Zum Sommersemester 2019 startete der Studiengang Öffentliche Verwaltung am Fachbereich 3 der HWR Berlin erstmals als Blended Learning Variante mit knapp 40 Studierenden, von denen der Großteil bereits in der Öffentlichen Verwaltung tätig ist.
Der Bachelorstudiengang bereitet Studierende darauf vor, in der rechtsanwendenden Sachbearbeitung der öffentlichen Verwaltung tätig zu werden. Mit der Blended Learning-Studiervariante soll auch den bereits in der Verwaltung Beschäftigten die Möglichkeit gegeben werden, einen laufbahnbefähigenden berufsbegleitenden Studiengang zu absolvieren. Dies ist im Blended Learning-Format in Deutschland derzeit einzigartig. Der Studienaufbau, die Studieninhalte und der Workload des Blended-Formats sind identisch mit denen des Präsenzstudiengangs.
Das Blended Format
Für das Blended Learning Format des Studiengangs wurde sich entschieden, ca. 50% der Lerninhalte über die Präsenzlehre und ca. 50% online zu vermitteln. Die Präsenz- und Onlinephasen gehen jeweils über eine Woche und wechseln sich ab.
Für dieBlended-Variante eines jeden Moduls wurde zusammen mit den Lehrkräften auf Basis der Lehrziele und -inhalte, der in der Präsenz erfolgreich angewandten Lehrkonzepte und Methoden ein eigenes didaktisches Konzept entwickelt.
Die Lehrinhalte in der Präsenzwoche werden wie auch im reinen Präsenzstudium in regelmäßigen Lehrveranstaltungen vermittelt. Dabei gibt es neben klassischen Lehrvorträgen auch vertiefende Lehrgespräche und Übungen, Gruppenarbeiten, Falllösungen und anderes. Die Präsenzlehre findet während des Semesters alle zwei Wochen an drei Werktagen zwischen Freitag und Dienstag statt.
In der Onlinewoche eignen sich die Studierenden den Lehrstoff online-gestützt selbst an. Über die Lernplattform Moodle werden die Inhalte und vertiefende Aufgaben zur Verfügung gestellt und bearbeitet. Das selbstständige Lernen erfolgt z. B. anhand von Texten, Videos und Präsentationen und wird zudem mit weiteren audiovisuellen Medien wie interaktiven Videos, Quizzes und anderen Elementen unterstützt. Neben Einzelaufgaben werden Aufgabenstellungen auch kooperativ in der Lerngruppe bearbeitet.
Zur besseren Orientierung und Selbstorganisation über anstehende Aufgaben in den Onlinewochen wurde in allen Modulen die gleiche Moodleschablone benutzt und an den Aufgaben eine geschätzte Bearbeitungsdauer hinterlegt, die es den Studierenden ermöglicht, die Lernphasen der ihnen zur Verfügung stehenden Zeit anzupassen.
Die Lehrenden unterstützen den Lernprozess der Studierenden während der Online-Phase in unterschiedlicher Weise, z. B. durch direktes Feedback über digitale Instrumente, Online-Sprechstunden oder auch Videokonferenzen.
Was sagen die Studierenden …
„Die Blended Variante bietet mir durch das zur Hälfte zeitlich und örtlich ungebundene Lernen die erforderliche Flexibilität, ein Vollzeitstudium neben Job und Familie absolvieren zu können.“
„Ich kenne das neue Format bereits aus anderen Fernlehrgängen und habe damit durchweg positive Erfahrungen gesammelt.“
„Ich lebe erst seit kurzem in Deutschland und habe die DSH 3 erfolgreich bestanden. Dennoch habe ich meine Bedenken, den Anforderungen einer Hochschule gerecht zu werden und habe mit der „Blended Studiervariante“ die Möglichkeit, die Inhalte von Zuhause aus zu wiederholen und damit intensiver mitzuwirken.“
„Vielen Dank, dass Sie für bereits Beschäftigte diese Alternative zum Verwaltungslehrgang eingerichtet haben.“
… und was die Professorinnen?
„Blended hat mich gezwungen, meine Veranstaltungen zu überdenken und in kleineren Einheiten zu konzipieren. In den Onlineeinheiten habe ich unterschiedliche Tools ausprobiert, um das Lernen der Studierenden zu unterstützen aber auch zu erfassen. Und das, was die Studierenden online schreiben oder diskutieren, lässt sich oft gut in der Präsenz wieder aufgreifen.“ Fr. Prof. Carolin Hagelskamp
„Viele unserer Blended Studierenden genießen vielleicht den Kontrast zu ihrem Alltag, wenn wir sie mit scheinbar praxisfernen Inhalten konfrontieren. Und obwohl sie wie der Großteil der Studierenden den ökonomischen Zwängen der Weiterqualifizierung unterliegen, gelingt es ihnen, etwas Eigenes aus dem pragmatischen und anstrengenden Projekt des berufsbegleitenden Studiums mitzunehmen.
Und was sie sich dabei aneignen, kann ihnen niemand jemals wieder nehmen, denn sie lernen es für sich selbst.
Solche offenen, interessierten und aufmerksamen Gesichter beantworten die Sinnfrage von Bildungsinstitutionen jenseits von arbeitsmarktorientierten Bologna-Reformen und Leistungskennzahlen für Hochschulen. Und sie befriedigen auch die ganz persönliche Sinnfrage von Menschen, die sich bemühen, Wissen zu vermitteln.“ Fr. Prof. Marianne Egger de Campo
Über das Projekt und das Team
Unter der fachlichen Leitung von Frau Prof. Carolin Hagelskamp und Herrn Prof. Christian Erdmann sowie der wissenschaftlichen Projektleitung Frau Anne Hingst wird bis 2021 zusätzlich zu dem bestehenden Präsenzstudiengang Öffentliche Verwaltung eine Blended Learning Variante entwickelt. Anne Freiberg und Matthias Hoffmann aus dem E-Learning Zentrum leisten Anwendungssupport für Moodle, Mahara, Adobe Connect, Camtasia und setzen audiovisuelle Medien um. Unterstützt wird das Projektteam zusätzlich durch Studentische Hilfskräfte.
Finanziert wird das Projekt u. a. aus Mitteln des Qualitätspakt Lehre (QPL) und der Berliner Qualitäts- und Innovationsoffensive (BQIO).
Wie geht es weiter?
Derzeit arbeitet das Projetteam daran, die Module der kommenden Semester zu blendisieren. Alle bereits umgesetzten Module werden zudem am Ende des Semesters durch die Studierenden evaluiert. Zusätzlich zur regulären Lehrevaluation der HWR wird das Projekt von Frau Prof. Hagelskamp wissenschaftlich ausgewertet. Die Ergebnisse werden bei Bedarf u. a. in die Optimierung der didaktischen Konzepte fließen, denn die Modulentwicklung wird auch zukünftig flexibel, offen und agil gestaltet. Das bedeutet, dass neben der Arbeit an den kommenden Modulen auch bereits erprobte Module kontinuierlich überarbeitet und nachgebessert werden.
Ziel des Projekts ist auch, die beteiligten Lehrkräfte soweit zu schulen, dass sie selbst didaktisch-methodisch im digitalen Kontext und im Onlinelehren sicher agieren können und die Technik so gut beherrschen, dass sie ihre Ideen auch ohne externe Hilfe umsetzen und auf Moodle einbinden können.
Falls Sie Fragen oder Anmerkungen zum Projekt haben, schreiben Sie einen Kommentar unter diesen Artikel oder wenden sich direkt an uns: oev-blended@hwr-berlin.de
Autorinnen: Anne Freiberg, Anne Hingst
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