Die Umwelt, die Hochschule und das Netz

18 Sep, 2019

Bevor am Freitag viele Menschen auf die Straße gehen um sich dem globalen Klimastreik anzuschließen, möchten wir mal einen umweltbezogenen Blick auf unsere Hochschule, auf E-Learning Angebote im Netz und einzelne Apps werfen.
Bild von OpenClipart-Vectors auf Pixabay

von Susanne Mey und Sylke Schumann

Welchen Bezug hat unsere (Wirtschafts)hochschule zur Umwelt?

Als mehrheitlich wirtschaftlich ausgerichtete Hochschule, mit „typischen BWL“ und vielen Verwaltungs- und Polizeistudiengängen scheinen wir auf den ersten Blick nicht als Kämpfer für die Natur. Wie sieht es aus, wenn wir tiefer schauen?

An der HWR Berlin wird der Studiengang Wirtschaftsingenieur/in Umwelt und Nachhaltigkeit als Bachelor angeboten, der Studiengang Wirtschaftsingenieur/in -Energie und Umweltressourcen schließt sich als Master inhaltlich direkt an. Beide Studienprogramme werden in Kooperation mit der Beuth Hochschule für Technik Berlin angeboten. Sie sind interdisziplinär ausgerichtet und verfolgen einen ganzheitlichen Ansatz. Im Fokus steht die Befähigung zur Entwicklung und Umsetzung von Maßnahmen gegen den globalen Klimawandel, innovativer Energiekonzepte, werden die Verminderung von lokalen Umweltbelastungen, die weltweite Sicherung und Schonung von natürlicher Ressourcen eingehende thematisiert – aus gesellschaftlicher, ökonomischer und technologischer Sicht .

Außerdem gibt es an unserem Weiterbildungsinstitut, der Berlin Professional School, den berufsbegleitenden Masterstudiengang Nachhaltigkeits- und Qualitätsmanagement. In diesem Programm werden Studierende befähigt, Unternehmen und Organisationen auch hinsichtlich ökologischer Verbesserungen zu beraten. Und es bleibt nicht bei der Theorie. Studierende starten Projekte. Jüngstes öffentlichkeitswirksames Beispiel ist die Info-Aktion gegen die Nutzung von Einwegbechern. Gestartet in den Arkaden Spandau zieht das Projekt “Der CUBE- Gemeinsam gegen Einwegbecher” jetzt durch die Stadt, kooperiert mit der BioCompany.

Frau Prof. Dr. Anja Grothe erhielt schon vor 25 Jahren den B.A.U.M. Umweltpreis für Ihren entscheidenden Einsatz im Bereich Umwelt- und Nachhaltigkeitsmanagement. Noch frisch ist das Rechtsgutachten von Prof. Dr. jur. Stefan Klinski „Zur verfassungsrechtlichen Zulässigkeit eines CO2-Zuschlags zur Energiesteuer„.  Er hat zudem gerade eben zusammen mit dem Öko-Institut eine Studie veröffentlicht, die zeigt, dass das Verkehrsrecht systematisch den motorisierten Verkehr, v. a. den Autoverkehr, bevorzugt und fordert hier eine Reformierung. Prof. Dr. Holger Rogall stellte bei einer Expert/innenanhörung im Ausschuss für Wirtschaft und Energie des Deutschen Bundestages fest „Wir müssen Weltmarktführer in der Transformation hin zu einer nachhaltigen Energieversorgung werden und die 100-prozentige Versorgung mit erneuerbaren Energien anstreben“ (Quelle HWR-News). Ein Lehrbuch „Umweltpolitik“ wurde von Prof. Dr. Hartmut Aden veröffentlicht. Absolventen erhielten relevante Preise für ihre Abschlußarbeiten.

Und dann haben wir natürlich auch zum wiederholten Mal mitgebacht bei der Aktion Stadtradeln. Unter den Berliner Hochschulen haben wir den 2. Platz belegt!!! und radelten mit unseren insgesamt 18.915 Kilometern in der Berliner Gesamtwertung auf Platz 15. Was 33-mal Strecke Berlin-München oder knapp 1/2 Umrundung der Erde am Äquator entspricht 2.685,9 kg CO2.

Im Leitsatz Nr. 8 der HWR Berlin „Wir übernehmen Verantwortung“ heißt es dann auch:  „Unserer Wertorientierung entsprechend sind wir uns unserer gesellschaftlichen Verantwortung bewusst. Deshalb reflektieren wir … die gesellschaftlichen Bezüge individuellen Handelns. ..die Nachhaltigkeit wirtschaftlichen Handelns sind daher wichtige Themen in Lehre und Forschung“

Schon dieser kurze Blick zeigt also, dass unsere Hochschule und das Thema Umwelt gut zusammenpassen. Unser nächster Blick gilt der Frage:

Gibt es interessante E-Learning Angebote mit einem Umweltbezug?

Hier muss ich zugeben, dass ich noch einige Wissenslücken habe. Ich lese viel und informiere mich zum Thema, systematisch aufgebaute freie Lerneinheiten absolviere ich mehr im technischen Bereich. Aber was finde ich bei einer kurzen Netzsuche:

  • Eine kleine Selbstlerneinheit der Uni Halle gibt es zur Entstehung von Hochwasser. Diese arbeitet noch mit Flashelementen, ist aber klar und verständlich aufgebaut.
  • An den Kurs der ETS Summer University zur  Theorie, Gestaltung, und Funktion von Emissionshandelssystemen würde ich mich nicht herantrauen. Die Inhalte sind sehr textlastig und ziemlich kompliziert.
  • OnCampus als alter Bekannter hat gleich drei passende Angebote. Im kostenlosen KlimaMOOC geht es für 6 Wochen um Ursachen, Prognosen und Strategien, im Kurs Windenergie und Umwelt kann man sich für 8 Wochen vom E-Learning-Guru Prof. Dr. Jörn Loviscach durch die kostenlosen Lerneinheiten begleiten lassen und im letzten Kurs gibt es für 50 € ein breites Wissensangebot um umweltorientiertes Management und dessen Einsatz.
  • Bei edx gibt es einen 7wöchigen Kurs der Universität von Queensland die zusammen mit Wissenschaftlern aus vielen anderen Universitäten den Klimawandel und Infragestellung beleuchten
  • Eine ganze Lerneinheit zum Thema Klimafolgenforschung gibt es vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung als Handreichung für Lehrkräfte
  • Lernspiele sind ja immer so eine Sache…Laut einer mal gehörten Konfernzrede sprechen Mediendidaktiker, Programmierer, Produzenten und Auftraggeber immer noch aneinander vorbei. Wer trotzdem mal testen möchte: bei Earthgames gibt es einige vorgestellte Spiele

Natürlich gibt es noch wesentlich mehr Kursangebote, wir freuen uns über Empfehlungen in den Kommentaren. Und zum Antesten des Umwelt-E-Learning gibt es ein paar kleine Wissensbausteine:

Die Web/App-Sammlung zur Klimarettung

… gibt auch nur einen kleinen Einblick in bestehende Angebote. Es sind einfach nette Seiten und Apps die mir in den letzten Monaten aufgefallen sind.

  • Ganz neu heruntergeladen ist die App Replaceplastic, (ios/Android). Sie sammelt Verbrauchermeldungen und wendet sich dann an die Unternehmen mit dem Vorschlag aufgrund des Feedbacks auf Plastikverpackungen zu verzichten.
  • Noch nicht ganz überzeugt bin ich von der Fairleihen-Seite. Eigentlich eine gute Sache, Dinge gemeinsam zu nutzen statt immer neu zu kaufen. Viele Angebote wirken aber eher lieb- und gedankenlos eingestellt. Wir haben über nebenan.de da bessere Erfahrungen gemacht – für eine Flasche Wein als „Leihgebühr“ konnten wir so z.B. Äste häckseln
  • Eine Sammlung von grünen Onlineshops findet sich bei utopia
  • Mit Ecosia wird die Suchmaschine grün. Dauert nicht länger als beim bekannten Marktführer – unterstützt aber schöne Projekte und pflanzt Bäume fürs Suchen. Und ist als Firefox Add-on nur einen Klick entfernt (als App: ios/ Android)
  • Bei bookitgreen werden nur Unterkünfte angeboten, die bestimmte Nachhaltigkeitskriterien erfüllen. Und der Anbieter verspricht für jede gebuchte Nacht einen Baum zu pflanzen. Über atmosfair kann man den CO²-Ausstoß seiner Anreise kompensieren.
  • Die Codecheck-App (Android/ ios) verwende ich ehrlich gesagt recht selten. Dabei finde ich die Funktionen ganz gut. Es gibt eine Inhaltsstoffbewertung mit Ampelsystem, eine Nährwertampel und einiges mehr. Die eingeblendete Werbung stört mich weniger – kann aber mit In-App-Käufen unterdrückt werden. Hinweise auf die Umweltverträglichkeit und Nachhaltigkeit der Herstellung sind m.E. nicht vorhanden. Die App „Buycott“ (ios/ Android) schaut genauer hin. Hier wird nicht nur geklärt, zu welchem Konzern die Ware gehört, sondern auch wie diese zu den vorab gewählten Kampagnen stehen. Mein Spreequell Mineralwasser kann ich unbedenklich trinken, für das Kaffeepulver von Jacobs sollte ich wegen der Muttergesellschaft noch mal nachdenken.
  • Mitfahrgelegenheiten sind allseits bekannt und nicht jedermanns Sache. Weniger Überwindung kostet der stumme Mitfahrer von bringhand. Und vom Verdienst zahlt man den Co²-Ausgleich
  • Die unzähligen Leihfahrad und eScotterApps möchte ich hier nicht aufzählen. Der Bereich wird sich bestimmt gesundschrumpfen und mit der Zeit auch einregeln. Mir gefällt, dass Navigationsapps auf all diese Angebote zurückgreifen. Ich denke zumindest auf kurzen Strecken kann der Autoverkehr dadurch deutlich weniger werden. Ein ganz anderes Angebot hat Swapfiets, ein Anbieter aus den Niederlanden, der Fahrräder längerfristig verleiht und im Schadensfall schnell umtauscht.

So, dass war meine Sammlung. Gern nehmen wir noch weitere Anregungen auf.

„Große Schritte bringen uns schnell voran, aber kleine Schritte bringen uns oft weiter.“ (Zitat Anke Maggauer-Kirsche)

 

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