DevCamp und BarCamp
Die Moot teilte sich in diesem Jahr in ein zweittägiges DevCamp gefolgt von einem zweitägigen BarCamp. Für das DevCamp konnten im Vorfeld die Moodle Entwickler*innen, davon gibt es erstaunlich viele an den Universitäten und Hochschulen, Ideen zusammentragen. Während des 2-Tage Hackathons haben sich verschiedene Teams gefunden, um an aktuellen Projekten zu arbeiten. Es wurde Wissen ausgetauscht, Ideen wurden validiert und, darauf kam es letztlich an, viel funktionierender Code produziert.
Da wir rechtzeitig angereist waren, konnten wir am Mittwoch Nachmittag an der Session „Präsentiere Deinen working code“ teilnehmen. Alle Teams präsentierten in einem kurzen Pitch ihre Ergebnisse. Alle Anwesenden konnten anschließend den besten „working code“ wählen.
Die drei Teams mit den meisten Stimmen haben an folgenden Projekten gearbeitet.
- „Improve the layout & usability of the settings page“ – Ziel: Verbesserung der Benutzerführung und -freundlichkeit in der Moodle Webseitenadministration (für Admins)
- „Enhanced activity/resource picker“ – Ziel: Verbesserung der Aktivitätenauswahl in der Kursbearbeitung (u.a. konfigurierbar durch Admins, Favoriten, Bewertungen etc.)
- „Working on the gradebook“ – Ziel: verbesserte und nutzerfreundlichere Bewertungsübersicht.
Alle Projekte werden von den Entwicklern weiterverfolgt, um letzte Bugs bereinigt und Dokumentationen geschrieben. Die meisten Entwicklungen können alsbald als Plugins eingesetzt werden. Mancher Code wird es vielleicht auch in den Moodle Core schaffen. Insgesamt erlebten wir ein spannendes Ende eines sehr intensiven und vor allem produktiven DevCamps.
Keynote von Martin Dougiamas
Immer wieder inspierend ist die Teilnahme von Moodle Gründer Martin Dougiams. Nach eigenen Aussagen war das seine erste MoodleMoot DACH, umso erfreulicher für uns, dass er dieses Barcamp eröffnete. Nach ein paar Informationen zu seiner Person beschrieb er die Entstehung von Moodle und schilderte die Wichtigkeit des OpenSource Charakters dieses LMS. Das Moodle sich immer weiter verbreitet, konnte man an seinen zahlreichen Reisezielen diesen Jahres (alle in Bezug zu Moodle) ablesen. In naher Zukunft soll der asiatische Markt erschlossen werden. Auch weitere Neuerungen wie Moodle Workplace und MoodleCloud wurden vorgestellt. Dougiamas ist ein angenehmer Redner, dem man seine Begeisterung für die Sache anmerkt und der einen damit ansteckt. Er ist Moodler, genau wie alle anderen die auf der MoodleMoot DACH in Wien anwesend waren, und stellte dies gleich mit einem eigenen Pitch unter Beweis.
MoodleMoot Barcamp-Angebote
Am Barcamp nahmen neben den Entwickler*innen auch Anwendungsbetreuer*innen, Administrator*innen und Didaktiker*innen teil. In einem sehr organisierten Pitching wurde der Sessionplan erstellt. Alle Anwesenden konnten dafür Ideen, Fragen und Angebote in den Raum stellen, das Publikum zeigte sein Interesse an, um die Raumgrößen kalkulieren zu können. Am ersten Tag sah der Sessionplan schon ziemlich voll aus.
Hier der Blick in einige Sessions:
TUXamine – Mobile e-examination – Jan Eberhardt –
An der TU Berlin werden schon seit geraumer Zeit elektronische Prüfungen durchgeführt, Tendenz steigend. So verzeichnete die TU Berlin seit 2014 einen Teilnehmerzuwachs an elektronischen Prüfungen um 102% (in den Wintersemestern). Problematisch ist dort u.a. die Raumverfügbarkeit mit entsprechender technischer Ausstattung, so dass nun eine mobile Lösung angedacht wird. Hierfür wurde eine kleine Anzahl an Laptops angeschafft, die mit der eigens entwickelten Prüfungsumgebung TUXamine arbeiten. Mit den Laptops sollen größere E-Prüfungen im Audimax durchgeführt werden. Dabei werden die Geräte vor der Prüfung durch die Studierenden abgeholt und im Anschluss zurückgebracht. Der Zugriff zum Internet erfolgt per WLAN, da im Audimax sehr leistungsfähige AccessPoints vorhanden sind. Ausgewählte Studierende konnten ihre Prüfungen bereits problemlos am Laptop ablegen, das Feedback fiel größtenteils positiv aus.
Learning Analytics – Gerhard Schwed – //Individualized Learning – Daniel Fleckl – // Optimizing micro navigation -Wiebke Müller –
Die drei Sessions behandelten unterschiedliche Werkzeuge. Trotzdem gibt es deutliche Überschneidungen, geht es doch immer um den idealen (personalisierten) Lernweg. Learning Analytics kann eine wichtige Voraussetzung sein, um Lernpfade optimal anpassen zu können. Um wirklich nutzbringend zu sein, benötigen sie jedoch eine große Ausgangsbasis. Um Durchschnittsberechnungen in Beziehung zu Schwellenwerten wie dem „risk of dropping out“ zu setzen, braucht man ja erst mal viele Studierende, die einen vorhergehenden Kursdurchlauf nicht bestanden haben. Es ist schwer, aus einer Grundgesamtheit von nur 40 Studierenden verlässliche Aussagen dazu generieren, welches Online-Lernverhalten zu den besten Ergebnissen führt. Die aufkommenden Fragen zum Datenschutz („Neuronale Netze neigen dazu, nach Hause zu telefonieren“) konnten ausgeräumt werden („rechnet lokal“).
Beim Individualized Learning ging es um die Möglichkeit unterschiedliche Lernwege anzubieten. Das ist z.B. durch die Verlinkung innerhalb einer Moodle-Lektion und durch das H5P Werkzeug Branching Scenario möglich, bzw. im ganz großen Einsatz durch die Lenkung mit Abschluss(voraussetzungen) im gesamten Moodlekurs. Dem entgegen steht jedoch unter Umständen die „Chancengleichheit“, d.h. alle Inhalte müssen für alle erreichbar sein.
Die „Optimized micro navigation“ bezieht sich auf eine möglichst übersichtliche Darstellung. Dazu können zusätzliche Navigationswege verbildlicht und mit Ankern im Kurs (z.B. als Anzeige eines „einzelnen Themenblock“) versehen werden. Das ist nett und bietet andere Varianten an als den linearen Pfad, kritische Stimmen sprechen jedoch von einer „Osterhasenpädagogik“ wenn zu viele Freiheit in die Irre führen kann.
How to let teachers add any plugin to their course – Martin Dougiamas –
Der Moodlegründer stellte in seiner Session eine neue Planung zur Diskussion. Wie wäre es, wenn neue Plugins, bei denen die Administratoren vor der Installation zögern, Lehrenden direkt von Moodle zur Nutzung über kleinere Cloudserver angeboten werden, gegen ein (geringes) Entgelt um diesen Service zu finanzieren, von dem auch die Entwickler einen Teil bekommen. Die „normale“ Plugineinbindung durch die eigene Hochschule bliebe davon unangetastet und kostenlos. Die Plugins würden dann im Kurs erscheinen, laufen jedoch in den Cloud-hosted Moodleinstallationen. Besonders aus den Reihen der Hochschulteilnehmenden kamen viele Bedenken zur Sprache, einige konnten durch gemeinsame Überlegungen entkräftet werden, andere Fragen blieben offen. Die Idee hat einige Vorteile, ist m.E. aber nicht ganz unbedenklich. Eine praktische Relevanz für unsere Moodle Installation hat diese Idee bislang nicht.
Answering student question-PDF Annotator plugin – Harald Jakobs –
Diese Session klang erst mal sehr interessant, dementsprechend hoch war die Nachfrage. Der PDF Annotator ermöglicht es den Studierenden, Fragen, Kommentare und Anmerkungen zu Lernmaterialien im PDF-Format (durch die Lehrkraft eingestellt) direkt in das Dokument einzufügen. Andere Studierende können diese Fragen sehen, beantworten oder auch mit einem Rating versehen. Beantwortete Fragen können geschlossen oder in der nächsten Vorlesung aufgegriffen werden. Ein durchaus interessantes Tool, gerade bei Fachgebieten wie z.B. der Soziologie mit hohem Textbezug. Aber es wirkt schon sehr mächtig in den diversen Einstellungen und wir haben bisher nicht den Eindruck, dass vergleichbare Werkzeuge wie z.b. unser Social Comment Block ausgiebig genutzt werden.
Institutionalisierung der deutschen Moodle Community
Beim Moodle-Hochschultreffen im April in Berlin ist erstmalig die Diskussion zur Institutionalisierung der deutschsprachigen Moodle-Hochschulcommunity gestartet worden, die auf der MoodleMoot in Wien fortgesetzt wurde. Hintergrund der Überlegungen ist, dass sich die Community in mehreren Bereichen professionalisieren und handlungsfähiger aufstellen will. Das betrifft vor allem die Organisation der Hochschultreffen, die gemeinsame Beauftragung, Realisierung und Pflege von Entwicklungsleisten (Stichwort Nachhaltigkeit) und insgesamt den Auftritt als eine Gemeinschaft (für potentielle Drittmittelvorhaben). Als Beispiel wird regelmäßig der österreiche Zusammenschluss der AMC (siehe oben) genannt. Seit dem Frühjahr diskutieren die Hochschulen in verschiedenen Runden mögliche Optionen z.B., ob der Anschluss an vorhandene Verbände (z.B. AMH, ZKI) denkbar ist, die Gründung eines „Local Chapters“ in der Moodle User Association oder auch die Gründung eines eigenen Vereins. Eine Lösung ist bislang noch nicht greifbar, die Interessen an den Hochschulen sind doch sehr heterogen, die Suche nach dem Alleinstellungsmerkmal ist noch nicht abgeschlossen. Der Gedankenaustausch dazu geht in den kommenden Monaten weiter.
Behat Tests – Kathrin Oswald
In dieser Session wurde das Tool behat vorgestellt. Damit ist es möglich, diverse Szenarien in Moodle duchzuspielen ohne den damit verbundenen Organisationsaufwand zu betreiben. So kann beispielsweise die Funktionsweise eines Plugins simuliert werden. Bei jedem Moodleupdate testen wir die Funktionsweise jedes einzelnen Plugins per Hand durch. Dies nimmt viel Zeit in Anspruch, denn den Usern soll natürlich auch dem Update ein funktionierendes System zur Verfügung gestellt werden. behat liegt eine php Bibliothekt zu Grunde, alle durchzuführenden Schritte müssen zunächst programmiert werden. Ist der Anfang aber erst einmal gemacht kann der Code beliebig oft wieder verwendet werden. In der Session wurde direkt ein einfaches Szenario über behat durchgeführt, welches in einigen Sekunden durchgelaufen war. Manuell hätte der Vorgang sehr viel länger gedauert.
Wien
Zum Schluss noch einige Gedanken zum Konferenzort. Eine Tagung in Wien kann schwierig werden. 😉 Eineseits ein wundervoller Standort, herzliche Gastgeber und tolle -meist geschichtsträchtige – Locations, andererseits ein volles Programm und immer das Gefühl etwas Schönes zu verpassen. Und viele schöne Orte, die man gern mit der Familie besuchen würde.
Um trotzdem möglichst viel von der Stadt mitzunehmen, haben wir diesmal weitestgehend auf die unterirdisch fahrende Straßenbahn verzichtet und sind statt dessen mit Citybike und E-Scooter durch die Stadt gefahren. Das Citybike war eine gute Empfehlung des MoodleMoot Orgateams. Einmal (mit Kreditkarte und einem Euro als Verifikationspfand) anmelden und schon kann man überall in der Stadt Fahrräder für eine Stunde kostenlos zur Nutzung entleihen.
Auch wenn die Zeit nicht für das ganz große Wienerlebnis reichte, eine Runde durch die Altstadt genügt schon, um nachhaltig zu beeindrucken. Überall und immer wieder Prunkbauten. Meist Barock, aber auch viele Gebäude im Baustil der Renaissance ließen sich finden und natürlich mussten wir einen Blick in den gotischen Stephansdom werfen. Eigentlich gab es an jeder Ecke ein neues „Oh“. Richtig besichtigt haben wir letztendlich kurz vor der Abreise nur den Prunksaal der historischen Bibliothek, alles andere wartet auf den nächsten Besuch.
Ausblick
Wir hatten tolle Tage in Wien und das nicht nur, weil das Wetter passte und Wien immer eine Reise wert ist. Vielmehr haben es die beiden Organisatorinnen Katarzyna Potocka und Eva Karall geschafft, mit viel persönlichem Engagement und Herzblut eine sehr professionelle Konferenz zu organisieren, bei der einfach alles passte. Herzlichen Dank daher noch einmal auf diesem Weg an das AMC Orgateam. Im nächsten Jahr wird die MoodleMoot DACH in Lübeck (oncampus) stattfinden. Die Latte liegt hoch. 🙂
Autorinnen: Katja Drasdo, Doreen Ehrlich, Susanne Mey
0 Kommentare