Nach einem sehr arbeitsintensiven Wochenende beim großen WirVsVirus-Hackaton im März war ich sehr begeistert vom Konzept und der Energie, die man aus einer so kurzen Zeit mitnehmen kann. Man konnte sich für diverse Themen eintragen, „unser“ Projekt, die Entwicklung einer Portalseite https://digi-campus.netlify.com/  (Name als Platzhalter – es geht um den einfachen, kuratierten Überblick zu digitalen, offenen Lernangeboten in der Hochschulbildung) finde ich immer noch ganz gut. Leider ist nach dem ersten Schwung die Luft etwas raus, alle Beteiligten sind beruflich zu eingespannt. Neue Mitwirkende wären willkommen, insbesondere geht es jetzt darum die Kuratierungskriterien zu überarbeiten, beispielhaft weiteren Content zu sammeln und sich an der Frontendentwicklung (mit React-Basis) einzubringen.

Aber selbst wenn das Projekt noch länger schläft – die eigene Lernkurve bei einem solchen Event fand ich an sich schon beeindruckend. Insofern stand schnell fest, dass wir auch beim Uni-Hackaton „#SemesterHack – Wir hacken das digitale Sommersemester! „ vom Hochschulforum Digitalisierung dabei sein wollten.

HWR Projekte beim Hackaton

Wir haben sogar ein eigene Herausforderung eingereicht. Leider fand sich zu unserer Fragestellung:

Medienaufnahme statt Präsentationen – ob direkte Filmaufnahmen oder die Besprechung von Powerpointfolien, studentische Aufgaben haben derzeit hohe Datenvolumen. Die hochschulinternen Lern- und Medienplattformen sind diesem Ansturm nicht gewachsen. Persönliche und fachliche Datenschutzgründe sprechen gegen Cloudlösungen des freien Marktes. Wie und womit kann die Einreichung datenschutz- und verwaltungsskonform unterstützt werden? Wie kann man verhindern, dass bereitgestellte Lösungen nicht zur illegalen Medientauschbörse zweckentfremdet werden? Wie lange sind Speicherungen nötig? Wie gehen verschiedene Hochschulen das Problem an“

nicht genug Beteiligung. Einige Ideen konnten wir trotzdem mitnehmen. Ansonsten konnte man in andere Channels wechseln, dort mitlesen, mitdiskutieren und mitmachen.

Bei der zweiten Herausforderung der HWR Berlin fanden sich externe Mitwirkende. Das Projekt „Dualer Master “Digitalisierung” – neue Bildungswege für das digitale Zeitalter“ beschäftigte sich mit der Frage, welche Verzahnung von Theorie und Praxis die Herausforderungen der Digitalisierung erfordern, um eine flexible, praxisorientierte Wissensvermittlung zu ermöglichen. Wie können innovative Blended-Lernformate helfen, den notwendigen Wissenstransfer zu realisieren? Wie könnte eine Umsetzung dualer Masterprogramme Digitalisierung aussehen?

Sozialisierung trotz Corona

Viele der eingereichten Herausforderungen waren für alle Hochschulen relevant. Sehr, sehr viele Projekte befassen sich z.B. mit dem Sozialleben der Studierenden. Mit Apps, MS Teams und diversen anderen Angeboten soll ein Campusleben nachgestellt werden. Für Lerngruppen, zum veranstaltungsinternen Austausch von Mitschriften, als Ersatz für die Einführungswoche (Projekt studiMatch) oder auch „nur“ für ein Distanz-Bierchen (Gruppe Campus@Home).

M.E. ist der Ansatz auf vorhandene Tools zurückzugreifen, erfolgreicher als die Installation neuer Apps und Werkzeuge, insgesamt ist das Thema mit Datenschutz, Planung und Umsetzung sicherlich unheimlich komplex und zeitaufwändig. Als relativ freie Ansätze gefallen mir die H5P-Handreichung mit konkreten Anwendungsszenarien


und die Vorschläge aus dem Projekt „Kreative Vorstellungsrunden für den digitalen Raum„, bei denen sich Einzelkomponenten gut einbauen lassen. Vielleicht kann in Zusammenarbeit mit Asta und Datenschützenden der beteiligten Hochschulen ein „Best-Off“ der Einzelprojekte in die Weiterentwicklung gehen.

Prüfkonzepte

Mein Lieblingsprojekt habe ich erst nach dem Hackaton in der Übersicht der Projekte entdeckt. „EDUventure – Interaktive Fallstudie als Prüfungsform in der Agile Learning Journey“ hat sich damit auseinandergesetzt, wie Prüfformen und Prüfinhalte in der digitalen Welt praktisch aussehen können.

Das beispielhafte Konzept lässt gut auf verschiedene Lehrveranstaltungen übertragen.

Prüfungskonzept

Prüfungskonzept aus Projektpräsentation; Quelle: https://semesterhack.incom.org/action/open-file/257

Für die verschiedenen Prüfungsformen werden diverse Tools genannt, die unterschiedlichen Lernstufen

lassen sich gut erkennen. Mir persönlich gefällt dieser Ansatz der kontinuierlichen Lern- und Prüfungsverknüpfung über das gesamte Semester hinweg. Lediglich bezüglich der fehlenden Bewertung, die immer als „wichtig“ gekennzeichnet ist, fehlt mir die schlüssige Erklärung. Was spricht gegen einen kontinuierlichen Punkteaufbau als Portfolioansatz?

Persönliche Favoriten

Welche Projekte sind mir noch ins Auge gefallen?:

  • ClassAct:   verbindet Onlinepräsentationen mit grafischen Feedback, um aktive Webcams – vor allem in Veranstaltungen mit vielen Teilnehmenden – zu ersetzen werden Emotionen erfasst, in Echtzeit in einem Diagramm zusammengefasst und dargestellt. Den Prototyp gab es wohl schon länger, jetzt wurden weitere Funktionen hinzugefügt um Audio-Features (Umgebungsgeräusche, Benachrichtigungsgeräusche, Sprachgeschwindigkeits-Feedback) und die Erkennung von Basisgesten (Nicken und Kopfschütteln) einzubauen. Es ist sicherlich schöner ein Feedback der Vorträge zu bekommen – ungeübte Vortragende könnte die Oberfläche vielleicht noch überfordern.  (eine Vorschau: https://classact-29dc0.web.app/) Ein ähnliches Ziel scheinen die Projekte „Awareness Classroom“ und Nick-o-Meter zu verfolgen. Eine Verbindung der beiden Projekte zur gemeinsamen Pluginentwicklung wäre sehr nutzbringend. Auch das Stimmungsbarometer aus Projekt „Digitale Studierendenbeteiligung“ könnte ich mir in vielen Kursen gut vorstellen. Als kleines Plugin wäre es eine guter, mehr auf Ersatz zur Abschluss- und Aktivitätenverfolgung in Moodle.

  • Teachers Besties möchte Grafik- und Kommunikationsdesigner*innen, die als Freelancer*innen arbeiten mit Lehrenden zusammenzubringen, um digitale Medien zu gestalten. Die Idee ist nett, wahrscheinlich würden auch einige Unterrichtende bereit sein, für diesen Dienst zu zahlen wenn Sie hübsch gestaltete Materialien dann wiederholend und dauerhaft einsetzen können. Andererseits kann gerade die einfache Umsetzung von Infografiken durch Studierende Wissensprozesse aktiv unterstützen.

  • Die Toolbox möchte ich mal im Auge behalten, noch wirkt das Angebot zu rudimentär (etwas mehr Informationen als Ausklappmenü und ein Link zur Anwendung wären m.e. wichtig).
    Aber ich würde lieber gemeinsam mit anderen Interessierten eine gemeinsame Seite befüllen als unsere HWR-Sammlung (derzeit im OER-Blog) abteilungsintern und zeitintensiv zu pflegen. Ein Verbindung sehe ich zum Projekt „Digital Education Dashboard (DigEDa)“ ein Projekt mit tollen Ansätzen, dessen Umsetzbarkeit mir ein wenig zu ambitioniert erscheint. Die Aufzählung der Vor- und Nachteile finde ich z.B. sehr gut, die Erstellung von Anleitungen finde ich nicht so sinnvoll. Hochschulinterne Tutorials spiegeln die adaptierten Oberflächen, sonstige Anleitungen finden sich i.d.R. bei den Anbietenden selbst, bei Youtube u.ä. Diensten.  Auch die geplante Betreuung 24/7 mit ehrenamtlichen Helfenden halte ich für schwierig und manchmal datenschutzrechlich (helfen ohne Zugang zu den Systemen?) nicht einfach umsetzbar.
  • Das Projekt „Survey² – Research goes on(line): Community für Onlineforschung“ finde ich auf den ersten Blick interessant und durchdacht, kenne mich aber in der Forschungslandschaft nicht gut genug aus, um Alternativen im Blick zu haben.
  • Stimmungsbarometer aus Projekt „Digitale Studierendenbeteiligung“

Eine Übersicht zu allen Projekten findet sich hier: https://semesterhack.incom.org/projects

 

 

 

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