Ganz allein auf Wolke 7

19 Feb, 2014

Benutzen Sie auch gerne Cloud-Speicher? Fragen Sie sich auch oft, wo Ihre Daten wohl liegen und wer da noch so mitlesen kann? Oder ob beim nächsten Hack auf den Anbieter unter den Millionen erbeuteten Benutzerdatensätzen vielleicht auch Ihre eigenen dabei sind? Mittels Boxcryptor, Cloudfogger, und einigen Alternativen lassen sich ja die Daten in der Cloud […]
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Urheber: Owncloud, Quelle: http://commons.wikimedia.org

Benutzen Sie auch gerne Cloud-Speicher? Fragen Sie sich auch oft, wo Ihre Daten wohl liegen und wer da noch so mitlesen kann? Oder ob beim nächsten Hack auf den Anbieter unter den Millionen erbeuteten Benutzerdatensätzen vielleicht auch Ihre eigenen dabei sind?

Mittels Boxcryptor, Cloudfogger, und einigen Alternativen lassen sich ja die Daten in der Cloud verschlüsseln. Aber wie heißt es so schön: hat man erst einmal physischen Zugang zu den Daten, ist der Rest – selbst wenn die Daten verschlüsselt sind – nur noch eine Frage der Rechenzeit, vorausgesetzt, der Zweck rechtfertigt den Aufwand. Außerdem werden, wenn die Daten mit anderen Nutzern geteilt werden sollen, die entsprechenden Freigabeschlüssel je nach Verschlüsselungs-Anbieter oft ebenfalls über das Internet verteilt – was den erwähnten Aufwand für Datendiebe stark verringern kann.

Wenn man dann noch das datenschutzrechtliche Interesse von Bildungseinrichtungen und Unternehmen beachtet, sensible Daten überhaupt nicht bei Drittanbietern gespeichert zu haben, werden ansonsten sehr praktische Dienste wie Google Drive, Dropbox und Co. für den beruflichen Alltag sehr schnell unbrauchbar, wenn nicht sogar offiziell verboten. Und auch im privaten Bereich soll es ja nach wie vor Menschen geben, die sich dafür interessieren, wo sich Ihre Daten – physisch – befinden, aber trotzdem auf die Annehmlichkeiten von automatisch synchronisierten Verzeichnissen und Freigaben für andere Benutzer nicht verzichten wollen.

Unter anderem von diesen Gedanken bewegt, habe ich mich in der letzten Zeit immer mal wieder auf die Suche nach echten Alternativen gemacht und bin schließlich bei Owncloud fündig geworden. Wie der Name schon sagt, kann man sich hier den Traum seiner ganz eigenen Cloud erfüllen. Als Webserver-Erweiterung zum selbst hosten konzipiert, kann man in Owncloud seine Dateien hochladen, mit anderen Benutzern teilen und mittels Synchronisations-Client auf mehreren Rechnern auf dem gleichen Stand halten.

Erster großer Vorteil: Welche Ordner seines Owncloud-Verzeichnisses man synchronisieren will, und welche lokalen Ordner dazu das jeweilige Pendant darstellen, kann man völlig frei definieren. Schluss also mit einem riesigen Dropbox-Ordner, in dem immer alle Freigaben von allen Benutzern herumfliegen. Stattdessen teile ich einen Ordner mit meiner Freundin, aber auch nur auf dem einen Rechner. Mit dem anderen Rechner synchronisiere ich nur mein Arbeitsverzeichnis; geteilt wird das gar nicht. Durch eine – falls gewünscht auch temporäre – URL kann ich auch Dateien und Ordner für Leute freigeben, die nicht mal einen Account haben, wahlweise mit oder ohne Passwortschutz. Und was ich weder teile noch synchronisiere, kann ich immer noch jederzeit über das Web-Interface abrufen.

Aber Owncloud kann tatsächlich noch viel mehr als das. Zusätzlich zur permanent erzwingbaren SSL-Verschlüsselung für die Kommunikation können bei Bedarf auch die Daten direkt auf dem Server verschlüsselt werden, um weitere Sicherheit zu schaffen. Mittels WEBDAV binde ich beliebige Ordner von meinem Owncloud-Verzeichnis als Laufwerke auf meinem Rechner ein, und in den Ordnern enthaltene Bilder kann ich im Web-Interface als Diashow betrachten, erkannte Audiodateien werden gestreamt. Es gibt auch erste Ansätze für die Unterstützung kollaborativen Arbeitens: ein PDF Viewer und ein ODF Viewer ermöglichen die Betrachtung zumindest ausgewählter Dokumenttypen direkt im Browser; zusammen mit der Datei-Versionierungsfunktion und dem einstellbaren Papierkorb für das Rückgängigmachen von unbeabsichtigten Löschungen ist das wirklich schick. Eine mobile App für Android und iOS gibt es ebenfalls, aber zugegebenermaßen sind hier die Funktionen noch recht beschränkt.

Viele weitere Funktionen können als sogenannte Applications direkt über das Web-Interface nachinstalliert oder aktiviert werden: ein CALDAV-kompatibler Kalender, ein Adressbuch, ein Lesezeichen-Manager für Webseiten, ein Antivirus-Dienst für die gehosteten Dateien, und und und… da liegt es natürlich nahe, dass die eigenen APIs für solche App-Entwicklungen offen stehen. A propos offen, eigentlich ist genau genommen das ganze Owncloud OpenSource, aber wenn man sich den Aufwand der Einrichtung und Pflege nicht machen will, gibt es für so ziemlich jeden Anwendungsfall auch einen kommerziellen Support.

Neben der integrierten Benutzerverwaltung samt Rollensystem dürfte es vor allem für Hochschulen und Unternehmen besonders interessant sein, dass man auch externe Authentifizierungsmethoden wie LDAP, Active Directory oder openID heranziehen kann. Und wenn man von anderen Cloud-Anbietern doch partout nicht loskommt, kann man sogar deren Verzeichnisse über die jeweilige API in die Owncloud einbinden.

Nachteile? Gibt es, ja. Webserver mit PHP sind zum Beispiel von Hause aus nicht dafür ausgelegt, (sehr) große Dateiuploads ohne Timeout entgegenzunehmen. Auch der Synchronisations-Client lädt manchmal unnötigerweise Dateien hoch oder herunter, die eigentlich schon aktuell sind. Viele der für Owncloud verfügbaren Applications sind noch nicht ausgereift oder machen nicht ganz, was man erwartet, und der Audio-Streaming-Dienst könnte wirklich mehr Formate unterstützen.

Aber alles in allem überwiegen – zumindest für mich, und bestimmt auch für viele andere Leute (und Institutionen) – ganz sicher die Vorteile. Probieren Sie es aus!

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