Eine subjektive Browserempfehlung: Mein Weg von Firefox zu Chrome

19 Mrz, 2013

Alles fing an, als Firefox das erste Mal in Version 4 erschien. Die Major Releases waren bis dahin immer eine Art Fest für mich gewesen, da es meistens geheißen hatte: „Hier ist die neue Generation, sieht immer noch aus wie die alte, aber es gibt interessante Neuerungen hier und da, und auch dort. Und sicherer […]
Firefox 4
Firefox 4

Firefox 4 – Design-Wunder oder Produktivitätsbremse?

Alles fing an, als Firefox das erste Mal in Version 4 erschien. Die Major Releases waren bis dahin immer eine Art Fest für mich gewesen, da es meistens geheißen hatte: „Hier ist die neue Generation, sieht immer noch aus wie die alte, aber es gibt interessante Neuerungen hier und da, und auch dort. Und sicherer und stabiler ist es natürlich auch geworden.“ Doch nicht so in diesem Fall. Statt eines wohlbekannten Gesichtes sah ich mich einem überarbeiteten Interface gegenüber, in dem ich nicht mehr das fand, was für mich den „Feuerfuchs“ einmal ausgemacht hatte: die logisch aufgebaute Menüleiste, bei der man jeden Klick schon 50 Mal gemacht hatte und so selbst im Schlaf finden konnte. Immerhin fand ich schnell heraus, dass man sie wieder aktivieren konnte.

Aber damit schien es nicht genug. Auf einmal funktionierte die Hälfte meiner Plugins nicht mehr – ersatzlos. Wie schon bei jedem vorherigen Release war mir bewusst, dass ich bei einigen Plugins – vor allem solchen von privaten Entwicklern ohne Vollzeitambitionen – eine gewisse Zeit auf die erneute Verfügbarkeit der Funktionalität warten müsste. Eventuell ließe sich hier und da auch eine Alternative finden. Der schlimmste Fall war meist, mit dem Umstieg auf die neue Browserversion warten zu müssen, und immer mal wieder zu prüfen, ob es bald losgehen kann. So weit, so unbequem.

Immerhin hatte die seit Version 3 endlich fest eingebaute Synchronisations-Funktion, mit der man seine Lesezeichen, Passwörter und Ähnliches über mehrere Rechner hinweg auf einem Stand halten konnte, reibungslos funktioniert. Aber auch hier taten sich plötzlich Abgründe auf: Server nicht erreichbar; Stunden damit verbringen, doppelt synchronisierte Lesezeichen zu löschen; sich wundern, wo der Link von vor 2 Tagen auf einmal geblieben war und so weiter.

Trotzdem war ich zunächst zuversichtlich, bis ich auf die Idee kam, dass ich doch sehr gut auch eine Synchronisation der wichtigsten Browserinhalte auf mein brandneues Android-Smartphone gebrauchen könnte. Wie sich schnell herausstellte, waren jedoch jegliche Firefox-Versionen und -Ableger für die mobile Plattform zu diesem Zeitpunkt weder ergonomisch noch performant geschweige denn in der von mir erwarteten Weise funktional. Noch ein Reinfall also.

Auch die Stabilität und Performanz des Browsers waren mittlerweile nicht mehr das, was ich aus Version 2 gewohnt war. Vorausgesetzt, dass ich wirklich alle Plugins installiert hatte, die ich für meine Bedürfnisse brauchte, wurde der Browser nach und nach immer behäbiger. Die Startzeit der Anwendung war am Ende unerträglich, und mindestens einmal pro Woche fror sie aus nicht ersichtlichen Gründen zeitweise oder vollständig ein oder stürzte gleich komplett ab. Als sich dann schließlich offenbarte, dass die Firefox-Entwicklung auf Rapid-Release-Zyklen von 6 Wochen umstellte, sah ich die Leiden eines Updates regelmäßig auf mich zukommen (Interface anpassen, Erweiterungen suchen und testen, Synchronisation einrichten und prüfen). Noch dazu musste man diese Updates als Benutzer manuell anstoßen oder zumindest bestätigen und beaufsichtigen, und so fiel für mich der Hammer. Ich war von nun an offiziell vergrault und auf der Suche nach einer Alternative.

Über eine Empfehlung bin ich so – durch Privatsphärenparanoia zunächst Google-skeptisch – auf die quelloffene Variante „Chromium“ gestoßen, dessen gleichnamiges Softwareprojekt die Code-Basis für den bekannten Google Chrome Browser ist. Chromium bietet sich vor allem auf Linux-Distributionen an, die ihn teilweise in ihre Repositories aufgenommen haben und so automatisch mit Updates versorgen. Auf Windows-Systemen gibt es für Chromium diese automatischen Updates hingegen nicht, daher fiel meine Wahl schließlich doch auf den offiziellen Google-Browser.

Im Vergleich zum klassischen Firefox ist das Interface von Chrome sehr spartanisch gehalten, die klassische Menüleiste sucht man vergebens und das Einstellungsmenü ist Gewöhnungssache. Trotzdem lassen sich fast alle Funktionen und mittlerweile sogar die meisten Erweiterungen, die man von Firefox kennt, auch in Google Chrome einrichten. Das einzige, was ich immer noch ab und zu vermisse, ist die anwendungsinterne Einrichtung eines Proxy-Servers, Chrome ist hier lediglich in der Lage, die globalen Systemeinstellungen zu übernehmen.

Auch im Bereich Performance und Stabilität bin ich von Chrome selbst mit diversen installierten Plugins noch nicht enttäuscht worden. Nicht zuletzt hängt das  damit zusammen, dass der Browser sehr stark modularisiert ist und alle geöffneten Tabs und  einzelne Erweiterungen in eigenen Prozessen laufen.

Letztendlich ist dieser Weg für mich als Google-Nutzer nicht nur lohnend sondern vielleicht sogar unvermeidlich gewesen. Denn nun fügt sich alles wie von selbst zusammen: Die Synchronisation zwischen Desktop, Laptop und Smartphone, die automatischen Hintergrund-Updates auf allen Geräten, die reibungslose Integration der Google-Dienste in meine Hardware und eine Geschwindigkeit und Verlässlichkeit, die ihresgleichen sucht. Privatsphäre hin oder her: ich glaube daran, dass ich im Medienzeitalter ohnehin gläsern bin. Und wenn ich daran schon nicht vorbeikomme, möchte ich es bitte wenigstens bequem haben.

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