HWR-Wirtschaftsrechtsblog in seinem ersten Semester

12 Feb, 2013

  Von Prof. Dr. Susanne Meyer Der HWR-Wirtschaftsrechtsblog (wirtschaftsrecht-news.de) hat sein erstes Semester mit Erfolg bestanden, Grund genug, ihn hier einmal genauer vorzustellen. Die Aufgabe Neben dem wissenschaftlichen Schreiben ist zunehmend die Fähigkeit gefragt, komplizierte Sachverhalte einfach und dennoch richtig auszudrücken – wenn man so will, ist das eine journalistische Art des Schreibens. Besonders Juristen […]
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Von Prof. Dr. Susanne Meyer

Der HWR-Wirtschaftsrechtsblog (wirtschaftsrecht-news.de) hat sein erstes Semester mit Erfolg bestanden, Grund genug, ihn hier einmal genauer vorzustellen.

Die Aufgabe
Neben dem wissenschaftlichen Schreiben ist zunehmend die Fähigkeit gefragt, komplizierte Sachverhalte einfach und dennoch richtig auszudrücken – wenn man so will, ist das eine journalistische Art des Schreibens. Besonders Juristen brauchen diese Fähigkeit, denn juristische Texte sind für ihre Sprödigkeit und Schwierigkeit verrufen.

Aber wie lehrt man Juristinnen und Juristen diese Schreibweise?

Eine zweite Beobachtung, die ebenfalls nicht nur für juristische Studiengänge gilt ist die: Das im Studium erlangte Wissen veraltet, die Inhalte der Fachwissenschaft ändern sich. Im juristischen Bereich sind Gesetzes- und Rechtsprechungsänderungen nur die augenfälligen äußeren Merkmale dieser ständigen Änderung.

Aber wie lehrt man Juristinnen und Juristen die ständige Auseinandersetzung mit den neuen Entwicklungen?

Lösung: Studierende bloggen
Eine Idee ist, die Studierenden vor entsprechende Schreibaufgaben zu stellen.

Dafür haben wir – mit Hilfe des E-Learning Teams der HWR Berlin – den wirtschaftsrechtlichen Blog erstellt. Darin schreiben Studierende, aber auch DozentInnen, zu frei gewählten Themen, die mit dem Wirtschaftsrecht und dem Studium zu tun haben. Die Beiträge werden online gestellt, sind also allen Interessierten zugänglich. Daraus entsteht eine hohe Motivation der Studierenden: Sie schreiben nicht allein für sich selbst oder die Dozenten, sondern für eine gewisse Öffentlichkeit.

Die Öffentlichkeit stellen wir dadurch her, dass die Studierenden aufgefordert sind, pro Semester mindestens zwei Kommentare zu den Beiträgen ihrer KommilitionInnen einzustellen. Zumindest von den anderen Studierenden im Kurs wird man also sicher gelesen!

Zudem versuchen wir dadurch, dass auch DozentInnen Beiträge schreiben, das Interesse am Blog zu verbessern: Es könnte sich z.B. bei der Suche nach einem Thema für die Bachelorarbeit durchaus lohnen, einen Blick in die verschiedenen Rubriken des Blogs zu werfen.

 

Was war nötig?
Zur Einführung in das Bloggen haben wir in einer Lehrveranstaltung das Schreiben für das Netz (- wie optimiere ich meinen Text so, dass er von Suchmaschinen gefunden wird) ausdrücklich thematisiert. Alle Beiträge sind durch mich vor der Veröffentlichung durchgesehen worden, die Bearbeiter haben ausführliche Rückmeldung erhalten und konnten die Anregungen einarbeiten, bevor der Beitrag veröffentlicht (und auch benotet) wurde.

Ich musste natürlich auch selbst lernen, welcher Logik das Schreiben im Netz folgt und mich in das Programm, mit dem der Blog erstellt ist, einarbeiten. Das hat Spaß gemacht, war aber auch nicht ganz ohne Frust – warum erscheint auf einmal mein Kommentar nicht mehr? Wo sind meine Änderungen hin verschwunden (immer auf „Aktualisieren“ drücken!!!)? Wie legt man neue Benutzer an und welche Rechte sollen sie haben? Nicht geschafft habe ich, auf dem Blog einen „like“-Button für Facebook anzulegen, aber vielleicht ist das ja auch gar nicht erforderlich (es erspart jedenfalls Frust, wenn niemand uns liked….

 

Wie sind die Erfahrungen?
Ein erster Kurs hat in diesem Semester an dem Projekt teilgenommen. Die Themenvielfalt und die Qualität der Beiträge können sich sehenlassen. Besonders erfreulich ist, dass die Kommentare sich nicht auf bloße Zustimmung oder Ablehnung beschränken, sondern teilweise Zusatzinformationen bieten, Argumente fortspinnen oder auch in eine Diskussion zu den Beiträgen eintreten.

Man muss allerdings festhalten, dass der Betreuungsaufwand hoch ist. Schon bei der Auswahl der Themen hatten die Teilnehmenden viele Fragen. Es ist offenbar schwierig für die Studierenden zu entscheiden, welches Thema von allgemeinem Interesse sein könnte – ein gutes Lernergebnis, hier mehr Sicherheit zu erlangen.

Der Aufwand hat sich aber gelohnt, das Projekt soll im kommenden Semester unbedingt weitergeführt werden. Vielleicht gelingt es auch, noch weitere Dozentinnen und Dozenten zum Schreiben für den Blog zu gewinnen, das würde ihn evtl. auch für die Studierenden interessanter machen.

Die Themen jedenfalls sind vielfältig. Vom Debt-Equity-Swap über den Trend zu Vollzeit-Aufsichtsräten, die Frauenquote, Bankrottstrafbarkeit bis hin zu den Neuregelungen für Mini-Jobber ist vieles dabei. Auch Fragen der Berufschancen von Wirtschaftsjuristen und andere studienbezogene Fragen werden angesprochen.

Insgesamt ist mein Fazit und auch das der Studierenden daher sehr positiv. Wir haben viel gelernt, ein sichtbares Arbeitsergebnis ist vorhanden, an dem künftige Semester weiterarbeiten können. Wir hoffen auf LeserInnen und viele konstruktive Kommentare.

 

DANKE dem E-Learning-Team der HWR Berlin, ohne deren Unterstützung und Förderung durch Hilfskraft-Mittel und den E-Learning-Wettbewerb ich das Vorhaben, das ich schon länger im Kopf hatte, bestimmt nicht umgesetzt hätte.

 


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