Infolgedessen wurden in der Kultusministerkonferenz (Stand: 14.03.2019) Empfehlungen verabschiedet (hier), welcher als Leitfaden für das Digitalisierungsvorhaben an Hochschulen dient. Darunter gehören nicht nur die strategische Verankerung der Digitalisierung in der Lehre, sondern auch der Ausbau der „organisatorischen, personellen und finanziellen Voraussetzungen“ (KMK). Die Rahmenbedingungen zur Umsetzung dieser Ziele sollen vom Bund und den Ländern bereitgestellt werden, wie z.B. die Finanzierung.
Status quo
Zunächst sollte geklärt werden, wie das Digitalisierungsvorhaben von Hochschulen bewertet wird und wie der aktuelle Stand ist. Gemäß des HIS-Institut für Hochschulentwicklung (HIS-HE) mit ihrer Schwerpunktstudie „Digitalisierung der Hochschulen“ lassen sich unterschiedliche Ergebnisse entnehmen.
Laut der Befragungen von Hochschulleitungen wird der Digitalisierung zwar einen hohen Stellenwert zugeschrieben (mit über 80% hoch oder sehr hoch), allerdings steht diesem Ergebnis „ein weniger stark ausgeprägter Digitalisierungsstand“ (Gilch, Harald et al., S. 42) gegenüber. Ein eher wenig überraschendes Ergebnis. In der Studie werden die Ursachen für diese unterschiedlichen Werte näher erläutert. Beispielsweise geht aus der Studie hervor, dass finanzielle sowie personelle Ressourcen zu den wichtigsten Gründen für die langsame digitale Transformation der Hochschulen gehören. Die bisher insbesondere befristeten Fördermittel bremsen einen zielgerichteten und dauerhaften digitalen Umstellungsprozess (vgl. Gilch, Harald et al., S. 125 ff.).
Demnach scheint ein Eingreifen mithilfe eines Finanzierungspaktes (z.B. in Form eines Digitalpakt Hochschule) sinnvoll zu sein. Bisher ist aber noch nicht absehbar, wann es einen solchen Pakt für Hochschulen geben soll. Im Folgenden werden mögliche Potenziale, aber auch Herausforderungen bei der digitalen Transformation der Hochschulen näher erläutert, die bei der Betrachtung eines solchen Bildungspaktes eine Rolle spielen könnten.
Chancen
Noch vor dem Start eines Digitalpakt Hochschule sollten die bestehenden Digitalisierungsprojekte und Ansätze festgehalten werden, damit bereits gewonnene Erkenntnisse und Erfolge aus diesen Projekten nicht einfach verloren gehen. Daraus lassen sich Handlungsempfehlungen ableiten und künftige Projekte könnten verbessert werden. Eine langfristige Finanzierung könnte dann genau an solchen Pilotprojekten ansetzen und eine dauerhafte Implementierung ermöglichen, so dass das Digitalisierungsvorhaben allmählich voranschreitet (vgl. Tobias R. Ortelt et al.). Auch der Digitalpakt Schule wird mögliche Potenziale und Grenzen verdeutlichen, welche für einen Digitalisierungspakt für Hochschulen genutzt werden können.
Des Weiteren bietet eine umfassende Installation von digitaler Technik sowie medienpädagogischer Lehrkonzepte in Hochschulen die Möglichkeit, vor allem bei jüngeren (bzw. folgenden) Generationen das Interesse an Lehrinhalten zu steigern und somit den Bildungserfolg zu erhöhen – in Anlehnung an das pädagogische Prinzip der ‚Lebensweltorientierung‘.
Auch die Studie zur „Digitalisierung der Hochschulen“ befasste sich Anfang 2019 mit möglichen Faktoren, die als Voraussetzung für eine gelingende Digitalisierung der Hochschulen gegeben sein sollten. Hierbei wird deutlich, dass die Notwendigkeit von ausreichenden Ressourcen (finanziell sowie personell) als die wichtigste Voraussetzung für ein Voranschreiten der digitalen Transformation der Hochschulen angesehen wird, knapp gefolgt von einer angepassten Strategie und Governance. Damit lassen sich wesentliche Bedarfe erkennen, die auch bei der Implementierung des Digitalpakt Schule diskutiert wurden. Damit ergeben sich auch für Hochschulen ähnliche Bedarfsstrukturen und mögliche Argumente für einen Digitalpakt Hochschule.
Herausforderungen
Mit der Digitalisierung des Hochschulapparates ergeben sich natürlich auch vielseitige Herausforderungen. Mit der Strategie des KMK „Bilder in der digitalen Welt“ von 2016 wurden nicht nur für die Schulbildung, sondern auch für die Hochschullehre Empfehlungen verschriftlicht, die bei der digitalen Umstrukturierung beachtet werden sollen. Daraus ergab sich unter anderem der Digitalpakt Schule. Weshalb der Digitalpakt Hochschule noch auf sich warten lässt, ist bisher nicht bekannt. Eine Vermutung wäre demnach, wie bereits kurz erwähnt, dass aus dem Versuch des Bildungspaktes Schule positive sowie negative Erfahrungen gesammelt werden sollen, um daraufhin eine weiterentwickelte Strategie und ein Unterstützungspaket des Staates für Hochschulen konzipieren zu können. Aber das braucht Zeit!
Die digitale Umstrukturierung der Hochschulverwaltung und der Hochschuldidaktik ist ein komplexer Transformationsprozess, der ebenfalls Zeit benötigt. Allerdings verändern sich die digitalen Möglichkeiten sowie Bedarfe viel schneller als in Institutionen implementiert werden können. Demnach wäre eine dauerhafte Finanzierung sinnvoll, um den sich regelmäßig veränderten Anforderungen gerecht zu werden. Doch das kann die Hochschule nicht alleine stemmen. Wie wäre es mit einem eigenen Sondervermögen für die Hochschullehre, so ähnlich wie es beim Digitalpakt Schule umgesetzt wurde? Selbst wenn diese Option in Frage kommen würde, benötigt auch dies Zeit, „weil Geld nun mal nicht auf Bäumen wächst“.
Weitere und noch detailliertere Informationen zum Thema ‚Herausforderungen sowie Hemmnisse bei der Digitalisierung in Hochschulen‘ finden Sie in der bereits erwähnten Studie (hier).
Gibt es eine Prognose?
Mit dem Start des Digitalpaktes Schule und der Verabschiedung der Empfehlungen der KMK kann davon ausgegangen werden, dass sich dem Thema „Digitalpakt Hochschule“ in Zukunft vermehrt angenommen wird. Die digitale Transformation des Bildungswesens ist damit im vollen Gange. Es bleibt aber abzuwarten, welche Erfahrungen mit dem Digitalpakt Schule gesammelt werden, die den Prozess der Umsetzung in den Hochschulen beschleunigen oder verlangsamen könnte.
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Quellen:
Amory Burchard: Auch die Lehre an Unis soll digitaler werden, Der Tagesspiegel (Hrsg.)
Kultusminister Konferenz (Hrsg.): Bildung in der digitalen Welt
Kultusminister Konferenz (Hrsg.): Empfehlungen zur Digitalisierung in der Hochschullehre
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