Youtube-Lernvideos zu einem interaktiven Lernerlebnis weiterentwickeln

8 Okt, 2018

Youtube kennt heutzutage wohl jeder Mensch- von den meisten wird die Videoplattform fast täglich genutzt. Neben lustigen Katzenvideos, Vlogs und Musikvideos gibt es auch Lern- und Erklärvideos über verschiedenste Themen. Könnten diese Filme in der Hochschullehre Anwendung finden? In diesem kurzen Übersichtsartikel wird erklärt, inwiefern Youtube-Videos von Lehrenden für eigene Zwecke genutzt und mit Unterstützung […]

Youtube kennt heutzutage wohl jeder Mensch- von den meisten wird die Videoplattform fast täglich genutzt. Neben lustigen Katzenvideos, Vlogs und Musikvideos gibt es auch Lern- und Erklärvideos über verschiedenste Themen. Könnten diese Filme in der Hochschullehre Anwendung finden? In diesem kurzen Übersichtsartikel wird erklärt, inwiefern Youtube-Videos von Lehrenden für eigene Zwecke genutzt und mit Unterstützung des Moodle-PlugIn H5P weiterentwickelt sowie individualisiert werden können.

Muss es gleich ein selbst erstelltes Video sein?

Videosequenzen als lehrende Person selbst zu erstellen, kann einige Zeit in Anspruch nehmen. Der Mitschnitt einer Vorlesung wird erst durch die Auffuhr einiger Materialien und Begleitpersonen möglich. Ein Screencast lässt sich hingegen schon allein zuhause erstellen. Doch auch dafür werden eine spezielle Software, ein wenig Übung sowie ausreichend Zeit benötigt. Dafür gibt es bereits unzählige, frei zugängliche, zumeist professionell erstellte Videos: Youtube bietet als Plattform den Rahmen, den es benötigt, schon Vorhandenes zu nutzen.

Youtube als Lernumgebung?

Die Videoplattform Youtube wird wohl am meisten von Studierenden zu Rate gezogen, wenn die eigenen Vorlesungsmitschnitte nicht mehr nachvollziehbar sind und die Augen müde vom Lesen von endlos erscheinenden Textseiten. Videos sind nicht nur reiner Informationsübertrag, sondern können auch Emotionen hervorrufen, die die kognitive Aufnahmefähigkeit erhöhen. Zudem können ein paar bewegte Bilder, Farben und Konturen die Motivation nach oben treiben. Doch wie kann sicher festgestellt werden, dass die angeschauten Lernvideos den Unterrichtsstoff korrekt wiedergeben? Um Videos auf Youtube hochladen zu können, bedarf es keiner akademischen Ausbildung. Außerdem besteht die Möglichkeit, dass bestimmte Inhalte anders dargestellt werden oder synonyme Begriffe verwendet werden, die jedoch Verwirrung beim Lernenden erzeugen.

Fremde Videos mit Hilfe von H5P individualisieren

H5P bietet eine Lösung, die es möglich macht, fremde Lernvideos den eigenen Bedürfnissen anzupassen. Das PlugIn ist fest in Moodle integriert und dient zur Erstellung von interaktiven Inhalten. Eines der auswählbaren Inhaltstypen ist das „Interactive Video“. Dafür kann eine eigene Videodatei hochgeladen oder ein Link zu einem Youtube-Video genutzt werden. Es lohnt sich in jedem Fall, nach bereits existierenden Videos auf Youtube zu suchen, die die eigenen Unterrichtsinhalte wiedergeben. Durch die Nutzung von H5P können diese mit eigens formulierten Fragen, weiterführenden Links oder Kommentaren ergänzt werden.

Zusätzliche Informationen in Videos einfügen

Sollten bei einem aufgespürten Erklärvideo bestimmte Aspekte fehlen oder anders dargestellt sein, so können zusätzliche Texte, Tabellen, Bilder und Links bereitgestellt werden. Bei jeder Funktion kann entschieden werden, ob nur ein runder Button oder ein Poster zur Darstellung verwendet werden soll: Der Button wird für einen festgelegten Zeitraum angezeigt und muss angeklickt werden, um die Zusatzinfos preiszugeben. Das Poster überdeckt dagegen den Videobildschirm und sorgt für Pausieren des Videos. Die Wahl des Buttons bietet sich vor allem dann, wenn tatsächlich nur Zusatzinfos für freiwillige Interessenten bereitstehen sollen. Ein Poster und das damit verbundene Pausieren des Videos erhält dafür die vollständige Aufmerksamkeit des Zuschauers. Es kann deshalb gut für wichtige Erläuterungen genutzt werden.

Fragen zur Verständnisüberprüfung nutzen

Des Weiteren stehen über die H5P-Funktion „Interactive Video“ einige Fragetypen zur Verfügung, die innerhalb des Videos eingesetzt werden können. Dies kann dafür genutzt werden zu prüfen, ob die zuschauenden Studierenden den Inhalt des Videos verstehen. Aus folgenden Fragearten kann ausgewählt werden:

  • Statements (Eine Aufzählung von Aussagen, aus denen die korrekte gewählt werden muss)
  • Single Choice Set (Eine Frage, mit nur einer richtigen Antwort)
  • Multiple Choice (Eine Frage, mit mehreren korrekten Antworten)
  • True/False (Eine Aussage, die als wahr oder falsch identifiziert werden muss)
  • Fill in the Blanks (Ein Lückentext mit freier Texteingabe)
  • Drag and Drop (Eine Grafik [meist Bild], deren Freiflächen Textausschnitte zugeordnet werden müssen)
  • Mark the Words (Ein Text, in dem festgelegte Wörter markiert werden müssen)
  • Drag Text (Ein Text, in dessen Lücken vorgegebene Satzbausteine gezogen werden müssen)

Die Entscheidung für den ein oder anderen Fragetypen hängt stark vom Inhalt des Videos und von den Intentionen des Erstellenden ab. Allgemein ist die Aufsetzung der Überprüfungsmöglichkeiten sehr intuitiv und schrittweise erklärt. Zusätzlich gibt es die Möglichkeit, festzulegen, dass bei falscher Beantwortung zu einem bestimmten Teil im Video zurückgesprungen wird. So hat die zuschauende Person den relevanten Teil noch einmal anzusehen und die Frage zu wiederholen, ehe es im Stoff weitergeht. Auch bei den Fragen kann zwischen Button und Poster gewählt werden.

Neuerung: Submit Screen

Mit dem letzten Update und Release von H5P wurde ein neues Feature vom Interactive Video veröffentlicht: der Submit Screen. Am Ende der Zeitleiste des Videos ist nun ein kleines Sternchen zu sehen, das bei Anklicken den Submit Screen öffnet. Dieser beinhaltet einen Überblick über die abgegebenen Antworten und die Option, die Antworten einzureichen. Diese Übersicht kann auch vom Erstellenden zu einem festgelegten Zeitpunkt im Video eingespielt werden.

Tipps und Tricks für die Erstellung eines Interactive Videos

Grundsätzlich gilt: Weniger ist mehr. Wird ein 5-Minuten-Video mit 15 Fragen vollgestopft, liegt es nah, dass die lernende Person nicht viel vom eigentlichen Video mitbekommen wird. Zudem ist es zweifelhaft, wie sinnvoll es für den Lernerfolg ist, eine Verständnisfrage einzuspielen, direkt nachdem die relevante Information übermittelt wurde. Ein allgemeiner Vorteil von Lernvideos ist jedoch, dass Studierende nach ihrem eigenen Tempo lernen können: Sie können das Video anhalten, zurückspulen oder wiederholen. Bei der Aufsetzung eines Interactive Videos ist außerdem zu beachten, dass es zu keiner Reizüberflutung kommt. Die audiovisuellen Sinne sind stark beansprucht und könnten überfordert werden, wenn in zu kurzen Abständen zusätzliche Informationen oder Fragen auftauchen. 

Los geht´s!

Mit H5P als Hilfsmittel können Youtube-Videos einfach in die Lernmaterialsammlung aufgenommen werden. Ein Vorteil für Studierende besteht darin, dass sie sicher sein können, dass die zur Verfügung gestellten Youtube-Videos seriös und zum Lernen geeignet sind. Für Lehrende ist die Nutzung von auf Youtube bereitgestellten Videos ein Zeitersparnis. Durch die Weiterentwicklung in ein Interactive Video können sie ihnen noch eine eigene Note verleihen. Worauf also noch warten? Es stehen unendlich scheinende Weiten an Videos bereit, aus denen im Handumdrehen individuelle Interactive Videos gemacht werden können.

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