„Me and my Shadow“ – so heißt das Projekt der Non-Profit-Organisation „Tactical Technology Collective“ (kurz: „Tactical Tech“), welche leicht verständliche Internet-Gebrauchsanweisungen entwickelt, die sowohl für Menschenrechtsaktivisten (beispielsweise für arabische Frauenrechtler/innen), aber auch für übliche Internetnutzende hilfreich sein sollen. Dieses Projekt hilft uns, das Gefühl der Sicherheit im Netz zu bekommen, und zeigt, wie wir unsere Spuren verwischen können.
Das Problem lege darin, so die Mitbegründerin der Organisation, Stephanie Hankey, dass vielen Nutzern immer noch das Wissen fehle, wie ihre Daten missbraucht werden können. Wir denken gar nicht daran, dass unsere Online-Daten von großen Konzernen erhoben und für Werbung und Marktforschung (das natürlich im besten Fall) oder aber auch zu anderen, betrügerischen Zwecken genutzt werden.
Die meisten von uns achten gar nicht darauf, wie viel „Daten-Schatten“ wir, fahrlässige Internetnutzende, im Netz hinterlassen. Einfach nur beim Nachrichtenlesen oder beim Kauf in Online-Shops, beim Registrieren in sozialen Netzwerken oder beim Versenden einer SMS mit unseren Smartphones, werden von uns unüberlegt Zustimmungen abgegeben. Und genau das ist das Ziel des Projektes „Me and my Shadow“ – den Internetnutzenden zu lehren, sein Online-Auftritt zu kontrollieren, und zu zeigen, wie viel Informationen wir von uns preisgeben: Adresse, Telefonnnummer, Bankdaten, geografische Angaben, Fotos, Videos, Kommentare in Sozialnetzen und Blogs… aber vielleicht auch mehr? Wir ahnen nicht, was alles für wen brauchbar sein könnte! All diese Daten, aber auch unser Surfverhalten und die Suchbegriffe hinterlassen viele Spuren und werden mit dem unermesslichen Interesse von Unternehmen aufgespürt und ausgewertet.
Die Website ist super einfach gestaltet. Wenn man auf der Startseite landet, wird einem angeboten, alle Geräte und Dienste anzukreuzen, die man online benutzt, und schon nach dieser einminütigen Operation wird angezeigt, wie viel Spuren man dadurch hinterlässt. Die Zahl, die bei mir erschienen ist – ist mehr als beeindruckend! Danach hat man die Möglichkeit, die anhand von gesetzten Häkchen individuell festgestellten besten fünf Tipps zu bekommen und die besten fünf Tools auszuprobieren, die man zum Schutz seiner Privatsphäre einsetzen kann.
So zeigt beispielsweise das kostenlose Online-Tool „Security in a Box“, wie man sich vor Hackern schützt, seine Passwörter sichert und seine Online-Kommunikation verschlüsselt. Mittlerweile wurde dieses Tool schon mehr als 2,5 Millionen Mal abgerufen, was zeigt, dass Menschen sich Gedanken um ihre Sicherheit machen und sich bewusst werden, dass Web-Innovationen nicht nur viele Chancen, sondern auch unzählige Risiken mit sich gebracht haben, vor allem im Bereich Datenschutz.
Mit dem anderen Online-Tool „Trackography“ kann man einfach prüfen, welche Wege Nutzer-Daten nehmen, wenn man Nachrichten liest oder googelt, und welche Geheimdienste oder Unternehmen sie mit welchem Ziel „absaugen“.
Es wird von Tactical Tech ein neues Projekt vorbereitet, welches den Internetnutzenden hilft, auf „Google-Diät“ zu gehen, weil diese Maschine mit ihren Zusatzangeboten wie Maps, Mail usw. uns inzwischen besser kennt als unsere Freunde.
„Me and my Shadow“ mit seinen Anleitungen, wie man seinen Browser einstellen kann, und Hinweisen auf Änderungen in Nutzungsbestimmungen, öffnet uns die Augen für das, was wir über uns verraten und wie riskant unser Internetverhalten sein kann, aber auch wie wir diese Risiken umgehen können und wie viele unserer persönlichen Daten wir schützen können, was öffentlich gemacht werden kann und was besser verborgen werden muss. Allerdings wird natürlich das Problem nicht so einfach gelöst, da einige Leute, selbst nachdem sie dieses Risiko erkennen, es ignorieren und einfach weitermachen und sich für den einfacheren, aber riskanteren Weg entscheiden.
Es stellt sich die Frage, was nun für die heutige Generation wichtiger ist: Sicherheit oder Bequemlichkeit? Jeder entscheidet für sich selbst und trägt damit die Risiken. Wichtig ist nur, den Leuten beizubringen, welche Risiken sie dadurch eingehen und inwieweit das gefährlich sein kann (insbesondere für die Journalisten und politische Aktivisten), damit sie dann diese Entscheidung bewusst treffen können.
Inspiriert von Sean Sinico („Me and My Shadow“ – Spuren im Netz. In: DW Akademie. 27.05.2013, URL: http://www.dw.de/me-and-my-shadow-spuren-im-netz/a-16838850, Abruf: 12.06.2015) und Alena Schröder (Die Stunde der Frauen: Stephanie Hankey hilft Menschen, ihre Spuren im Netz zu verwischen – vielen rettet das ihr Leben. In: Brigitte.de. 10/2015).
0 Kommentare