Call for Papers: Open Online Courses als Format für die Hochschullehre?

15 Mai, 2012

von Claudia Bremer Im Rahmen des Beitrags sollen die Chancen von Online Open Courses als Veranstaltungsformat an Hochschulen wie auch in der von Hochschulen organisierten Weiterbildung diskutiert werden. Welche Ansätze stehen hinter einem Online Open Courses und dem als Konnektivismus bekannten Konzept? Für welche Zielgruppen eignet sich ein solchen Kursformat, was sind Voraussetzungen auf Seiten […]

von Claudia Bremer

Im Rahmen des Beitrags sollen die Chancen von Online Open Courses als
Veranstaltungsformat an Hochschulen wie auch in der von Hochschulen organisierten
Weiterbildung diskutiert werden. Welche Ansätze stehen hinter einem Online Open Courses
und dem als Konnektivismus bekannten Konzept? Für welche Zielgruppen eignet sich ein
solchen Kursformat, was sind Voraussetzungen auf Seiten der Lernenden und Lehrenden
wie auch institutionelle Rahmenbedingungen? Auf Basis der bisherigen Erfahrungen mit der
Durchführung und Betreuung zweier Online Open Courses und deren Auswertungsergeb-
nissen, sollen die Ansätze kritisch als Zukunftskonzepte für Hochschulen diskutiert werden.

Hintergrund

Ein OpenCourses ist ein ‚offener Kurs‘ der rein im Netz stattfindet, dabei ist Offenheit eins
der wesentlichen Kennzeichen. Jede/r Interessierte kann kostenfrei teilnehmen, es gibt keine
Beschränkung, keine Zulassungsbedingungen und – je nach Kursformat – auch keine
formalen Lernziele. Das bedeutet, dass der/die Teilnehmer/in selbst bestimmt, wie viel er
oder sie einbringen möchte. Die Beteiligung kann dabei von Mitlesen im Kursblog bis zum
Betreiben eines eigenen Blogs oder der Mitwirkung in anderen Medienformaten reichen.
Die Infrastruktur eines Open Online Courses ist meist offen und dezentralisiert. Neben einer
Hauptseite, die aus einem Blog oder Wiki bestehen kann und die die Beiträge der
Veranstalter und Teilnehmenden sammelt, entstehen Beiträge auf anderen Plattformen, die
die Lernenden einbringen: ihr eigener Blog, eine Facebook-Seite, Twitterkanäle und –
beiträge, Videobeiträge in YouTube, AudioBoo-Beiträge usw..
Die Inhalte eines Open Online Courses folgen einem Curriculum, in dem verschiedene
Themen aufgegriffen werden. Manchmal ist jede Woche einem anderen Thema gewidmet,
manchmal passiert dies im zweiwöchigen Rhythmus. Neben Beiträgen von den
Veranstaltern, Experten und Gastreferenten greifen auch Teilnehmenden das Thema aktiv
auf und diskutieren es in ihren Blogs usw.. Damit ist ein OpenCourse für Teilnehmende
einerseits die ideale Gelegenheit, sich mit diesen Werkzeugen vertraut zu machen und erste
Erfahrungen mit Blogs und Twitter zu sammeln, andrerseits offen mit anderen Themen zu
diskutieren und Wissen kooperativ, im Austausch diskursiv zu entwickeln.
Die Rolle der Veranstalter in einem OpenCourse besteht daraus, durch eine Agenda und
Wochenthemen den Verlauf zu strukturieren, die technische Infrastruktur, zumindest soweit
sie die zentralen Anlaufstellen betrifft, bereitzustellen, die Beiträge der Teilnehmenden zu
bündeln und einen Überblick zu geben. Dies umfasst z.B. Wochenzusammenfassung als
Newsletter, das Setzen von Impulsen im Blog oder Wiki, die Beantwortung von Fragen in
verschiedenen Medien, die Betreuung der Gastreferenten und ggf. die Moderation von Live-
Videositzungen, die anschließend als Aufzeichnung ins Netz gestellt werden.
Das Konzept der Online Open Courses wurde 2007 erstmalig umgesetzt, als David Wiley
einen wiki-basierten Kurs unter dem Titel Open Ed Syllabus anbot, in, welchem er
verschiedene Themen der Open Education behandelte.¹ 2008 boten George Siemens und
Stephen Downes dann den Kurs “Connectivism & Connective Knowledge” an, der unter dem
Kürzel “CCK08” zum Inbegriff des neuen Formats wurde und als wichtigster Vorläufer gilt. In
diesem Zusammenhang wurde erstmals auch das Konzept des Konnektivismus diskutiert,
der zeitweilig als neue Lerntheorie fungierte, was aber inzwischen nachließ. Heute wird er
jedoch als sehr wichtiges Konzept in der Erwachsenenbildung behandelt. Inzwischen fanden
eine ganze Reihe entsprechender Kurse statt, die auch bei großer Teilnehmerzahl unter dem
Stichwort MOOC (Massive Open Courses) gefasst werden. Ein Kurs der Universität Stanford
zum Thema künstliche Intelligenz zog z.B. 160.000 Interessierte an, von denen ca. 20.000
Teilnehmende den Kurs auch tatsächlich abschlossen und eine Bestätigung der Veranstalter
erhielten. Weitere Beispiele für MOOCs sind der Kurs „PLENK – Personal Learning
Environments Networks and Knowledge“², der im Herbst 2010 stattfand, die dritte
Wiederauflage des Kurses „Connectivism and Connective Knowledge“ in 2011, der Kurs
„LAK11 – Learning and Knowledge Analytics“ im Frühjahr 2011³ und der Kurs „Change:
Education, Learning, and Technology!“ vom Herbst 2011⁴.
Im Sommer 2011 führte die Goethe-Universität Frankfurt gemeinsam mit dem Weiterbild-
ungsblogger Jochen Robes den ersten deutschsprachige Open Online Course zum Thema
„Zukunft des Lernens“ durch, zu dem sich ca. 900 Interessierte anmeldeten.⁵ In 11 Wochen
wurden Themen wie soziales, vernetztes und mobiles Lernen, Personal Learning Environ-
ments, Nutzerverhalten im Netz, Serious Games/Game Based Learning, Medienkompetenz,
Qualität im lebenslangen Lernen u.a. aufgegriffen. Der Kurs wurde mit Hilfe eines Blogs als
Hauptseite, Videobeiträgen, Live-Videositzungen und deren Aufzeichnung, einem Twitte-
rkanal und einem Newsletter umgesetzt. Bewusst wurden die Vorträge von Experten jeweils
mittwochs in einer Videokonferenz gehalten, so dass das Wochenthema schon montags mit
Beiträgen der Veranstalter und Teilnehmenden starten konnte. Freitag erfolgte eine Zusam-
menfassung der vielen Blogbeiträge der Teilnehmenden, die mit Hilfe des Kürzels „OPCO11“
in einem zentralen Blog gesammelt wurden, in einem Newsletter, der auch das Thema der
folgenden Woche einleitete. Die 900 Teilnehmenden waren vor allem Erwachsenenbildern,
eLearning-Experten und -Interessierte und viele Lehrerinnen und Lehrer.
Inzwischen findet ein neuer mit 1.300 Teilnehmenden noch größerer deutschsprachiger
Open Course statt, der sich unter dem Titel „Trends im E-Teaching-Der Horizon Report unter
der Lupe“ den Horizon Report zum Thema macht und von studiumdigitale, eteaching.org,
dem MultimediaKontor Hamburg und dem Weiterbildungsblog gemeinsam veranstaltet wird.6
In dem zweiten Kurs, wurden Erfahrungen aus dem ersten aufgegriffen und so z.B. die
Dauer je Thema auf zwei Wochen verlängert, Beiträge in Kategorien eingeordnet und
erstmalig das Konzept von Online Badges erprobt. Zudem konnte mehr Studierende
gewonnen werden und es wurden ECTS an verschiedenen Hochschulen vergeben, zum Teil
mit, zum Teil ohne begleitende Präsenzveranstaltungen.


¹http://www.opencontent.org/wiki/index.php?title=Intro_Open_Ed_Syllabus
²http://connect.downes.ca/
³http://www.learninganalytics.net/?p=28
⁴http://change.mooc.ca/
⁵http://www.opencourse2011.de
6http://www.opco12.de

von Claudia Bremer, studiumdigitale, Goethe-Universität Frankfurt/M.

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