Auf e-teaching.org, dem Informationsportal für Hochschulbildung, findet von Anfang November 2015 bis Ende Februar 2016 eine Online-Event-Reihe zum Thema „Lehren und Lernen mit Videos“ statt, inklusive zahlreicher Erfahrungsberichte. Zu diesem Anlass werde ich mich mit den Online-Seminaren befassen und ein kurzes Statement zu jedem abgeben.
Thema 1: Vidoeinsatz in der Lehre – zwischen didaktischem Potential und Hochschulrealität
Nach einer informativen Vorstellungsrunde der Referenten, die sich aus
Dr. Anne Thillosen (e-teaching.org)
Dr. Michael Gerth (Uni Halle-Wittenberg)
Prof. Dr. Stephan Schwan (Leibniz-Institut für Wissensmedien)
zusammensetzt, wurde von Dr. Thillosen ein kurzer Umriss dessen gegeben, was den Zuhörer in diesem Online-Seminar erwarten würde. Grundlage dieses Online-Seminars ist nämlich ein Vortrag von Dr. Thillosen über den Einsatz von Videos im deutschen Hochschulkontext.
Aus den Rückmeldungen auf den Call wurden vier Hauptthemen gewählt, die sich von Medientechnik über didaktisches Design auch aus Organisation und Lehrszenarien zusammensetzten. In diesem Zusammenhang bekommen die Redner die Möglichkeit, im Rahmen ihrer Tätigkeit anzugeben, in welchem dieser vier Bereiche die Schwerpunkte liegen. In dem ersten Video bekommen alle die Möglichkeit, sehr ausführlich auf die Inhalte des Vortrages von Dr. Thillosen einzugehen. Auch wenn die Audioqualität an manchen Stellen etwas zu wünschen übrig lässt, sollte man sich diese lebhafte Konversation anschauen.
Ob nun während des Vortrages selbst oder während der anschließenden Diskussion wird sehr bildlich über moderne Lehre gesprochen. Es eröffnete eine neue Sichtweise auf moderne Technologien: Wie diese neue Lehrszenarien beeinflusst und den Lehralltag für Lehrende und Lernende nachhaltig verändern können. Es wird zu meiner Überraschung auch sehr auf mögliche Kritikpunkte und Nachteile eingegangen. So spricht Frau Dr. Thillosen von Investitionen in die Vorlesung und bezieht sich dabei auf Prof. Dr. Loviscach. Tatsächlich muss ich, aus Sicht eines Studierenden, der eine Affinität für neue Medien hat und das Online-Lernen begrüßt, bestätigen, dass dieser Weg bei Wind und Wetter mir das Gefühl gibt, mehr in eine Vorlesung zu investieren als nur bloße Zeit. Ich denke jeder, der mal wieder von der Bahn versetzt wurde und sich an einem kalten Wintermorgen den Po abfriert, wird verstehen, wovon ich spreche. Wenn ich also schon diese Strapazen auf mich nehme, hat es für mich einen ganz anderen Wert in der Vorlesung aufzupassen, als wenn ich mit meinem morgendlichen Kakao auf der Couch eine Online-Seminar im Internet angucke.
Sehr spannend fand ich auch die Tatsache, dass E-Learning an sich nicht als ultimative Lehr-Form präsentiert wird. Es fallen markante Sätze wie „Think twice befor using a video“ und natürlich fallen einem auf Anhieb denkbar schlechte Möglichkeiten ein, wie man Lehre in ein Video verpackt und dann angibt, ausreichend Wissen vermittelt zu haben. Zumindest ich würde wieder kehrt machen, wenn bei meinem Zahnarzt oder Hausarzt an der Wand eine „Urkunde über das erfolgreichen Besuchens der Online-Universität XYZ“ hängen würde und man mir mit einem freundlichen Lächeln zu erklären versucht, dass man jede dieser Behandlungen schon einmal in einem Video gesehen hat. Aber das nur als Gedanke am Rande.
Vielmehr zeigt der Vortrag, dass Videoeinsatz in der Lehre eine Weiterentwicklung der Hochschulkultur sein kann, vielleicht sogar sein sollte. Dass es aber auch noch ungeklärte Fragen gibt. Wie sehen wissenschaftliche Videos aus? Wir befinden uns in einer Zeit, in der sich solche Fragen mit Sicherheit gut erörtern lassen.
Auch in der Diskussion zeigen Dr. Gerth und Dr. Schwan deutlich auf, welche Potentiale von Videos in der Lehre stecken.
Thema 2: Lehrvideos mit überschaubarem Aufwand – Einblicke in die Praxis
Auch beim zweiten Video werden die anwesenden Redner vorgestellt:
Dr. Anne Thillosen (e-teaching.org)
Prof. Dr. Jörn Loviscach (FH Bielefeld)
Prof. Dr. Jürgen Handke (Universität Marburg)
Wie die Überschrift erahnen lässt, dreht es sich bei diesen Vorträgen hauptsächlich darum, Lehrvideos mit geringem Zeitaufwand und gegebenenfalls kostengünstig zu produzieren. Dr. Loviscach zeigt in seiner Präsentation sehr anschaulich, wie man selbst mit einem Tablet in der Lage sein kann, ein schlankes Lehr-Video zu produzieren. Immer wieder erwähnt er dabei den Khan-Style, dieser leitet sich ab vom spezifischen Stil der Khan-Academy.
Beim Khan-Style handelt es sich um eine Methode, bei der Informationen, die man vermitteln möchte, handschriftlich aufgezeichnet werden. Das umschreibt natürlich nur sehr grob, worum es beim Khan-Style genau geht. Jedenfalls muss ich zugeben, dass diese Methode jedem Video eine ganz eigene persönliche Note verleiht. Dr. Loviscach gibt in seiner Präsentation insgesamt sehr viele nützliche Tipps, auch dazu, wie man so ein Video inhaltlich gestalten kann; er zeigt sehr gut auf, an welchen Stellen man Fehler machen kann und bietet schöne Möglichkeiten, diesen Fehler vorzubeugen oder sogar von vorneherein zu vermeiden.
Bei der Präsentation von Dr. Handke musste ich stellenweise doch sehr schmunzeln. An manchen Stellen empfinde ich, überschneiden sich die Informationen der Vorträge, was prinzipiell nicht schlecht ist, denn doppelt hält bekanntlich besser. Dr. Handke verwendet in seiner Präsentation viele visuelle Elemente, um zu verdeutlichen, wie ein professionelles Studio-Setting in einem Lehrvideo aussehen kann. Er weist hervorragend darauf hin, dass ein professionelles Video selbst für kurze Clips einen enormen Aufwand bedeuten kann.
Darin unterscheiden sich auch die beiden Redner im Wesentlichen voneinander: Während Dr. Loviscach zeigt, wie man schnelle und trotzdem lehrreiche Videos produziert, bezieht sich Dr. Handke mehr auf das Potential in professionellen Produktionen. Bei der Diskussion im Anschluss werden von den Zuschauern noch einmal sehr interessante Fragen gestellt:
Ob die beiden erfahrenen Männer sagen können, welche Hintergründe und Farben auf User positiv oder negativ wirken?
Wie der Gap zwischen visuellem und verbalem Gedächtnis überbrückt werden kann?
Warum man sich entscheidet, selbst im Video sichtbar zu sein.
Fairerweise muss ich aber sagen, dass man sich das Video auf e-teaching.org anschauen sollte, wenn man wirklich Interesse hat, eine qualitativ hochwertige Antwort auf diese Fragen zu bekommen.
Die nächste Veranstaltung findet am 14.12.2015 um 14.00 Uhr statt. Thema hier ist: „Lehrvideoerstellung für MOOCs – Besonderheiten des Formats“
Die weiteren Termine finden Sie hier.
Falls Sie selbst Interesse haben sollten, Lehrvideos in Ihre Hochschularbeit zu intergrieren, wenden Sie sich bitte an Ihr E-Learning-Team.
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