Der Urlaub auf einer flexiblen, virtuellen Lerninsel ist vielleicht nicht mit dem Urlaub in der Karibik vergleichbar, aber dennoch eine Überlegung wert. Denn dort vereinen sich Spaß am Lernen, virtuelle Maschinen und gute Perspektiven. Neugierig geworden? Dann nehmen Sie sich kurz Zeit für einen spontanen Ausflug zu der flexiblen Lerninsel.
Das Konzept der „flexiblen Lerninsel“ wurde in einem Vortrag bei der DGWF-Jahrestagung 2015 (deutsche Gesellschaft für wissenschaftliche Weiterbildung und Fernstudium e.V.) von Dipl. Päd. Petra F. Köster der Leibniz Universität Hannover mit dem Titel „Flexible Lerninsel: ein e-didaktisches Konzept zur Flexibilisierung von Lernarrangements“ am 25. September 2015 vorgestellt.
Sicherlich werden sich einige beim Lesen des Titels zunächst fragen, was denn eine klassische Lerninsel sei. Vereinfacht umschrieben ist eine Lerninsel eine Lernform in der beruflichen Arbeit oder Weiterbildung, welche theoretisches und praktisches Lernen vereint und Ziele wie Abschätzen der Folgen des eigenen Handelns, Meisterung realer Situationen und Teamarbeit bezwecken soll. Sie ist also am Prozess der Arbeit interessiert bzw. arbeitsgebunden. Das theoretische Wissen wird im realen Arbeitsprozess mit realen Aufgaben angewandt. Das Motto könnte dementsprechend „Arbeitsplätze sollen als Lernorte erschlossen werden“ lauten. Wem immer noch nicht ganz klar ist, was das bedeuten soll, wird vielleicht aus den Merkmalen der klassischen Lerninsel schlüssig. Dort werden besonders oft Aufgabenvielfalt durch Rotation, Schulung der Eigenverantwortung und der Gestaltungskompetenz für Produkte, Strukturen und Prozesse genannt. Besonders hervorheben möchte ich noch einmal die Vorteile solcher Lerninseln, welche auch in dem Vortrag genannt wurden: dezentrales Lernen, kontinuierlicher Verbesserungsprozess, teilautonome Gruppenarbeit, Prozessbegleitung durch Fachkraft etc. Bahnbrechend neu ist diese Lernform nicht, sondern kann schon lange in der Didaktik gefunden werden.
So weit, so gut, das ist die klassische Lerninsel. Doch was zeichnet nun die flexible oder virtuelle Lerninsel aus? Die flexible Lerninsel besitzt die Vorteile der klassischen Lerninsel, doch es wird noch besser: Sie nutzt die Chancen des virtuellen Raums. Es werden Vorzüge wie zeitliche und räumliche Flexibilität, ein hohes Maß an Selbststeuerung und gemeinsames Lernen von Berufserfahrenen und Lernenden angesprochen. Man könnte sagen, sie ist die sensationelle Realisierung solcher Lerninseln virtuell, also mit einer virtuellen Maschine. Als Bausteine werden die erwähnte virtuelle Maschine, eine Lern-App, ein pädagogischer Begleiter und Feedback-Funktionen (Software und Maschine) genannt, Daten werden in einer zentralen Datenbank gesammelt. Die Maschine simuliert virtuelle, aber reale Übungsaufgaben, welche man über den 3D-Bildschirm sehen und über eine Steuerungseinheit steuern kann. Über Lautsprecher werden akustische Signale gesendet.
Der Clou an der ganzen Geschichte ist die Umsetzung von Gamification, wer lernt nicht gern spielerisch? Dies erfolgt über ein System, bei dem der Lernende drei Kompetenzstufen durchläuft: Anfänger, Fortgeschrittener und Experte. Das Wissen und die Fähigkeiten werden über die Lern-App und die virtuelle Maschine erlernt und über die Feedback-Funktionen stetig verbessert. Der Lernende bekommt Punkte für seinen Fortschritt und steigt Kompetenzstufen auf. Dadurch und durch freischaltbare Übungsaufgaben wird Motivation erzielt, Lustlosigkeit hat keine Chance.
In dem Vortrag wurden auch Vor- und Nachteile der Digitalisierung erwähnt. So können als Chancen der Digitalisierung vor allem die Anpassung an individuelle Möglichkeiten und Bedürfnisse, risikofreies Ausprobieren durch virtuelle Lernumgebungen und die zeitliche und räumliche Entgrenzung beschrieben werden. Doch die Risiken begründen sich genau darauf: die zeitliche und räumliche Entgrenzung. Zusätzlich werden die Gefährdung der work-learn-life-balance und der Gesundheit und die Übertragung der Verantwortung auf den Arbeitnehmer genannt. Bei der Anschaffung einer flexiblen Lerninsel sollte man sich dementsprechend über Vor- und Nachteile Gedanken machen und dies vorher diskutieren.
Da dieses Konzept noch in der Entwicklung bzw. noch nicht realisiert ist, können noch keine konkreten Anwendungsbeispiele genannt werden. Allerdings kann ich mir den Einsatz beispielweise bei CNC Maschinen gut vorstellen. Zusammenfassend denke ich, dass die Idee durchaus sehr interessant und realistisch ist. Man kann gespannt sein, inwiefern dies umgesetzt und angewandt wird. Eine Idee, die im Auge behalten werden sollte! Vielleicht findet ja auch Ihr nächster Urlaub auf einer flexiblen Lerninsel statt..
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