Call for Papers: (Kooperative) Textgenerierung in Wikis und andere Web 2.0 Tools in der Lehre

15 Mai, 2012

von Claudia Bremer Im Rahmen eines Beitrags und ggf. Workshops soll diskutiert werden, in wie fern die (kooperative) Textgenerierung in Lehrveranstaltungen und anderen Bildungs-kontexten gelingt, wann sie sinnvoll ist und wie auch andere so genannte Web 2.0 Tools zum Einsatz kommen können. Grundlage ist eine Untersuchung an der Goethe-Universität Frankfurt, die von der Frage ausging, ob studentisch initiierte Wiki-Umgebungen […]

F W Hegel mit Studenten: ohne Web 2.0

von Claudia Bremer

Im Rahmen eines Beitrags und ggf. Workshops soll diskutiert werden, in wie fern die (kooperative) Textgenerierung in Lehrveranstaltungen und anderen Bildungs-kontexten gelingt, wann sie sinnvoll ist und wie auch andere so genannte Web 2.0 Tools zum Einsatz kommen können. Grundlage ist eine Untersuchung an der Goethe-Universität Frankfurt, die von der Frage ausging, ob studentisch initiierte Wiki-Umgebungen zu größerer Partizipation und kollaborativen Schreibprozessen
führen als TopDown von Lehrenden initiierten Wikis in Lehrveranstaltungen.
Ausgangspunkt ist auch der von Petra Grell gegebene Impuls „Lernen unter Zwang“¹,
der veranschaulicht, wann Lehrende quasi durch die Verfügbarkeit von Web 2.0
Tools verführt werden, ihre Studierenden zu zwingen, Lernprozesse (halb-)
„öffentlich“ zu machen, ohne dass dies dem Lernprozess zuträglich wäre. Ziel ist
daher, eine sinnvolle und gelingende online Aktivierung von Studierenden mit Hilfe
von Wikis und anderen Web 2.0 Tools und deren Grenzen herauszuarbeiten.

Hintergrund zur Untersuchung
2011 wurde an der Universität Frankfurt eine Erhebung durchgeführt, welche die
Untersuchung der kooperativen Texterstellung in Wikis im Rahmen verschiedener
Projekte zum Ziel hatte, wobei die Einsatzszenarien von der Wiki-Nutzung in
Seminaren bis hin zu studentisch initiierten Fachbereichsportalen und ergänzenden

Lernangeboten reicht. Zugrunde lagen der Untersuchung Beobachtungen und
Thesen, dass einerseits eine so umfangreiche kooperative Textproduktion in Wikis
wie beispielsweise in Wikipedia dann funktioniert, wenn eine ausreichend große Zahl
an Beteiligten vorliegt, von denen laut einer These von Nielsen (2006) zwar nur
wenige aktiv mitwirken, sie aber doch eine ausreichende Zahl an Schreibenden
hervorbringt. Vermutungen, die auch durch Untersuchungen von Stegbauer (2009)
und anderen (Ebersbach et al. 2008) unterstützt werden. Eine These war zudem,
dass Schreibprozesse auch dort gelingen, wo beispielsweise durch Seminare die zu
erbringenden Leistungsumfänge definiert sind (Beispiele Projekte Exkursionen Wiki
und BasisReliPäd) und dort, wo eine ausreichend große Zahl an Akteuren oder sehr
motivierte Akteure vorzufinden sind.
Auf Basis dieser Hypothesen wurden mehrere Projekte mit sehr unterschiedlicher
Ausrichtung und Beteiligungsstrukturen untersucht. Neben den erwähnten seminar-
istischen Veranstaltungen waren darunter Projekte, die das Ziel haben, einer definier-
ten Adressatengruppe gezielt Informationen bereitzustellen wie z.B. studienbegleit-
ende Lernmaterialien oder Gruppen mit dem Ziel, zu einem Thema kooperativ
Informationen zusammen zu tragen und ein Themenportal aufzubauen.
Ziel der Untersuchung war dabei vor allem, die Beteiligungsstrukturen in der Text-
produktion zu erheben: Wer definiert die Qualität der Texte? Gibt es Vorgaben auf
die Gestaltung und Struktur? Existieren Freigabe- und Qualitätssicherungsprozesse?
Wird groß ist der Kreis der Schreibenden? Differenzieren sich Schreibende und die
Adressaten? Wie groß sind die einzelnen Gruppierungen? Etablieren sich
Beteiligungsstrukturen, -verfahren und -prozesse des kooperativen Schreibens und
wenn ja, wie werden diese festgelegt und wie entwickelt sich diese? Im Anschluss an
die Befragung wurden die Ergebnisse zudem mit bekannten Studien zur Wiki-
Nutzung in Lernprozessen verglichen. Im Rahmen des Beitrags von Bremer (2012)
werden die Untersuchungsergebnisse sowie die verschiedenen Einsatzszenarien
vorgestellt und wird auf die unterschiedlichen ‚Schreibszenarien‘ und -prozesse wie
auch auf Gemeinsamkeiten und Unterschiede zu anderen Studien eingegangen.

* zum Teil im Rahmen der geförderten studentische eLearning-Projekte an der Goethe-
Universität Frankfurt/Main
Literatur
Bremer, Claudia (2006): Wikis im eLearning. In: Christoph Rensing (Hrsg.): Procee-
dings der Pre-Conference Workshops der 4. e-Learning Fachtagung Informatik
DeLFI , Darmstadt 11.-14.9.06. Bonn: Gesellschaft für Informatik, 101-106.

Bremer, Claudia (2012): Wikis in der Hochschullehre. In: Michael Beisswenger et al
(Hrsg.): Wiki-Hypertexte in Lehr-/Lernkontexten – State-of-the-art – Praxisbeispiele
– Didaktische Potenziale. Werner Hülsbusch Verlag (in Druck).

Ebersbach, Anja, Markus Glaser & Richard Heigl (2008): Social Web. Berlin:
Springer

Nielsen, Jakob (2006): Participation Inequality: Encouraging More Users to
Contribute
. Jakob Nielsen’s Alertbox, October 9, 2006. [27.7.2011]

Stegbauer, Christian (2009): Wikipedia. Das Rätsel der Kooperation. Wiesbaden:
Verlag für Sozialwissenschaften.

 

¹Vgl. Vortrag von Prof. Petra Grell auf dem eLearning_Netzwerktag der Goethe-Universität Frankfurt
(Folien , Video) sowie auf der GML 2011 (Folien, Vortrag)

von Claudia Bremer, studiumdigitale, Goethe-Universität Frankfurt/M.

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