„Digitale Kirche“. Wahrhaft oder wahnhaft?

13 Sep, 2016

Durch Zufall oder Glücksfall begegne ich der Kirche  auf meinem Lebensweg immer wieder. Als Kind wurde ich in der orthodoxen Kirche getauft, als Studentin habe ich im evangelischen Sportverein Tischtennis gespielt, nur weil dieser zwei Schritte von meinem Haus entfernt war, und mein Praktikum habe ich im Evangelischen Johannesstift gemacht. Und jetzt, wo ich kurz […]
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Quelle: https://godspot.de/faq-presse/

Durch Zufall oder Glücksfall begegne ich der Kirche  auf meinem Lebensweg immer wieder. Als Kind wurde ich in der orthodoxen Kirche getauft, als Studentin habe ich im evangelischen Sportverein Tischtennis gespielt, nur weil dieser zwei Schritte von meinem Haus entfernt war, und mein Praktikum habe ich im Evangelischen Johannesstift gemacht. Und jetzt, wo ich kurz vor meinem Universitätsabschluss stehe, habe ich den Nebenjob im Erzbischöflichen Ordinariat Berlin gefunden (also ganz ökumenisch unterwegs), weswegen ich nun versuche, auf dem neusten Stand aktueller Geschehnisse rund um die Kirchenthematik zu sein. Mir ist immer wieder aufgefallen, dass nicht alles, was die Kirche ausmacht, religiöser Abstammung ist. Und besonders im 21. Jahrhundert, dem digitalen Zeitalter, welches vom technischen Wandel und seinen sozialen Folgen geprägt ist, wird versucht, in jedem Lebensbereich, Schritt mit diesen gesellschaftlichen Entwicklungen zu halten.

Das Interesse an sozialen Kommunikationsmitteln wächst auch in den Kirchen als Institutionen. Und von Tag zu Tag wird die internationale Präsenz der christlichen Kirchen im Internet immer breiter. Die Kirchen in Deutschland haben inzwischen auch das Internet als Medium für sich entdeckt. Online (über Website, Facebook, Blogs u.v.m.) ist es nicht nur möglich, Gottesdienst Uhrzeiten zu finden, sondern auch den Gottesdienst online zu „besuchen“ oder Kerzen „anzuzünden“.

Der digitale Wahn geht aber noch weiter! Seit das Smartphone immer dabei ist, sind wir nie ganz da, wo wir gerade sind. Unterwegs in der Bahn, an der Supermarktkasse, im Café mit Freunden, beim Familienessen, im Bett vor dem Einschlafen… sind wir online. E-Mails checken, wichtige Adressen finden oder Nachrichten lesen – dafür gibt es immer einen Grund. In allen Lebensphasen ist das Smartphone und der Internetzugang unabdingbar. Da machen auch Kirchen keine Ausnahme.

Kirchen in Berlin und Brandenburg werden zum WLAN-Hotspot. Seit einigen Monaten wurde durch die Initiative der Kirchenleitung der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz beschlossen, alle evangelischen Kirchen mit WLAN zu versorgen. Grund sei die Verschiebung der Orte der Kommunikation in soziale Netzwerke und digitale Communities. Kirchenbesucher und auch alle, die in der Nähe des Kirchengebäudes sind, können sich bei godspot einloggen und nicht nur Informationen zum Gebäude und zur Gemeinde bekommen, sondern auch sich ganz frei im Internet bewegen. Es wird noch diskutiert, ob während der Gottesdienstzeiten der WLAN-Zugang abgeschaltet werden soll und ob es im ethischen Sinn der Religion ist, wirklich alle „hässlichen“ Webseiten in unmittelbarer Kirchennachbarschaft frei zugänglich zu machen. Natürlich gibt es sowohl die Stimmen dafür (etwa wie „Kommunikation sei das Schlüsselwort“) und dagegen („der letzte ruhige Raum ginge verloren“), sodass es strittig bleibt, ob es nun ein Fortschritt oder Rückschritt ist.

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