Neuigkeiten von der Gamification-Front!
Ich habe die Möglichkeit bekommen an einer gamifizierten Schulung teilzunehmen. Ob man es nun als ein Serious Game betrachtet oder als Gamification in Schulungen – es ist auf jeden Fall wert hier kurz davon zu berichten.
Das Best-Practice-Institute, ein Schulungsunternehmen aus Wiesbaden hat eine Pilotschulung gamifiziert. Thema: Verhandlungstraining.
- Schulung: mit 2 Trainern und mehreren Teams.
- Dauer: 1-2 Tage.
- Kategorie: Rollenspielszenario.
Ich durfte dabei sein und in den letzten Tagen der Vorbereitung mithelfen und Fragen stellen.
Das Verhandlungsrollenspiel trägt den Namen “Operation Einkauf” und ist sowohl Unterhaltung als auch angeleitetes Lernen.
“Wir stehen erst am Anfang mit dem Thema „Gamification“ in der Weiterbildung. Der Markt muss diese neue Art von Weiterbildungsprodukten erst einmal kennenlernen, nach den ersten Buchungen sind wir jedoch zuversichtlich, dass wir das Konzept weiter ausbauen werden.” Dr. Axel Hamann (twitter), Geschäftsführung des Best Practice Institute.
Das Konzept in Stichpunkten:
- Rollen verteilen / Teams bilden
Das Setting spielt auf einer Messe, auf der eine Einkaufsabteilung mehrere Vertriebler-Teams eingeladen hat. Auf Basis einer Ausschreibung zu einem Projekt (Preise und Services etc.) soll um das beste Angebot verhandelt werden.
- Informationen aufnehmen, einarbeiten
Die Ausschreibung und eine Einladung zur Messe geht sogar vorab an die Teilnehmer. Am Tag selbst bekommen die Teams dann Unterlagen zu der Geschichte Ihrer Unternehmen. Von Preistabellen bis zur SWOT-Analyse arbeiten sich die Teilnehmer in das Spiel ein.
- Auf geht‘s! Verhandeln!
In mehreren Runden treffen die Teams aufeinander. Geleitet durch Hilfestellungen der Trainer wird die eigene Vorbereitung der Verhandlung umgesetzt. Anstelle von Materialien und Techniken die in normalen Trainings über PowerPoint oder Flip-Chart gezeigt werden, finden sich die Teilnehmer in der Situation wieder, diese Techniken direkt aus zu probieren.
Neue Techniken werden nach jeder Runde an die Teilnehmer in Form von Aufgaben oder Ereignissen ausgeteilt (Ähnlich wie die Ereigniskarten bei Monopoly). Nun muss reagiert werden. Sogar eine Weltkarte bringt internationale und lokale Ereignisse in die Verhandlung mit ein. Im Verlauf des Spiels beeinflussen unterschiedliche Ereignisse verschiedene Teilnehmer und nehmen somit indirekt auf ihre Strategien Einfluss. Von Streiks, die Lieferzeiten verändern oder Mindestlöhnen, die Preise ruinieren. Teams können auch interagieren und anderen Teams kleine Steine in den Weg legen, um sich einen Vorteil zu verschaffen.
Aus meiner Sicht ist der offene Aufbau und die Struktur gut gelungen, er lässt viel Freiraum um kreativ die Verhandlung zu beeinflussen und „spielend“ zu lernen.
“Es war uns wichtig die Teilnehmer durch übertriebene, aber noch realistische Vorfälle zu fordern… Und nebenbei mit Lerninhalten zu versorgen.” Dr. Axel Hamann, Geschäftsführung des Unternehmens.
Zu Beginn der Schulung war die Atmosphäre eine Mischung aus zweifelnden Blicken und vorfreudiger Erregung. Die Feedbackrunde am Ende der Schulung gibt dem Konzept jedoch Recht. Die alltäglichen Herausforderungen haben den Lernprozess versteckt. Während man sich mit Spezifikationsänderungen und dreisten Forderungen herumgeschlagen hat – hat man nebenbei die Verhandlung vorbereitet, nachbereitet, Strategien überarbeitet und Tipps des Trainers angewandt.
Beim Ausklang des Abends, habe ich in einem Gespräch mit den Trainern von BPI (Best-Practice-Institute) erfahren, dass Sie bei der ersten „Operation Einkauf“ Schulung überrascht waren, wie die Teilnehmer ungeachtet Ihrer Position und Erfahrung auf hohem Niveau verhandeln. So etwas sei mit konventionellen Schulungen erst nach sehr viel längerer Zeit realisierbar. Es wird den Teilnehmer sehr viel einfacher gemacht, die Essenz des Verhandelns im Spiel zu erfassen. Somit begreifen Sie auch schneller warum manche Techniken Sinn machen. Die Aufgabe der Trainer in “Operation Einkauf” ist Ansprechpartner und Berater bei Fragen zu sein. Es wurde mir bestätigt, dass die Teilnehmer eher den Trainer als Spielleiter akzeptieren, als jemand der Ihnen einen Vortrag über richtiges Vorgehen bei Verhandlungen hält. Die Trainer haben den Sprung vom “Vorschreiber” zum “Helfer und Berater” geschafft. Durch die andere Akzeptanz in der Gruppe werden Erfahrungen und Hilfestellungen direkter angenommen.
Ich freue mich darauf noch einmal an einer Schulung teil zu nehmen!
Euer Lennart
0 Kommentare