Studium 2020 – Positionen & Perspektiven

13 Feb, 2012

Am 26. und 27. Januar fand in Berlin die Tagung „STUDIUM 2020 – Positionen & Perspektiven“ statt.  Die E-Learning-Thematik wurde eher zweckgebunden aufgegriffen – als Unterpunkt der großen zentralen Frage: „Wie richten sich Hochschulen an den sich ändernden Bedingungen aus?“ Untersuchungen zeigen, dass schon jetzt  eine zunehmende Anzahl der  Studierenden durch verschiedene private Anforderungen (Job, […]

Am 26. und 27. Januar fand in Berlin die Tagung „STUDIUM 2020 – Positionen & Perspektiven“ statt.  Die E-Learning-Thematik wurde eher zweckgebunden aufgegriffen – als Unterpunkt der großen zentralen Frage:

„Wie richten sich Hochschulen an den sich ändernden Bedingungen aus?“

Untersuchungen zeigen, dass schon jetzt  eine zunehmende Anzahl der  Studierenden durch verschiedene private Anforderungen (Job, Kinder, Angehörigenpflege,…) weniger als 25 h/ Woche Zeit für ihr Studium haben. Auch sinkt die Anzahl der Studierenden, die direkt nach dem Abitur an die Hochschule kommen. Einer Erhebung (Dt. Studentenwerk und HIS) zufolge hat ein Viertel der Studierenden eine abgeschlossene Berufsausbildung, 2/3 sind erwerbstätig.Flexibilisierung und Individualisierung, das lebenslange Lernen und die zu erwartende Vielfalt der Studierenden waren Schlagworte in vielen der Vorträge. Viele gesellschaftlichen Veränderungen (demografischer Wandel, Internationalisierung, Bolognareform, Interkulturalität) zwingen die Hochschulen ihre eher starre Regelwerke über:
– die Aufteilung in Fachdisziplinen,
– Bildungsorte und -zeiten,
– die soziale Differenzierung und formale Qualifizierungsstufen,
– bisherige Unterrichtsformen und Medienorientierung
neu zu überdenken.

Einige Hochschulen experimentieren mit Modellen der Entgrenzung. Wie schwer und steinig dieser Weg für die stattliche Hochschulen quer durch eine Bildungslandschaft mit „Kapazitätsverordnungen“ und „leistungsbezogener Mittelvergabe“ ist, zeigt vielleicht diese Grafik:

Abb. Studienganganteile, Quelle Vortrag BMBF

Die starke Orientierung an Kennzahlen und Wirtschaftlichkeit führt zu einem Selektionsdruck, der Diversität oftmals unterdrückt. Eine Anpassung der Lerninhalte an unterschiedliche Bildungsbiographien stehen im Wettstreit mit der Verwertbarkeit aller Lehrinhalte, die Frage der Persönlichkeitsentwicklung bricht sich an der Inflationierung der Prüfungen. Immer noch ist das Studium größtenteils von Präsenzvorlesungen und Klausuren geprägt. Doch manchmal sind auch kleine Schritte ein sinnvoller Start, um den Weg zu beginnen. Gut ausgearbeitetes Lehrmaterial zum Selbststudium in der Fernlehre kann auch die Lehre an den Hochschule sinnvoll ergänzen.

Welche Wege hier die einzelnen Universitäten gehen und welche Prognosen für die Entwicklung abgegeben werden, kann den Vortragsfolien gut entnommen werden. Prof. Dr. Anke Hanft von der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg fasst die Ergebnisse der Konferenz zusammen und prognostiziert für das Studium 2020 (vergl. auch Papier Kerres/Hanft/Wilkesmann):

• flexible Gestaltung von Studienangeboten mit unterschiedlichen, auf das gesamte Jahr verteilten Programmen, deren Belegung auf individuelle zeitliche Budgets zugeschnitten werden kann
• Modulare Anlage der Studienformate mit vielfachen Übergangsmöglichkeiten
• Lernen „on- und off-campus“ durch Medien gestützte Selbstlernangebote
• fließende Gestaltung von Übergängen entlang vorhandener Kompetenzen und Leistungsvoraussetzungen
• „Access-Studies“, „University Transfer Programs“ und andere Maßnahmen zur Förderung der Studierfähigkeit
• sehr viel größere Offenheit gegenüber heterogenen Studierenden, Zulassung entlang von Kompetenzprüfungen und –einstufungen

Ein schönes Fazit der Konferenz war ein Satz eines Studenten: „Wir wissen, was wir tun müssen, aber wir wissen nicht, wie wir es umsetzen können.“

Und das Fazit für die HWR Berlin: Eigentlich sind wir richtig gut – viele der angesprochenen Themen sind in unserem Projekt „HWR Berlin Qualitätsoffensive“ enthalten und werden umgesetzt. Auf einem besseren Weg kann man doch kaum sein. Wir als E-Learning-Team freuen uns darauf, diesen Übergang zu begleiten.

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