Bei dem folgenden Artikel handelt es sich um einen Beitrag Matt Britlands, des ICT – Fachbereichleiters (Information and Communication Technology) der Lady Eleanor Holles School, den dieser im Rahmen seines Blogs im „The Guardian“ veröffentlicht hat. Er hat freundlicher Weise sein Einverständnis zu dieser Übersetzung gegeben.
Übersetzung ins Deutsche von Robin Herweg
Vor ein paar Wochen wurde ich gefragt, was ich glauben würde, wie die Zukunft der Technologie in der Bildung aussähe. Das ist eine sehr interessante Frage und darüber hinaus eine, bei der permanent von mir erwartet wird, dass ich über sie nachdenke.
Es liegt in ihrer Natur, dass Technologie sich mit hoher Geschwindigkeit entwickelt, und sie zugänglich zu machen, sowohl für Schüler, Lehrer sowie weitere betroffene Personen ist eine fortwährende Herausforderung.
Was also ist die Zukunft? Ist es das iPad ?
Nein, ich denke nicht, dass es das ist. Für mich hat die Zukunft nichts mit einem bestimmten Gerät zutun. Versteht mich nicht falsch, ich liebe das iPad. Tatsächlich habe ich gerade einen Probelauf abgeschlossen um festzustellen, ob seine Verwendung tatsächlich das Lehren und Lernen unterstützen kann – und es hat sich als effektiv erwiesen. Über das Experiment habe ich in meinem Blog mehr geschrieben.
iPads und andere mobile Technik sind das „Jetzt“. Wenngleich sie auch in der Zukunft eine Rolle spielen werden, gab es das iPad vor vier Jahren noch nicht einmal. Wir wissen nicht, was der Stand der Technik in weiteren vier Jahren sein wird. Möglicherweise könnte es ein tragbarer Apparat wie Google Glass sein, obwohl ich auch vermute, dass Tablets immer noch in der Bildung verwendet werden werden.
In Zukunft geht es um Zugriffsmöglichkeiten, Ortsunabhängiges Lernen und Zusammenwirken auf lokaler und auch globaler Ebene. Lehren und Lernen werden zu einer gesellschaftsübergreifenden Sache werden. Die Schulen der Zukunft könnten über einen normalen Anteil an Schülern verfügen genauso wie reine „online“ Schüler, die im ganzen Land oder sogar in der ganzen Welt verteilt leben könnten. Eine Entwicklung in diese Richtung hat bereits mit dem Aufkommen der „massive open online courses“ (MOOC’s) begonnen.
Die Zukunft der Lehre bedeutet für mich die Cloud.
Oftmals stellt die Technologie für den Unterricht und das Lernen eine Barriere dar. Ich denke, dass die Cloud einen großen Schritt dabei weiterhelfen kann, diese Barriere aus dem Weg zu räumen. Wie? In dem sie die Anzahl an Dinge entfernt, die schief gehen können.
Es wird nur eine große Sache geben, für die Schulen zukünftig gewappnet sein müssen. Sie werden keine Software mehr installieren müssen, keine Server oder Datenspeicher mehr brauchen. Schulen werden eine schnelle und belastbare Internetverbindung benötigen. Infrastruktur ist von höchster Bedeutung für eine Zukunft der Technologie im Bildungswesen.
Wir wissen nicht, was das neue „in“-Gerät der Zukunft sein wird. Was wir wissen, ist, dass es die Cloud benötigen wird. Schulen und andere Bildungseinrichtungen werden ihre Infrastruktur so gut wie möglich zukunftssicher machen müssen.
Dies sollte jetzt passieren. Falls Sie in Ihrer Schule anfangen möchten, die Technik mobiler Geräte zu nutzen, ob das nun iPad-Programme sind oder welche für andere selbst mitgebrachte Geräte, Ihre Verbindung muss schnell und verlässlich sein. Es ist essentiell, dass sowohl Lehrer als auch Schüler sich der Sache verschreiben. Wenn die Verbindung langsam ist und ein reibungsloser Ablauf nicht gegeben ist, werden Schüler wie Lehrer die Geräte nicht nutzen wollen. Es gilt sicherzustellen, dass die Infrastruktur bereits im Vorfeld besteht.
Für Lehrer ermöglicht die Cloud das Online-Aufgeben, -Einsammeln und -Bewerten von Arbeiten. Schüler werden durch Computer, Smartphones und Tablets umgehenden Zugriff auf Noten, Kommentierungen und Aufgaben haben. In vielen Schulen ist dies bereits etabliert und Anbieter, wie das soziale Bildungsnetzwerk Edomo, bieten dies umsonst an.
Das ist der Punkt, an dem die Geräte ins Spiel kommen. Alle Geräte, unabhängig davon, welche wir in der Zukunft verwenden, werden einen Zugang zur Cloud benötigen. Jeder Schüler wird seinen eigenen haben. Entweder einen von der Schule vorgegebenen oder aber einen selbst gewählten.
Die Klassenzimmer werden sich verändern. Bedingt durch Cloud und mobile Geräte wird Technologie in alle Bereiche der Schulen integriert werden. Tatsächlich werden es nicht nur die Klassenzimmer sein, die sich verändern werden. Spielfelder, Turnhallen und Klassenfahrten werden sich allesamt wandeln. Ob innerhalb der Schule oder von anderen Orten aus. Die Schule, die Lehrer, die Schüler und die weiteren Mitarbeiter werden alle miteinander verbunden sein. In meiner idealen Welt werden alle Klassenzimmer papierlos sein.
Mit der Cloud wird die Welt unser Klassenzimmer sein. E-Learning wird die Lehre ebenso verändern wie das Lernen. Schüler können von überall lernen und Lehrer von überall unterrichten.
Auch kann die Cloud zu eigenständigem Lernen ermutigen. Lehrern wäre es häufiger möglich, Methoden wie den „flipped classroom“[1] anzuwenden. Schüler werden die Verantwortung für ihr eigenes Lernen übernehmen. Ressourcen für die Schüler könnten ihnen online zur Verfügung gestellt werden. Seien es Videos, Dokumente, Audio-Podcasts oder auch interaktive Bilder. Auf alle dieser Materialien lässt sich über die Computer, Smartphones oder Tablets der Schüler zugreifen. Solange ihnen eine Internetverbindung zur Verfügung steht, egal ob über Wifi, 3G oder 4G, können sie loslegen.
Anstatt unterrichtet zu werden, können Schüler eigenverantwortlich und auf ihre eigene Weise lernen. Zudem gibt es eine riesige Menge an Materialien online, die den Schülern zur Verfügung stehen, ohne auf die Hilfe des Lehrers angewiesen zu sein.
Dies bedeutet natürlich, dass sich die Rolle des Lehrers verändern wird.
Gemeinsam genutzte Anwendungen und Dokumente in der Cloud, wie z.B. Google Apps, werden gemeinschaftlichere Stunden ermöglichen. Wie oft haben Schüler tatsächlich die Möglichkeit, produktiv im Klassenzimmer unter Nutzung von technischem Gerät zusammen zu wirken? Das ist nicht immer einfach. Schüler jedoch, die gemeinsam an Dokumenten arbeiten, in dem sie Google Apps nutzen, das ist leicht zu bewerkstelligen. Dabei können sie sich im selben Raum aufhalten oder aber in unterschiedlichen Ländern. Alle diese Fähigkeiten sind nützlich für Schüler. Natürlich sind alle diese Anwendungen auch für Lehrer von besonderem Nutzen. Ich zum Beispiel habe in mehreren Projekten gearbeitet, bei denen es mir durch diese Anwendungen ermöglicht wurde, mit Menschen im ganzen Land zu arbeiten, von denen ich einige niemals getroffen habe.
Wir dürfen nicht vergessen, dass Schulen, die neue Technologien und Angebote einführen, diese auch evaluieren müssen. So weiß man als Schule, ob sie erfolgreich sind und welche Verbesserungen noch benötigt werden. Darüber hinaus werden auch die Mitarbeiter Training benötigen, da man von ihnen nicht erwarten kann, diese neuen Technologien zu verwenden, wenn sie selbst sie nicht sicher beherrschen und nutzen können. Jede Initiative ist zum Scheitern verurteilt ohne gut ausgebildete und selbstsichere Mitarbeiter, die ein Verständnis dafür haben, wie Technologie die Lehre und das Lernen unterstützen und den zugrunde liegenden Prozessen förderlich sein kann.
Viele Schulen sind diesen Schritt bereits gegangen, aber es ist immer noch ein gute Stück bis sichergestellt ist, dass alle Schulen bereit sind für die Zukunft der Technik. Die Zeit für alle Schulen, die Cloud zu akzeptieren, ist da.
Quelle:
http://www.theguardian.com/teacher-network/teacher-blog/2013/jun/19/technology-future-education-cloud-social-learning (Stand: 30.01.2015)
[1]Flipped classroom, auch flipped approach: Methode bei der vom Lehrenden die Bearbeitung von mediengebundenen Arbeitsaufträgen für Schüler, auf deren Zeit außerhalb der Schule verlegt wird und die Ergebnisse dann im Unterricht gemeinsam ausgewertet werden. Die eigentlichen Hausaufgaben werden quasi in die Schule verlegt.
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