oder „Wie aus akademischen Detektiven wieder Dozenten werden.“
Lehrer: „Welche Computertechnologien haben Sie für das Erstellen der Arbeit benutzt?“
Student: „Strg-C und Strg-V.“
Wir können uns nur noch dunkel an die Zeiten erinnern, als wir in der Schule (einige von uns an der Uni sogar) die Vorträge vorbereiten sollten, OHNE Computer und sogar ohne jegliche Vorstellung von Internet und Suchmaschinen zu haben. Es gab nur Lehrwerke, Bücher, Bibliotheken und somit alle Voraussetzungen zum selbstständigen und kreativen Denken. Heutzutage, im digitalen Zeitalter, kann man mühelos an alles Mögliche rankommen und von zuhause aus Zugang sowohl zur Fachliteratur, als auch zu den Studienarbeiten anderer bekommen. Es existiert eine Vielzahl von Datenbanken (digital term-paper mills) wie beispielsweisedie deutsche Website hausarbeiten.de, die Hausarbeiten, Referate und Bachelorarbeiten an die Studenten verkaufen oder sogar kostenlos bereitstellen, sodass die Versuchung zu groß wird, fremde Gedanken zu übernehmen. wie bekannt, kann jedes technologische Know-how sowohl eine gute Wendung nehmen, als auch zum Nachteil ausschlagen. Auf solche Weise erleichtert einerseits das Internet das Studentenleben und spart deren Zeit, andererseits hat sich das Copy-Paste-Syndrom durchgesetzt, und die Studierenden haben sich von Verfassern zu Plagiatoren entwickelt, da sie dabei oft weglassen, wer der Urheber des eingeführten Textteils ist. Als Folge dessen sind die Dozenten gezwungen, wie akribische Detektive den Studenten mit Misstrauen zu begegnen und deren Arbeiten auf Diebstahl geistigen Eigentums hin zu überprüfen, wobei das Internet als Plagiatquelle zum Mittel zu dessen Bekämpfung wird. Dafür werden spezialisierte Softwares zur Online-Plagiatsanalyse benutzt wie Turnitin – das auf dem Weltmarkt führende Online-Tool zur Text- und Plagiatsprüfung – , Plagiarism-Finder oder CopyCatch Gold. Mittlerweile erscheinen auf dem Markt sogar kostenfreie Lösungen. So stellt profNet mit PlagiatService ab SS 2015 allen Studierenden und Dozenten Deutschlands ein kostenfreies Programm zur Plagiats- und Qualitätsanalyse der wissenschaftlichen Arbeiten zur Verfügung und schafft somit eine Konkurrenz zur auf dem Weltmarkt existierenden teureren und in der Nutzung aufwändigen Software. „Es gibt nun keine Ausrede mehr, auf eine flächendeckende Plagiatsüberprüfung und somit die Abschaffung der Plagiate als Massenphänomen zu verzichten“, so Prof. Dr. Uwe Kamenz aus dem ProfNet Institut für Internet-Marketing Münster.
Bei all den anscheinenden Vorteilen solcher Programme, wird den Studierenden das Gefühl vermittelt: „ihr wollt betrügen, wir kennen aber den Rummel!“. Aber kennt man ihn denn wirklich? Wäre es nicht vernünftiger, erstmal nach den Gründen der Plagiatsverbreitung zu fragen? Wie bereits erwähnt, lockt das Internet mit müheloser Recherche. Außerdem wiegen sich viele Internetbenutzer nach der Erscheinung des Internets in Illusionen, dass insofern das Netz für jeden zugänglich ist, gehört dessen Content auch keinem. Neben diesen Verwirrungen ist aber auch ein weiteres wichtigeres Problem nicht zu unterschätzen: die Studierenden kennen die Trennlinie zwischen Plagiat und eigenen Gedanken nicht mehr. Besonders irritierend für sie ist die sinngemäße Wiedergabe, wo es wirklich schwer ist, das nach dem Lesen von Dutzenden anderer Werke Übernommene von den eigenen Ideen abzutrennen. Es handelt sich also oft um unbewusstes Plagiieren. Bei solchen Problemen haben Studierende nur sehr wenig Unterstützung. Es werden zwar an den Hochschulen und Universitäten manchmal „Einführungen in das wissenschaftliche Arbeiten“ und vom „Studium Generale“ zusätzliche Kurse angeboten, die Schreibkompetenz für wissenschaftliche Haus- und Abschlussarbeiten stärken sollten. Außerdem gibt es einige wenige Ratgeberbücher zum wissenschaftlichen Arbeiten, aber die reichen offensichtlich nicht, da in solchen Veranstaltungen nur formelle Aspekte beleuchtet werden, etwa wie man ein Literaturverzeichnis erstellt und welche Zitierungsweisen existieren. Die Frage aber, wo die Grenze zwischen Zitat, Paraphrase und Plagiat verläuft, bleibt unbeantwortet.
Aus all den genannten Gründen lässt sich die Hypothese bilden, dass es eventuell nützlicher wäre, Geld anstatt für Plagiatsoftware lieber für die Einrichtung von Schreibzentren auszugeben, wo die Studierenden Unterstützung zu allen Fragen erhalten könnten, mit welchen sie während des Schreibens konfrontiert werden, und wo die Dozenten ihre ursprüngliche Rolle als Helfer und Unterstützer wieder erfüllen bzw. einnehmen könnten, anstatt Detektive zu sein. Und es ist also eine große Frage, was heute nun flächendeckend vermittelt werden muss: Kenntnisse der Plagiatsüberprüfung oder eben des wissenschaftlichen Schreibens? Was ist nun der richtige Weg, der zur Abschaffung der Plagiate als Massenphänomen führen soll?
In diesem Artikel wurde von mir Bezug auf das „geistige Eigentum“ von Sven Arnold genommen (Welcher Gedanke gehört mir? Das Copy-Paste-Syndrom: Wie aus Studierenden Plagiatoren werden und aus Dozenten akribische Detektive. In: Der Tagesspiegel Online. 30. Juni 2010, URL: http://www.tagesspiegel.de/kultur/plagiat-welcher-gedanke-gehoert-mir/1872174.html), sowie Informationen aus der Pressemitteilung des ProfNet Instituts für Internet-Marketing benutzt (http://www.profnet.de/dokumente/2015/ps-presse_2015_01.pdf).
P.S.: Weitere Informationen über die kostenlose Software zur Plagiatsprüfung profNet PlagiatService können die Interessierten dem Aushang für Studierende entnehmen: http://www.profnet.de/dokumente/2015/ps-aushang-studis.pdf
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