Call for Papers: Zwischen Rechtedschungel und App-Überfluss: Medienkompetenz für Studium und Lernen fördern

15 Mai, 2012

von Bianca Höfler-Hoang und Saskia Hehl Fragen Sie den reformgeplagten Studenten nach Synonymen für Studium. Sie werden hören: Organisation, Kollaboration, Fristeinhaltung, Zeitdruck. Es ist die Generation der Digital Natives – die Generation junger Erwachsener, welche mit digitalen Medien aufgewachsen sind – die gerade an den Hochschulen mit Reform und Bürokratie zu kämpfen hat. Schnell ist man dazu geneigt, […]
Lost In The Jungle by Sunjaya


von Bianca Höfler-Hoang und Saskia Hehl

Fragen Sie den reformgeplagten Studenten nach Synonymen für Studium. Sie werden hören: Organisation, Kollaboration, Fristeinhaltung, Zeitdruck. Es ist die Generation der Digital Natives – die Generation junger Erwachsener, welche mit digitalen Medien aufgewachsen sind – die gerade an den Hochschulen mit Reform und Bürokratie zu kämpfen hat. Schnell ist man dazu geneigt, diesem Personenkreis einen selbstverständlicheren Umgang mit den digitalen Medien sowie eine bewusste Nutzung von webbasierten Informations- und Kommunikationstechnologien zuzuschreiben.

Da ist sie also, die Lösung für die hohen Ansprüche an Selbstorganisation, Teamwork, Flexibilität? Ja – und nein.

Untersuchungen zeigen, dass die vielfältige Mediennutzung der Net Generation nicht gleichzusetzen ist mit einer „größeren Medienkompetenz“ für Studium und Beruf¹. Denn die fehlt, um den sinnvollen Umgang mit den verfügbaren Web 2.0-Technologien im Bildungsbereich zu gewährleisten. Doch wie soll diese Medienkompetenz aussehen und vor allem, wie kann man sie fördern?

Genau diese Fragestellung liegt dem Zertifikatsprogramm E-Kompetenzen zugrunde, welches die Universität Trier seit dem WS 2010/11 als fächerübergreifende, kostenfreie Zusatzqualifikation anbietet und an der bislang 130 Studierende teilgenommen haben. Neben dem kompetenten Umgang mit dem Internet und seinen Technologien im Studienalltag verfolgt dieses Zusatzangebot das Ziel, die Employability der Studierenden durch eine kompetenzorientierte Hochschulausbildung zu fördern, die über die ausschließlich fachorientierte Wissensvermittlung hinausgeht: E-Kompetenz soll den Studierenden den Zugang und die Nutzung von elektronischen Medien für Hochschule und Beruf erleichtern und als Schlüsselqualifikation für ein selbstgesteuertes, lebenslanges Lernen zur Verfügung stehen.

Das ZEK basiert auf einem tutoriell begleiteten Blended-Learning-Konzept, bestehend aus Online-Selbstlernphasen, Werkstatttagen, Arbeit in moderierten Foren und komplexen Gruppenaufgaben. Es schließt mit der Konzeption und Präsentation eines eigenen E-Projektes ab. Während der Werkstatttage lernen die Teilnehmer die für den Einsatz digitaler Medien wichtigen Serviceleistungen verschiedener Einrichtungen der Universität kennen (Universitätsvideoanlage, Medientechnik und Medienzentrum Sprachen).

Neben der Vermittlung von Inhalten im Kontext von Web 2.0, die auf Unterstützung von Studium und persönlicher Arbeitsorganisation abzielen, sind vor allem die Gruppenarbeit sowie eine phasenbegleitende Selbstreflexion wichtige Bausteine dieses Kurses. So soll die Teamfähigkeit der Studierenden gefördert und ihre Fähigkeiten in computergestützter Kommunikation und Kollaboration gestärkt werden. Um den Sinn und Zweck der verschiedenen Lerninhalte bewusst wahrnehmen, reflektieren und beurteilen zu können, wird die E-Portfolio-Software Mahara eingesetzt. Sie stellt eine Arbeitsumgebung, in der die Lernenden Raum zur persönlichen Dokumentation und Reflexion haben, um so die eigene Kompetenzentwicklung während des gesamten Kurses nachvollziehen zu können. Auf dieser Plattform werden ebenfalls die webbasierten Selbstlernmodule angeboten, über Foren und Blogs kommuniziert und somit ein Lernen und Reflektieren im Dialog angeregt.

Am Ende der Veranstaltung findet ein gemeinsames Abschlusstreffen statt, in dem jeder Teilnehmer sein persönliches E-Projekt präsentiert. Diese Produkte sind vielfältig: vom individuellen Reiseführer, einer Website über das private Hobby, dem Referatshandout als Videocast bis hin zum Tutorial zur Nutzung von z. B. Portable Applications. Bei diesem Abschlusstermin wird über Idee, Vorgehensweise und eventuelle Hürden berichtet und den anderen Teilnehmern eine Rezension des zur Umsetzung verwendeten Tools vorgestellt.

Mit dieser Qualifizierungsmaßnahme, die nach erfolgreicher Teilnahme mit einem Universitätszertifikat abschließt, soll der studentische Blick folglich auf den Mehrwert von Internettechnologien gelenkt werden. Das Ausweisen der erworbenen Kompetenzen bietet zudem Vorteile für die künftigen beruflichen Bewerbungen. Warum das Zertifikatsprogramm ein Zukunftskonzept mit Entwicklungscharakter ist? Das Web 2.0 zeichnet sich durch eine besondere Dynamik aus, befinden sich die verfügbaren Technologien doch in einem ständigen Wandel. Immer kürzer werdende Entwicklungszyklen der Technologien und Anwendungen beeinflussen die Inhalte dieser Maßnahme, verleihen ihr einen Charakter, der sich selbst stetig in Entwicklung befindet. Und auch die im Netz verfügbaren Informationen, fordern gewisse Selektionskompetenzen: Ist doch nicht der Mangel, sondern vielmehr der Überfluss an verfügbaren Informationen kritisch. Die Förderung der persönlichen Reflexionsfähigkeit unterstützt die Teilnehmer in einer sinnvollen und (zeit-) effektiven Nutzung. So ist das Zertifikatsprogramm kein geschlossenes Angebot, sondern wird von Semester zu Semester modifiziert und den aktuellen Trends der virtuellen Welt an-
gepasst.

Link zur Website des E-Kompetenzen Zertifikatsprogramms

Kontakt:
Bianca Höfler-Hoang und Saskia Hehl
Universität Trier
Koordinationsstelle E-Learning
Raum DM 09
54296 Trier
+49 (0)651 201-3582
elearning@uni-trier.de
www.elearning.uni-trier.de

 

¹Schulmeister, R. (2008). Gibt es eine Net Generation? Version 2.0. Zentrum für Hochschul- und Weiterbildung
(ZHW) Hamburg. Verfügbar online hier. [02.03.2012]

 

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