Schnell wurde klar, dass die Mission dieser Einrichtung, Startup-Ideen fit für den Markt zu machen, rasanter erfüllt war als gedacht. Wonder’s Potential blieb nicht unbemerkt und somit kam es im Sommer bereits zum Einstieg eines großen Investors. Für die „Hipstervariante von Zoom“ (lt. deutsche-startups.de-Podcast) geht es seither bergauf– aktuell sind mehrere Stellen ausgeschrieben.
Wer sind die schlauen Köpfe hinter dem Ganzem?
Zum Wonder- Gründerteam gehören unter anderem Leonard Witteler und Pascal Steck, welche beide an der Universität in St. Gallen wirtschaftswissenschaftliche Studiengänge bestritten und schon an der Gründung mehrerer Unternehmen beteiligt waren. Dazu kommt Stephane Roux, der in Oxford und Cambridge politikwissenschaftliche Fächer studierte.
Die Entscheidung Wonder zu erschaffen, fällten die drei während des Lockdowns im März 2020. Bis dahin arbeiteten sie noch an einem anderen Startup-Projekt, welches auf Grund der Pandemie leider ins Stocken geriet. Die Idee des Videokonferenz-Tools hatte Wonder-Mitgründer Leonard Witteler jedoch schon seit Studienzeiten im Kopf. Auf Grund der gegebenen Umstände, die die Coronakrise mit sich führte, hätte es wahrscheinlich keinen besseren Zeitpunkt geben können, sich umzuorientieren und dieses Vorhaben in die Tat umzusetzen.
Doch wie funktioniert Wonder nun eigentlich?
Man kann sich die web-basierte Meetingplattform wie einen zweidimensionalen Raum vorstellen, in dem Menschen ihre Gesprächspartner selbst auswählen können und sich demnach zwischen verschiedenen Personen oder Gesprächen frei bewegen können. In der Praxis sieht das dann wie folgt aus: In dem entstandenen Raum bewegen sich die verschiedenen Avatare, in Form von Kreisen mit entsprechendem Profilbild, erstmal frei umher. Stehen Kreise (potenzielle Gesprächspartner) nah genug beieinander, entsteht automatisch eine Verbindung mit einer gemeinsamen Videokonferenz. Genauso schnell kann man die Gesprächsrunde wieder verlassen in dem man einen „virtuellen Schritt“ beiseite geht. Zusätzlich kann jeder Teilnehmende im schriftlichen Chat interagieren, innerhalb des Gesprächskreises, privat mit einzelnen Teilnehmern oder mit allen Teilnehmenden. Auch kann jeder Teilnehmende mit seiner Gesprächsrunde den Bildschirm teilen. Die „Gesprächskreise oder Blasen“ können frei im Raum entstehen oder in voreingestellten und thematisch benannten Meetingpoints. So können mehrere Unterhaltungen parallel geführt werden und – wie im realen Leben – kann man spontan zur nächsten Gesprächsrunde wechseln. Dies ist bislang ohne Registrierung, Anmeldung, Download oder Plugin möglich. Man gibt den Link ein (ggf. noch ein Raumpasswort) und kann sofort einsteigen. Nutzbar ist die Anwendung auf dem Smartphone, dem Tablett oder auf dem PC. Die Räume haben keine technischen Grenzen bezüglich der Teilnehmerzahlen, die Entwickler empfehlen jedoch ab ca. 2000 Gästen auf weitere Räume auszuweichen. In den einzelnen Gesprächskreisen können sich bis zu 15 Teilnehmende zusammenfinden, bei kleineren Gruppen ist die Kommunikation i.d.R. lebhafter. Die Entwickler empfehlen die Nutzung für eher informelle Anlässe wie z.B. Networking Session, World Coffee oder ähnliches. Hochschulen haben die Plattform schon für Vorlesungen mit Arbeitsgruppen benutzt. Die Anwendung ist DSGVO-konform und alle Verbindungen zu den Servern in Deutschland sind verschlüsselt. An einer Ende-zu-Ende-Verschlüsselung arbeitet das Team derzeit noch.
Was war die Motivation hinter Wonder und inwiefern unterscheidet sich die Idee zu anderen Videokonferenzanbietern?
„Im Grunde wollen wir das, was wir offline gewöhnt sind, online ermöglichen“, erklärt Witteler. „Stellen wir uns eine Aftershowparty nach einem Event vor. Überall stehen Menschentrauben zusammen, wechseln mal hier und dort. Dasselbe passiert bei Yotribe (jetzt Wonder)“ – (tagesspiegel.de)
Soziale Räume und Kontakte spielen zentrale Rollen in unseren Leben, welche, auf Grund der momentanen Umstände, oft zu kurz kommen. Auf der eigenen Homepage erinnert Wonder an die Zeit am Schreibtisch, die geknüpften Kontakte, die Lobby des letzten Meetings und an den Hof, in dem man einst seine ersten Freunde traf. „Diese Orte sind von Bedeutung für uns, weil wir sie mit Erlebnissen verbinden, die wir mit Freunden und Kollegen teilen konnten.“ (wonder.me) Das Gründerteam möchte solche Orte nun auch online entwickeln. Mit Wonder wird eine ganz neue Art der virtuellen Zusammenkunft geschaffen. Die soziale Dynamik entsteht durch den Teilnehmer selbst, indem er in ein Event eintaucht, dass er selbst entdecken kann. Im Gegensatz zu anderen Videokonferenzanbietern, bewegen wir uns mit Wonder weg von diesem Top-Down-Gefühl: Einer redet, alle anderen hören zu. Man schaut zu, doch kommt nicht wirklich zusammen. Meistens ist es so, dass der Initiator des Meetings die komplette Kontrolle hat und wenig Raum für Interaktionen unter den Teilnehmern lässt. Spontane Einwürfe oder unterwartete Konversationen gehen somit verloren. Wonder geht gegen dieses Problem vor, indem man spontan an einer Unterhaltung teilnehmen und sich frei zwischen verschiedenen Gruppen bewegen kann.
Was können wir in Zukunft von Wonder erwarten?
Da Wonder ein sehr junges Unternehmen ist, arbeitet das Team kontinuierlich an neuen Ideen und Verbesserungsvorschlägen. Fragen oder Einwürfe jeglicher Art von der Seite des Nutzers sind erwünscht und können auf der Homepage schnell und unkompliziert an den Tag gelegt werden.
Momentan arbeitet das Team noch an der Gestaltung der individuellen Gesprächsräume. Es soll schon bald möglich sein, diese in Form und Größe zu verändern, zu verschieben und nach eigenem Bedarf anpassen und gestalten zu können. Darüber hinaus können wir uns auf weitere Features einstellen: Broadcast-Funktion und Einfügen medialer Komponenten in einzelnen Gesprächsräumen, Event-Dashboard für die Visualisierung von Daten, die Möglichkeit mit einem Signal auf sich aufmerksam zu machen, um mitzuteilen, dass Redebedarf mit einer bestimmten Person besteht.
Bisher ist die Nutzung der Plattform kostenlos. Langfristig ist jedoch ein Abo-Modell oder ein Pay per Use-Modell angedacht. Wir – als Hochschule mit festen Haushaltsplänen und befristeten Mitteln – setzen eher auf OpenSource-Entwicklungen. Die Erfahrung zeigt, dass Entwicklungen wie Moodle, BigBlueButton u.ä. zwar weniger „hip“, mit einer breiten Entwicklergemeinde für uns aber zukunftsträchtiger sind. Unser Fazit für die Nutzung an der Hochschule wäre daher: Nutzererfahrung sammeln – mit zukünftigen Konzepten aber vorsichtig sein.
Der HWR Startup Incubator nutzt Wonder seither als Hauptplattform für Online-Events (z.B. Co-Founder Matching, Digital UX-Testing). In einem Interview vom 06. Oktober 2020, mit Stephan Meyer-Brehm vom Startup Incubator Berlin, loben die drei Jungs die „Community“ und den „guten Spirit“ am SIB. Trotz der Corona-Beschränkungen konnten sie dort wichtige Kontakte knüpfen, mit denen sie auch noch weiterhin in Verbindung stehen. Ein kleiner Tipp, den sie anderen Gründungsteams geben würden, ist, „im Zweifel immer eher zu starten, anstatt zu zögern.“ Aktuell zählt das Team etwa 10000 wöchentliche Nutzer aus der ganzen Welt. Ihr neues Ziel ist, diese Zahl auf eine Million zu erhöhen. Wir wünschen ihnen dabei viel Erfolg und alles Gute auf ihrem weiteren Weg!
Quellen
- Homepage des Unternehmens: https://www.wonder.me/
- Artikel „Diese drei Gründer bauen einen deutschen Zoom-Konkurrenten“ vom 19.10.2020 https://www.businessinsider.de/wirtschaft/startups/wonder-diese-drei-gruender-bauen-deutschen-zoom-konkurrenten/
- Artikel „Berliner Startup entwickelt App für Online-Networking vom 06.06.20 https://www.tagesspiegel.de/berlin/plaudern-wie-im-echten-leben-berliner-start-up-entwickelt-app-fuer-online-networking/25880750.htm l
- Startup Incubator Berlin: startup-incubator.berlin
- Interview mit Stephan Meyer-Brehm vom Startup Incubator Berlin, 06.10.2020: „Berliner Startup Wonder startet Online-Konferenzplattform nach kurzer Gründungsphase mit erfolgreichem Investment“
- Weiterführende Links: Knowledge-Base mit allem Wissenswerten: https://support.wonder.me/hc/en-us/categories/360002530218-Knowledge-Base
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