Flüchtlingshilfe 2.0

– Von unserer Leitbildreporterin Lara Loehrke –

Die Flüchtlingsströme in Richtung Europa kommen nicht zum Stillstand. Jeden Tag erreichen mehr Asylsuchende Deutschland und auch Berlin und sind auf unsere Hilfe angewiesen. Das stellt uns alle vor Herausforderungen. Auch die HWR Berlin beschäftigt sich mit der Frage, wie sie einen Beitrag zur Integration leisten kann. Eine Reihe von zentral organisierten Angeboten wie auch dezentralen Initiativen sind dazu auf die Beine gestellt worden.

Ab Sommersemester 2016 wird die Hochschule Vor- und Brückenkurse in Mathe, VWL und Wirtschaftsgeschichte mit speziellem Fokus auf Flüchtlinge anbieten, auch eine Befreiung von Gasthörergebühren für Asylsuchende ist möglich. Außerdem wird es in Kürze studentische Mentor/innen geben, die Buddies für Flüchtlinge organisieren und alle flüchtlingsbezogenen Aktivitäten der Hochschule koordinieren sollen. Um die Zielgruppe entsprechend zu informieren, gibt es spezielle Studienberatung sowie zwei Infoveranstaltungen am 16. Februar.

Des Weiteren strebt die HWR eine Kooperation mit der Kiron University an, sofern die rechtlichen Rahmenbedingungen geklärt werden können. Die Kiron University ist eine von Studierenden gegründete Initiative, die Flüchtlingen mit kostenlosen Online-Kursen ein Studium auf Englisch ermöglicht. Bereits fünf Studienfächer hat die Kiron University in ihrem Online-Angebot. Das Ziel ist es den Flüchtlingen einen Einstieg ins deutsche Studium zu schaffen und dann natürlich den Wechsel an eine richtige Uni zu erleichtern.

Besonders hervorzuheben ist aber auch das dezentrale zivilgesellschaftliche Engagement einzelner Gruppen an der Hochschule. Mit verschiedenen Projekten und Initiativen zeigen Studierende der HWR Einsatz, um Flüchtlinge zu unterstützen.

Danach gab es noch Pizza für alle

Fotografin: Alexandra Jülich

So haben zum Beispiel fünf Studierende des Masterstudiengangs International Business Consulting ein Buddy-Projekt für Flüchtlinge initiiert. „Connecting Buddies“ bringt jeweils eine Freiwillige bzw. einen Freiwilligen aus Berlin (Buddy) mit einem Flüchtling zusammen. Beide Seiten sollen von dem Austausch profitieren – ein Prinzip, das sich bereits mit Austauschstudierenden an der HWR bewährt hat. Die Buddies stehen den Flüchtlingen bei Fragen zur Seite, helfen ihnen, sich in ihrer neuen Umgebung zurechtzufinden, und zeigen ihnen Berlin. Die Flüchtlinge wiederum können den Buddies ihre Kultur und Sprache näher bringen. Letztendlich soll so die Integration von beiden Seiten vorangebracht und erleichtert werden. Bei einem Auftaktevent, an dem rund 20 Flüchtlinge und zehn freiwillige Studierende teilgenommen haben, konnten die Flüchtlinge ihre Buddies und auch andere Teilnehmer/innen kennenlernen.

Die "Connecting Buddies" bei ihrem ersten Treffen auf der Bowlingbahn

Fotografin: Alexandra Jülich

Dieses erste Treffen diente vor allem der Annäherung und dem Austausch. Durch lockeres Zusammensein beim Bowlen haben sowohl Buddies als auch Flüchtlinge mehr voneinander erfahren und sind ins Gespräch gekommen. „Die Leute hatten alle sehr viel Spaß, und das Event war ein voller Erfolg. Wir konnten das erste Dutzend Matches machen“, berichtet Nick Fu vom „Connecting Buddies“-Team. Über eine Facebook-Gruppe sollen der Austausch und die Organisation weiterlaufen und die geknüpften Kontakte aufrechterhalten werden. Das Team plant bereits weitere Events und sucht auch noch freiwillige Unterstützer/innen für die „Connecting Buddies“.

Auch eine Gruppe von Studierenden des Bachelorstudiengangs International Business Management (IBMAN) hat sich in Sachen Flüchtlingsunterstützung engagiert. Auf einen Aufruf von Frau Prof. Haller an alle IBMAN-Studierenden meldeten sich rund 20 Personen. Mit der Bereitschaft, etwas zu tun und zu helfen, aber noch nicht genau zu wissen wie, kamen die Studierenden zusammen, um gemeinsam eine Idee zu entwickeln. Es sollte direkte Hilfe sein und möglichst schnell umgesetzt werden. Die Entscheidung fiel kurzerhand auf einen Waffelverkauf in der Vorweihnachtszeit im Foyer der HWR. Schnell wurde die Idee verbreitet und erreichte über die IBMAN-Studierenden hinaus noch weitere Freiwillige, die sich spontan beteiligten. Durch gemeinsame Organisation haben die Studierenden einen einwöchigen Waffelverkauf auf die Beine gestellt, der durchgehend von mindestens drei freiwilligen Helferinnen und Helfern besetzt war und erfolgreich Spendenerlöse eingebracht hat. „Die Hälfte der Einnahmen geben wir dem ‚Connecting Buddies‘-Projekt, und die andere Hälfte spenden wir der Notunterkunft in der Prinzregentenstraße ganz in der Nähe der HWR Berlin“, erzählt Katharina König, eine der Initiator/innen. Für die IBMAN-Studierenden wird es vorerst bei dieser einen spontanen Aktion bleiben, da für sie nun das Auslandsjahr ansteht. Mit der Spende an die „Connecting Buddies“ ist das Geld aber auch langfristig gut investiert.

Nicht zu vergessen sind natürlich auch die HWR Heros, die ihren zweiten „HWR Hero-Day“ Anfang Dezember ganz dem Thema Flüchtlingshilfe gewidmet haben. Neben Blutspenden des DRK haben die HWR Heros eine Talkrunde zum Thema Flüchtlingspolitik und -hilfe, Spendenannahmen, Infostände und einen Foodmarket organisiert.

All diese Projekte und Ansätze zum Thema Flüchtlingsunterstützung, egal ob klein oder groß, langfristig geplant oder spontan, zeigen, dass die Hochschule ihre gesellschaftliche Verantwortung ernst nimmt und an ganz unterschiedlichen Stellen ein entsprechendes Engagement begründet. Auch wenn es vielen möglicherweise nicht bewusst sein mag, leben sie dadurch ein Stück des Leitbilds und übernehmen Verantwortung – auch für die Entwicklung Berlins als lebenswerte Stadt.

 

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