Autorin: Aileen Oppermann – Lehrbeauftragte für Qualitätsmanagement
Einordnung des Moduls
Im Master-Studiengang „Nachhaltigkeits- und Qualitätsmanagement“ unterrichte ich das Modul „Qualitätsbeauftragter“. Die Besonderheit dieses Modul liegt darin, dass die Studierenden im Anschluss an das Modul die Prüfung zum Qualitätsbeauftragten beim TÜV Rheinland absolvieren können. Die Teilprüfung Klausur dient der Vorbereitung auf diese Prüfung und ist daher im Ablauf und Aufbau der TÜV-Prüfung nachempfunden.
Ausgangssituation
Bereits im letzten Jahr habe ich in meinem Modul auf papierlose Klausur umgestellt. Damals nutzten wir die Computer-Labore am Campus Lichtenberg, um die Klausur durchführen zu können. Die Studierenden waren zunächst skeptisch gegenüber der Handhabung. Können sie schnell und unkompliziert zwischen den Fragen hin und her springen? Ist der Aufbau intuitiv, damit sie keine Zeit durch Fragen zur Bedienung verlieren? Hinzu kam der Anfahrtsweg, da der Studiengang eigentlich am Campus Schöneberg abgehalten wird. Am Ende der Prüfung gab es allerdings einen eindeutigen Tenor: Die E-Klausur ist reibungslos verlaufen und die Befürchtungen der Studierenden haben sich nicht bestätigt. Im Gegenteil: die Klausur war leicht und gut verständlich aufbereitet. Und die Aussicht, die Ergebnisse bereits zwei Tage später zu haben, verstärkten die Befürwortungen. Daher war schnell für mich klar: Im nächsten Jahr wird die Klausur wieder als E-Prüfung ablaufen.
E-Klausur in Moodle
Der genauen technischen Ablauf ist ja bereits durch die Hochschulleitung beschrieben worden, daher möchte ich mich hier auf konkrete Ausgestaltung meiner Klausur beschränken. Ich habe mich für die Test-Variante in Moodle entschieden, um einen Multiple-Choice-Aufbau umsetzen zu können. Über den Sinn oder Unsinn einer reinen Multiple-Choice-Klausur kann man sich streiten, aber diese Klausur dient der Vorbereitung auf die TÜV-Prüfung, die ebenfalls aus reinen Multiple-Choice-Fragen besteht. Daher wähle ich hier den gleichen Aufbau. Ich habe einen Fragenpool, den ich mir aus der vorausgegangenen Klausur in den neuen Kurs herüberziehe. Jedes Jahr passe ich diesen Fragenpool an bzw. baue ihn aus.
Zusammenarbeit mit dem E-Learning-Zentrum
Da wir der erste Durchlauf einer Klausur von zu Hause waren, war auch das E-Learning-Zentrum sehr an diesem Pilotversuch interessiert. Doreen Ehrlich kümmerte sich um die Einrichtung des Kurses und die richtigen Einstellungen. Zudem führte sie einen Testversuch durch. Während der Klausur selbst war sie für die Studierenden mit ansprechbar.
Eigenständige Bearbeitung der Klausur
Wie kann ich sicherstellen, dass die Studierenden sich nicht untereinander absprechen oder die Antworten „googlen“? Natürlich kann ich diese untersagen (was ich offiziell zu Beginn der Klausur auch mache), aber kontrollieren kann ich das nicht. Daher machte ich mir zusammen mit dem E-Learning-Zentrum Gedanken, welche anderen Möglichkeiten zur Verfügung stehen:
- Straffe Zeitvorgaben
Die Zeitvorgabe ist an der Vorgabe für die TÜV-Prüfung angelehnt. Es stehen zwei Minuten pro Frage zur Verfügung. Das kann sehr viel oder auch sehr wenig Zeit sein. Es ist definitiv zu wenig Zeit, um das gesamte Internet nach der Antwort abzusuchen. - Nutzung von Zufallsfragen
Die Fragen werden den Studierenden per Zufall aus einem Fragenpool zugewiesen. Zudem werden die Fragen und die Antworten innerhalb der Fragen gemischt. Jeder Studierende schreibt also eine andere Klausur.
Voraussetzung: Eine genügend großer Fragenpool, der vom Schwierigkeitsgrad homogen ist. - Materialien erlauben
Die Studierenden wussten bereits, dass sie alle schriftlichen Unterlagen und ihre eigenen Notizen benutzen dürfen (Vorgehen angelehnt an die TÜV-Prüfung). Der Fokus der Klausur liegt nicht im Auswendiglernen von Fakten, sondern Zusammenhänge zwischen den Inhalten zu erkennen.
Weitere Materialien ließ ich offiziell nicht zu. Die Kursmaterialien aus dem QB-Kurs blendeten wir für die Zeit der Klausur aus. Hier überlege ich diese für das nächste Jahr zulassen, da es am Ende keinen Unterschied macht, ob sie in digitaler oder Papier-Form vorliegen.
Die Auswertung der Ergebnisse zeigt, dass die Studierenden nicht besser sind als die Vorjahre. Die Angst vor Absprachen oder externe Hilfe kann ich also nicht bestätigen.
Vorbereitung
Viele Studierenden schrieben eine E-Prüfung zum ersten Mal – und von zu Hause aus kannten die meisten gar nicht. Die Unsicherheit, dass alles funktioniert, war besonders groß. Ich legte daher ein besonderes Augenmerk auf eine gute Vorbereitung, um alle technischen Fragen im Vorfeld zu klären. Ich informierte die Studierenden über folgenden Punkte:
- Stabile Internetverbindung
Die Studierenden sollten sich darum kümmern, dass sie an dem Termin eine stabile Verbindung zur Verfügung haben. Als Absicherung wird in Moodle alle 30 Sekunden die Antworten gespeichert. D.h. falls jemand während der Klausur Internetprobleme bekommt, fängt er nicht wieder von vorne an. - Genaue Beschreibung des Ablaufs in Moodle
Ich beschrieb sehr kleinteilig, wo und ab wann die Klausur in Moodle zu finden ist und wie der Ablauf im Moodle ist (z.B. „Wenn ihr die Klausur schließt, ohne den Abgabe-Button betätigt zu haben, zählt die Klausur als nicht absolviert.“)
Tipp: Datum und Uhrzeiten sehr präzise beschreiben. Ab wann ist die Klausur sichtbar? Ab wann kann die Klausur begonnen werden? Wie lange steht die Klausur zur Verfügung? - Ihr seid nicht allein!
Während der gesamten Klausur konnten die Studierenden Doreen Ehrlich und mich über das Forum des QB-Kurses erreichen. Sie hatten also die Möglichkeit bei technischen bzw. inhaltlichen Fragen diese an uns zu adressieren. Dabei gab es nur sehr wenige Fragen, die sich vor allem auf die Benutzung des Forums beschränkten. - Auswertung und Ergebnisse
Die E-Klausur ermöglicht eine rasche Auswertung und diese Schnelligkeit wollte ich auch an die Studierenden weitergeben. Daher kündigte ich an, dass die Ergebnisse bereits wenige Tage nach der Klausur zur Verfügung stehen. Ein genaues Datum gab ich nicht an, da ich unter den aktuellen Bedingungen nicht einschätzen konnte, wie schnell das Prüfungsamt die Ergebnisse zur Verfügung stellen kann.
Ich kann nicht sagen, ob diese kleinteilige Vorgehensweise wirklich notwendig ist (die Evaluierung des Kurses steht noch aus), aber es gab nur ganz wenige Rückfragen. Das bewerte ich als positiv.
Durchführung
Die Studierenden konnten 15 Minuten vor Beginn der Klausur den Kurs in ihrer Moodle-Übersicht sehen und den „Warteraum“ betreten. In diesem Raum waren weitere Anweisungen zur Klausur beschrieben, wobei zum Teil die Information aus der Vorbereitung (Zeit, Abgabe, Ergebnisse) nochmal wiederholt wurden. Zudem gab ich noch weitere Hinweise zu:
- Aufbau
Hier erklärte ich kurz die Navigation in der Klausur selbst. Zudem wies ich auf die Eigenständigkeitserklärung hin. - Bewertung der Multiple-Choice-Fragen
Die Information hatte ich bereits in der letzten Vorlesung besprochen und als Dokument zur Verfügung gestellt. Hier wiederholte ich die Vorgehensweise nochmal. - Erlaubte Materialien
Hier wies ich darauf hin, was zugelassen ist und was nicht. - Fachliche Hinweise
Aus Erfahrung schreibe ich bei allen Klausuren dazu, dass die Fragen immer in der Mehrzahl und Geschlechter-unspezifisch geschrieben sind. Diese geben also keine Hinweise zur Beantwortung der Frage. - Passwort
Die Studierenden erhalten ein Passwort für die Klausur, damit Unbefugte die Klausur nicht betreten können.
Auswertung
Bei MC-Fragen erfolgt die Auswertung automatisch. Direkt nach Abgabe der Klausur kann ich das Ergebnis sehen und bei Bedarf Fragen einzeln neubewerten. Ich schaue mir insbesondere nochmal Fragen an, bei der viele Fehler aufgetreten sind. Wurde immer dieselbe falsche Antwort angekreuzt oder gab es unterschiedliche Fehler? Wenn immer dieselbe falsche Antwort angekreuzt wurde, besteht die Möglichkeit, dass die Frage missverständlich formuliert war. Dann kann ich die Frage im Nachhinein neu bewerten und im nächsten Jahr eindeutiger formulieren. Zudem bekomme ich vereinzelt Hinweise von Studierenden zu den Fragen. So wird der Fragenpool immer besser.
Insgesamt hat sich der Auswertungsaufwand dadurch erheblich reduziert und wir können die Ergebnisse den Studierenden schnell zur Verfügung stellen. Sie nutzen auch mehr die Möglichkeit sich die Klausur inhaltlich im Moodle anzusehen – bei einer Papier-Klausur werden Einsichten bei uns im Studiengang nur selten beantragt. Gerade weil die Klausur als Vorbereitung für die TÜV-Prüfung dient, ist diese Einsicht der Klausur sehr wertvoll für die Studierenden.
Fazit
Bereits im letzten Durchlauf war die E-Klausur für mich ein Erfolgsmodell. Die schnelle Auswertung ist eine Erleichterung für die Studierenden und mich. Die Umstellung auf Remote gelang ohne Probleme – auch dank der großartigen Unterstützung seitens des E-Learning-Zentrums.
Die Studierenden haben diese Umsetzung sehr positiv aufgenommen. Sie waren glücklich, dass sich ihr Zeitplan nicht weiter verschobenen hat (und sie ein wenig Fahrtweg sparen konnten).
Auch für mich ist diese Form der Klausur ein Zukunftsmodell und ich kann sie unter bestimmten Rahmenbedingungen weiterempfehlen.
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