicktensmsprosekundeseit-2007/). Auch kann die weltweite Marktdurchdringung von Twitter als Indiez pro Kurznachrichten gewertet werden.
2. Short-Text-basierte Wissensvermittlung: ‘SMS Learning’
2.1 Anwendungsfelder für Entwicklungsländer
Verschiedenste Anwendungsfelder zum Einsatz von Textnachrichten in Entwicklungsländern sind denkbar. Aufklärungskampagnen in HIV Hochprävalenzgebieten z.B. im südlichen Afrika, Hilfe zum Auffinden von Wasserstellen während Dürrekatastrophen z.B. in Ostafrika, Humanitäre Hilfe und auch Entwicklungshilfe ist denkbar per SMS Learning. Die Entwicklung der Gesellschaft und soziale Komponenten (siehe z.B.: https://members.weforum.org/pdf/GEI/2009/Entrepreneurship_Education_Report.pdf; insbes. S.80ff) sind auch mit SMS learning unterstützbar. Beispielhaft sei auch der Bereich “public service broadcasting” (siehe z.B. http://unesdoc.unesco.org/images/0021/002156/215694e.pdf) genannt.
2.2 Anwendungsfelder für Entwickelte Länder
Sich knapp und exakt ausdrücken ist sowohl in Entwicklungsländern als auch in entwickelten Ländern oft eine gesuchte Fähigkeit. Mit der Beschränkung der Buchstabenanzahl beim Short Message Texting wird diese Fähigkeit geschult.
3. Implikationen des SMS-Learnings
3.1 Technologische Voraussetzungen
– Datenbank für Handynummern mit Hinweis zur Sprache des Nutzers
– Nutzung von Massen-SMS Diensten, z.B. Frontline SMS
– Nutzung der USSD Funktionalität (z.B. *200# für ein Hash-LMS…)

3.2 Inhalte
Vorgeschlagene Inhalte für Pull Dienste (USSD)

– Entwicklung kurzer Lerneinheiten; verständlich, prägnant, kurz
– Inhalte auf Region bzw. Zielgruppe zugeschnitten
– Es braucht sprachliche und auch regionale Anpassung der Lerneinheiten

Vorgeschlagene Inhalte für Push Dienste (SMS)

– Teaser für Pull Dienste
– Aktuelles / News (regional)
3.3 Soziale Komponenten
– Weiterentwicklung der Textsprache mit Slang und Abkürzungen (z.B. 2n8t, 2morow, lyf, K)
– Sicherstellung der Verlässlichkeit und Belastbarkeit der Inhalte, Vertrauen der Nutzer auf die Inhalte sicherstellen
3.4 Übersicht

SMS USSD- Code m.web online messenger
1 Technologie push pull pull push
2 Kommunikations-Art one way Kommuni-kation nachschla- geartig nachschla- geartig two way Kommuni- kation
3 Kosten der Übermittlung beim Sender beim Empfänger (1) beim Empfänger bei Sender und Empfänger
4 Verbreitung der Empfangsgeräte in entwickelten Ländern sehr hoch sehr hoch hoch hoch
5 Verbreitung der Empfangsgeräte in Entwicklungsländern hoch hoch niedrig niedrig
6 GSM Verbreitung in entwickelten Ländern flächen- deckend flächen- deckend flächen- deckend flächen- deckend
7 GSM Verbreitung in Entwicklungsländern flicken- teppich flicken- teppich flicken- teppich flicken- teppich
(1) kann vom Sender oder Netzanbieter übernommen werden

4. Nächste Schritte
a) Konkretisierung der Idee; Ungelöste Fragen; Konzentration auf Pull oder/und Push Technologie
b) Kontakte zu USSD-Technologie-Usern/Mobilnetz-Betreibern
c) Beispiel-Inhalte
d) Finanzierung des Projektes
e) Prototypische Anwendung

1 In Südafrika: anyone, with any cellphone, on any network can start banking by simply entering *120*321# and pressing the green/dial button on your cellphone. For this, there is no special SIM card requirements, no complicated downloads and no changes to your cellphone settings are required.”

Foto: Cornelia Jager, Johannesburg /Südafrika

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