Verlagswesen im Umbuch – am 25.1. hat die IHK Potsdam zur Diskussionsrunde zum Thema Media meets IT eingeladen. Mit der Digitalisierung der Medien und der Medialisierung von IT bewegen sich die Medien- und IT-Branchen immer schneller aufeinander zu. Das enorme Innovationspotential, das in dieser Begegnung steckt kann nur durch eine gemeinsame Sprache und einer Plattform für den professionellen Austausch genutzt werden. Was können diese Branchen voneinander lernen? Was können sie füreinander tun? Und wie können sie voneinander profitieren? Diese Themen wurden im Rahmen des ersten Brandenburger Forums präsentiert und diskutiert.
Highlights:
Axel Springer, Electronic Media
Nowtilus, Video on demand
Apple Deutschland GmbH, Strategic Accounts & Media
GrundyUFA TV Produktions GmbH
Axel Springer hat dargestellt, in welcher Form sie ihren Content ihren Kunden zur Verfügung stellen. Sie nutzen Apps für die Visualisierung in iPhone, iPad, da diese Technologie von ihrer Zielgruppe am meisten genutzt wird. Natürlich gibt es auch andere Technologien, die in der Lage wären, Content optisch gut aufbereitet für Smartphones bereitzustellen. Nach wie vor sind dies jedoch geringe Umsatzquellen, die jedoch – besonders bei noch steigender Verbreitung des iPads – als großer Wachstumsmarkt gesehen werden. Große Umsatzsteigerungen wurden in den letzten 2 Jahren mit transaktionsbasierten Geschäftsmodellen (z.B. idealo, Immonet, Zanox) erreicht. Erfahrungen nach dem Misserfolg mit ePapers in den letzten Jahren: Die Kunden erwarten Lesbarkeit, Usability, die Ihnen iPhone und iPad bieten. Haptik ist alles! Ein reines ePaper über Computer/Laptop war nicht das Erfolgsmodell.
Nowtilus baut die Onlinedistribution für Videos on Demand aus. Auch in mehren anderen Vorträgen wurde übereinstimmend dargestellt, dass der Anteil von Videos am Internet Traffic in den nächsten Jahren auf 90% steigen wird. Damit ist nicht Youtube gemeint, sondern redaktionell aufbereiteter, professionell produzierter Content, der durch höhere Bandbreiten, Verfügbarkeit und zusätzlichen Geräten, die die Videos abspielen (HD Fernseher, iPad ….) steigen wird.
Apple mutete eher an eine Verkaufsveranstaltung …(wie Steve Jobs wanderte der Redner stets frei auf und ab auf der Bühne und hat seine High-End-Präsi als Show präsentiert) nachdem die ersten beiden Redner nun auch noch Apple Produkte gut in ihre Präsentation eingebunden hatten, hatte dieser Redner ein leichtes Spiel, den Apfel-Hype noch ein bisschen zu pushen … Ergebnis: Apple macht sich keine Sorgen um die Zukunft. Es werden noch mehr Apple Produkte in noch kürzeren Zyklen verkauft werden und sie freuen sich, wenn die Medien ihre Produkte als Distributions-channel nutzen und einbinden! Noch erfreulicher: An jeder App verdient Apple mit. Beispiel Axel Springer, Welt-Online Abo, Umsatzverteilung 70:30 (70 AS, 30 Apple). Zukunft DSL/VDSL -> LTE -> Borderless Collaboration – anytime, anywhere, anyone. Slogan of the day: „I don’t need to predict the future, I create it“
GrundyUFA: Produktionsfirma (z.B. Gute Zeiten, Schlechte Zeiten) sehen die Zukunft ebenfalls im Video on Demand und haben praxisnah beschrieben, wie Grundy Media meets IT heute in der Realität lebt als KMU Unternehmen (70 Personen): Sie haben letztes Jahr die letzen Polaroid-Film Bestände aufgekauft, weil sie ihre Kostüme mit Polaroids fotografiert und am Set verwendet haben. Das „Skript-Girl“, das die Drehzeiten am Set notiert und mit diesen Zetteln abends ins Controlling rennt … Der Kopierraum, der mit Stapeln unterschiedlichster Farb-Papiere bereit steht, um die unterschiedlichen Versionen des Drehbuchs zu kopieren und an die Mitarbeiter/Darsteller auszuhändigen … Das ist die Realität, wie in vielen kleineren Unternehmen, die nicht IT als Kernkompetenz haben. Sie sind dabei, viele Prozesse und Abläufe auch intern mit effizienterer IT auszustatten. Aber natürlich nur, wenn sich Hard/Softwarekosten rentieren. Auch die Filmrollen wurden bis vor kurzem noch „per Kurier“ von A nach B geschickt und noch nicht auf digitalem Weg, da es sich bei den Filmen um riesige Datenmenge dreht. Ein Transport auf digitalem Weg ist jedoch geplant, da die höheren erforderlichen Bandbreiten mittlerweile zur Verfügung stehen.
Fazit: In allen Vorträgen wurde deutlich, dass die neuen Medienmöglichkeiten durch viel bereits vorhandene IT zwar theoretisch umsetzbar wäre, jedoch die praktische Umsetzung längst nicht soweit ist. Für alle Medien-Produzenten nimmt die Komplexität durch die x-fachen Distributionswege zu. Da für alle unterm Strich der Output, also der Gewinn, zählt, wird nur in Geschäftsmodelle investiert, die einen Mehrwert bieten für Kunde und Verlag/Produktion. Da die Printmedien jedoch eher stagnieren/rückläufig sind, wird die Zukunft ganz klar im Online-Geschäft gesehen. Für die Verlage ist z.B. auch das Werbegeschäft komplett auf den Kopf gestellt. Früher wurde eine Kampagne von Agenturen geplant und eingebucht, heute finden bisher fast ausschließlich individuelle Anzeigen-Kampagnen statt, die Agentur und Verlag passgenau für den Kunden aushandeln. Hier fehlen noch Standards, um das Anzeigengeschäft auch im Online-Segment zu optimieren. Wie bei Grundy pragmatisch dargestellt, müssen IT, Controlling und Produktion eine „Sprache“ finden, die Ihnen eine schmale, flexbile Lösung bietet, gerade für Mittelständler.
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