Erhöhung der Studienmotivation von Studienbeginn an: Studierende organisieren eine Podiumsdiskussion

12 Mrz, 2015

Prof. Dr. Claudia Gather und Monika Kaiser haben 2015, gefördert durch die Qualitätsoffensive Lehre, die Module „Unternehmen / Betrieb – Arbeit aus historisch-sozialwissenschaftlicher Perspektive“ mit den Schlüsselkompetenzen „Kommunikation und Interaktion im Beruf“ im Studiengang Business Administration kombiniert, um Fragen für die Zukunft der Erwerbsarbeit zu thematisieren. Damit sollten die Studierenden schon im ersten Semester durch […]

Prof. Dr. Claudia Gather und Monika Kaiser haben 2015, gefördert durch die Qualitätsoffensive Lehre, die Module „Unternehmen / Betrieb – Arbeit aus historisch-sozialwissenschaftlicher Perspektive“ mit den Schlüsselkompetenzen „Kommunikation und Interaktion im Beruf“ im Studiengang Business Administration kombiniert, um Fragen für die Zukunft der Erwerbsarbeit zu thematisieren. Damit sollten die Studierenden schon im ersten Semester durch die Auseinandersetzung mit dem späteren Berufsfeld Motivation für das Studium entwickeln. Dafür organisierten die Studierenden eigenständig eine  Diskussionsveranstaltung mit Vertreter/innen aus der Berliner Wirtschaft.

Über das Verhältnis von Fachwissen und Schlüsselkompetenzen

Warum lernt man? „Ist immer gut.“ „Kann nichts schaden.“ „So kann ich meine Zeit gut nutzen.“ „Bringt mal Geld.“ „Das wird eben heute gefordert.“ Solche und ähnliche Antworten gaben die Studierenden am Anfang des Semesters.

Wie kann man die Studienmotivation erhöhen? Wie die Findung von persönlichen Zielen fördern, damit das Studium z.B. der Erfüllung eines Berufsziels dient. Wie kann man dazu beitragen den Studierenden die für ihr Berufsleben erforderlichen fachlichen Kenntnisse, Fähigkeiten und Methoden so zu vermitteln, „dass sie zu selbständiger wissenschaftlicher Arbeit, zu kritischem Denken und zu freiem, verantwortlichem, demokratischem und sozialem Handeln befähigt werden“ (zentrale Studienziele nach § 5 Studiengangs Studiengang Business Administration)?

Hierzu braucht es Wissen, Erfahrung, Vorbilder und die Formulierung eines weit gesteckten Ziels, im Verbund mit persönlichen Interessen und Werten. Das ermöglicht die Motivation, auch langatmige Zeiten des Wissenserwerbs im Studium durchzuhalten. Dazu wollten wir mit diesem Teamteaching Projekt beitragen.

Frühzeitig Erfahrung mit der Wirklichkeit des heutigen Arbeitslebens zu sammeln, darin bestand die Idee für unseren Ansatz. Wir kombinierten das Modul „Unternehmen / Betrieb – Arbeit aus historisch-sozialwissenschaftlicher Perspektive“ mit den Schlüsselkompetenzen „Kommunikation und Interaktion im Beruf“ und luden die Studierenden des 1. Semesters im Studiengang Business Administration ein, eine öffentliche Veranstaltung inhaltlich zu konzipieren, um Fragen für die Zukunft ihrer Erwerbsarbeit zu thematisieren.

Die zuvor interaktiv vermittelten Schlüsselkompetenzen gaben den Studierenden das Handwerkszeug, basierend auf den historisch-sozialwissenschaftlichen Inhalten, die heutigen Entwicklungen, Anfordernisse und Möglichkeiten der Arbeitswelt bei Expert/innen – vor allem Personalverantwortlichen – aus der Wirtschaft zu erfragen. Und zwar ganz konkret zu ihrer persönlichen Zukunft. Dazu luden die Studierenden und wir Lehrenden Führungspersönlichkeiten aus namhaften Berliner Unternehmen ein: GASAG, Bombardier, Agentur Aperto, Companisto GmbH /start-up-Unternehmen sowie einen Vertreter des DGB-Index Gute Arbeit. Die öffentliche Veranstaltung wurde in Kooperation mit den Berliner Wirtschaftsgesprächen durchgeführt. Diese warben bei ihren Mitgliedern für die Teilnahme von Persönlichkeiten aus der Berliner Wirtschaft, sodass letztlich an die hundert Gäste in der Hochschule zu begrüßen waren, mit denen die Studierenden in Kontakt kommen konnten (Visitenkarten wurden ausgetauscht!).

Veranstaltungen zu organisieren war uns vertraut. Dies mit Studierenden des 1. Semesters zu verwirklichen war allerdings Neuland. Für die Studierenden war die Erfahrung, sich schon so frühzeitig mit großen Berliner Unternehmen auseinanderzusetzen und diese in einer selbst organisierten Veranstaltung zu befragen, aufregend. Die Tatsache, dass von den Studierenden getragene Podiumsdiskussionen, die allein ihren Fragen dienen, sonst an der HWR kaum stattfinden, ließ eine Orientierung an einem Vorbild fehlen. Niemand wusste, was ist gut und was schlecht. Es herrschte Verunsicherung und die Angst „sich zu blamieren“. Auch, dass die Studierenden Fachinhalte direkt in ihren Fragen in der Öffentlichkeit anwenden sollten, war eine Herausforderung. Und ein guter Anreiz für die Studierenden sich fachlich mit verschiedenen Themen der Arbeitswelt, wie z.B. Entlohnung, Auswahlprozessen, „guter Arbeit“, Stress am Arbeitsplatz, aber auch Vereinbarkeit von Familie und Beruf gründlich auseinander zu setzen, um so gut vorbereitet zu sein. .

Durch die gute inhaltlich-fachliche Vorbereitung wie auch das professionelle Coaching gewannen die Studierenden Selbstsicherheit im Auftreten und konnten Fragen, die sie selbst interessieren, fundiert formulieren. Wir hatten die Fragen vorher in der Lehrveranstaltung gründlich besprochen. Das Projekt ermöglichte ihnen zudem die Erfahrung, dass die historische Entwicklung der Erwerbsarbeit nicht stehen bleibt und, sie selbst ihre Zukunft gestalten können.

Ganz nebenbei erlebten auch wir Dozentinnen die Studierenden einmal aus einer ganz anderen Perspektive. Bei der Umsetzung eines solch neuen Projektes stößt man in einem „Tanker“ wie der HWR nicht überall sofort auf Begeisterung. Wir haben allerdings auch – besonders von Prof. Ulf Kadritzke – konstruktive Begleitung erfahren.

Insgesamt beurteilen wir die Veranstaltung positiv. Durch die selbst organisierte Diskussionsveranstaltung erhielten die Studierenden Feedback, erlebten Resonanz in der Öffentlichkeit und hatten einen Erfolg für ihre Selbstwirksamkeitserwartung. Die Podiumsdiskussion war ein guter Anlass und bot intrinsische Motivation sich mit fachlichen Inhalten wie auch mit Schlüsselkompetenzen auseinanderzusetzen.

Eine Wiederholung oder auch nachhaltige Förderung wäre sowohl für Studierende als auch die Hochschule von Nutzen. Einige Studierende erklärten nach der Veranstaltung, dass sie jetzt mit einer neuen Perspektive studieren würden, sich genauer fragen, was sie mit dem Studium später anfangen wollen, sich mehr auf ihre Ziel konzentrieren oder auch sich fachlich mit manchen Inhalten noch stärker beschäftigen wollen, und dass sie für den Studienalltag mehr Motivation hätten.

Das war ein schöner Erfolg.

Autorinnen: Prof. Dr. Claudia Gather und Monika Kaiser

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