Ein Jahr ChatGPT – Hochschulen und KI

13 Dez, 2023

Am 30.11.2023 fand eine weitere Veranstaltung aus unserer Reihe "Gute Lehre zukunftsfähig gestalten" statt. Die Veranstaltungsreihe steht unter der Federführung von Prof. Dr. Susanne Meyer, der Vizepräsidentin für Studium und Lehre und wird gemeinschaftlich organisiert vom Schreibzentrum, E-Learning-Zentrum sowie dem ZaQ - Zentrum für akademische Qualitätssicherung und -entwicklung. Die HWR Berlin lädt mit dieser Reihe ein, sich mit Impulsen von Expertinnen und Experten über Veränderungen und Trends in Studium und Lehre auszutauschen. Dieses Mal präsentierte Frau Dr. Anika Limburg vom Kernteam des virtuellen Kompetenzzentrums, einen faszinierenden Vortrag über Vergangenheit, Gegenwart und der möglichen Zukunft von generativer KI und deren Bezug zur Hochschullehre.
Startfolie des Vortrags

Frau Dr. Limburg leitet nicht nur, das LehrLernZentrum der Hochschule RheinMain, sondern ist auch Teil des virtuellen Kompetenzzentrums, das sich mit den Veränderungen von Wissenschaft und wissenschaftlichem Handeln durch KI auseinandersetzt. Ihre Forschungsergebnisse zu ChatGPT an Hochschulen zeigen, wie diese Technologie Bildung zugänglicher, effizienter und innovativer gestalten kann. Ihre Expertise erstreckt sich über aktuelle Erkenntnisse, die verdeutlichen, wie Hochschulen sich an die Herausforderungen einer digitalen Zukunft anpassen können.

Als Vortragende bringt Frau Limburg eine einzigartige Fachkenntnis mit, da sie sich bereits seit etwa fünf Jahren intensiv mit künstlicher Intelligenz und generativer KI befasst.

Das Vortragsdatum am 30.11.2023 war besonders bedeutsam, da es genau ein Jahr zuvor einen Meilenstein in der Welt der künstlichen Intelligenz markierte: die Veröffentlichung von ChatGPT. Frau Dr. Limburg betonte die Relevanz dieses Ereignisses, da es den Beginn einer grundlegend neuen Ära in der generativen KI symbolisierte.

Generative KI hat die beeindruckende Fähigkeit, auf individuelle Fragen und Ansätze einzugehen. Diese Innovation bedeutet, dass Modelle wie ChatGPT nicht nur allgemeine Informationen liefern können, sondern auch eine maßgeschneiderte Interaktion ermöglichen. Durch die spontane Generierung von Inhalten, die speziell auf vorherige Schreibkontexte reagieren, entsteht eine einzigartige Fähigkeit, die über standardisierte Antworten hinausgeht. Diese Anpassungsfähigkeit eröffnet spannende Möglichkeiten für personalisiertes Lernen und bietet die Chance, den Lernprozess individuell zu gestalten. Sie ermöglicht es, eine Vielzahl von Bedürfnissen und Ansätzen gerecht zu werden, was die Anwendungsbereiche der generativen KI in der Bildung und darüber hinaus erheblich erweitert.

Rückblick

Im Rückblick auf das Jahr 2023 offenbarte sich eine beeindruckende Dynamik im Bereich der generativen KI. Frau Dr. Limburg war in die Gründung des „Virtuellen Kompetenzzentrum: Künstliche Intelligenz und wissenschaftliches Arbeiten“ (VK:KIWA) involviert bei dem eine große Gruppe von Expertinnen und Experten intensiv arbeitet und einen regen Austausch pflegt.

Das Team beschäftigte sich unter anderem mit Fragestellungen zu prozessorientierten Bewertungen schriftlicher Prüfungsleistungen, rechtlichen Fragestellungen und Chancen die sich durch die Anwendung von KI-Sprachtools entwickeln. Frau Dr. Limburg stellte die zahlreichen neuen Entwicklungen und Erkenntnisse vor und beleuchtete diese anhand von Beispielen. Besonders interessant waren die vorgestellten Entwicklungen des personalisierten Lernens, Tool zur Verifizierung von Inhalten mit verlinkten Quellen. Allgemein wurde kenntlich, dass z. B. KI-Tools auch eine Unterstützung in der Forschung und Lehre sind. Einige der vorgestellten Instrumente haben wir unter dem Artikel verlinkt.

Zusammengefasst verwies Frau Dr. Limburg darauf, dass sich Routinen des Lernens und Lesens sowie das Forschen an Hochschulen schon weitreichend verändert haben.

Parallelwelten in der Gegenwart

Beim Blick auf die Gegenwart erläuterte Frau Dr. Limburg, welche Ungleichheiten heutzutage bei der Nutzung von generativen KI-Tools entstehen können und warum Hochschulen diese Entwicklung im Blick haben sollten.

…in der Technologie

Oft ist der Zugang zu fortschrittlichen Funktionen auf ChatGPT 4 – also auf Nutzer mit einer Bezahlversion beschränkt. Diese kostenpflichtige Lizenz gewährt z. B. die Integration von individuellen Anweisungen und ermöglicht sprachgesteuerten Interaktionen, die z. B. Fremdspachenübungen integriert oder durch das mündliche Weiterentwickeln und Festhalten von Gedankengängen, eine beeindruckende Vielseitigkeit zeigt. Zudem geht es um die Einbindung von zusätzlichen nützlichen Plug-ins im akademischen Kontext. Mit jeder Lizenzierung nehmen nicht nur die Funktionen zu, sondern es werden auch verstärkt integrierte KI-Funktionen verfügbar. Diese Entwicklung verdeutlicht, dass lizensierte Werkzeuge einen Zugang zu einem breiten Spektrum an innovativen Technologien bieten, was einen erheblichen Einfluss auf die Art und Weise hat, wie Menschen mit KI interagieren und von ihr profitieren können.

…beim Individuum

Die Entwicklung einer neuen professionellen Praxis im wissenschaftlichen Schreiben ist im Gange, und ist jedoch derzeit noch nicht hinreichend erforscht. Diese Veränderung wirkt sich sowohl auf Studierende als auch Lehrende aus und bringt ungleiche Voraussetzungen mit sich, die erst noch reflektiert werden müssen.

Es gibt sowohl Ängste als auch Hoffnungen im Zusammenhang mit dem Einsatz von KI im Bildungsbereich. Einige fürchten, dass KI als Werkzeug genutzt wird, um das traditionelle Lernen zu umgehen. Allerdings zeigt sich auch die positive Seite: KI bietet erhebliche Entlastungsfunktionen beim wissenschaftlichen Schreiben. Beispielsweise ermöglicht das Diktieren grober Ideen, während die KI den Text glättet oder für andere Zwecke umschreibt, eine effizientere und produktivere Arbeitsweise. Das Resultat sind bessere Ergebnisse und eine verbesserte Recherche bei wissenschaftlichen Texten, die durch die Integration von KI eine erheblich größere Komplexität aufweisen.

… im System Hochschule

An Hochschulen zeigen sich derzeitig deutliche Ungleichheiten im Umgang mit generativer künstlicher Intelligenz

Einige Hochschulen sind bereits einen Schritt voraus und stellen aktiv KI-Tools zur Verfügung. Diese Institutionen erkennen die Potenziale der KI im Bildungsbereich an und setzen sie gezielt ein. Auf der anderen Seite fehlen an vielen Hochschulen klare Leitlinien für den Einsatz von KI im Lehr- und Lernprozess. Die Uneinheitlichkeit in der Herangehensweise erstreckt sich sogar auf einzelne Studiengänge, bei denen einige radikale Umstellungen in der Lehrmethodik vorgenommen haben, während andere Fachbereiche oder Hochschulen weiterhin den Einsatz von KI untersagen oder sich gar nicht dazu äußern.

Um diese Ungleichheiten zu überwinden, betont Frau Dr. Limburg die Notwendigkeit von Weiterbildungsmaßnahmen und einem intensiven Austausch an den Hochschulen. Der Dialog zwischen jenen, die bereits die neuen professionellen Praktiken erfolgreich umsetzen, und denen, die noch am Anfang stehen, ist entscheidend, um eine einheitliche, effektive und zukunftsorientierte Nutzung von KI im Hochschulwesen zu fördern.

Ausblick

Die generative künstliche Intelligenz eröffnet uns also neue Wege des Lernens und Arbeitens. Um diese bildungsgerecht zu nutzen, müssen die Hochschulen jedoch Fähigkeiten und Kompetenzen der Studierenden weiterentwickeln. Sie müssen neue Bildungsziele setzen. Frau Dr. Limburg betont die Dringlichkeit, in der Lage zu sein, mit KI professionell zu arbeiten und gleichzeitig die Ergebnisse kompetent zu beurteilen. Hierfür sind vor allem ein ausgeprägtes kritisches Denkvermögen und eine spezifische Fachexpertise erforderlich. In einer Welt, in der KI eine zunehmend dominante Rolle spielt, ist es von essenzieller Bedeutung, die Fähigkeit zu entwickeln, mit KI professionell zu interagieren und gleichzeitig die Ergebnisse angemessen zu beurteilen. Außerdem müssen Hochschulen neue professionelle Praktiken einführen, die die Integration und Co-Kreation von Inhalten zwischen Mensch und Technik in unsere Arbeitsweisen ermöglichen. Dazu gehören auch das Arbeiten mit Vorwissen und das Erhalten von Rückmeldung über unseren Lernfortschritt. Hochschulen müssen also nicht nur ChatGPT als ein Werkzeug anbieten, sondern auch als einen Partner, der uns unterstützt, herausfordert und inspiriert.

Weiterführende Links

 

Im Vortrag vorgestellte Werkzeuge

Zum Lernen:

Um Quellen zu überprüfen:

Überblick über Forschungspaper:

Überblick über Forschungsfelder

Erklärung von Fachbegriffen im Text

Schnelle KI- Powerpoint

KI-Tool-Filter

Sonstiges

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