Lernen macht nicht immer Spaß, das kennt jeder Schüler und jeder Student. Wenn ich mich über den Studienstress beklagte, wurde mir oft erzählt, dass das lateinische Wort „laborare“ für sich bemühen, arbeiten, sich anstrengen auch noch eine andere Bedeutung hat: leiden. Schon die Römer wussten es also. Doch Lernen kann auch anders sein, Freude bereiten, zum Beispiel mit den interaktiven Apps von learningapps.org.
Wie Abbildung 1 zeigt, ist die Website learningapps.org eine schöne Web-2.0-Anwendung, mit der man Lern- und Lehrprozesse mit Apps unterstützen und bereichern kann. Diese sogenannten Apps sind kleine, interaktive, multimediale Lernbausteine, die sich nicht auf einen bestimmten Sachverhalt beziehen, sondern immer wieder verändert werden können. Das ist auch das Ziel: wiederverwendbare Bausteine zu sammeln, zu verändern und öffentlich zu machen. Einen ersten Eindruck gibt dieses Video von der Website selbst.
Quelle: LearningApps: LearningApps.org. 29.05.2014. youtu.be/hNgFXHv6eIs (Letzter Zugriff: 14.09.2015)
So kann man bestehende Apps abändern und mit verschiedenen Vorlagen neue erstellen. Von diesen Vorlagen gibt es zurzeit 28 Stück. Die Bandbreite reicht von einfachen „klassischen“ Auswahlspielen, über anspruchsvollere Zuordnungsspiele, bis zu beeindruckenden Multimedia-Werkzeugen, bei denen verschiedene Medien, wie YouTube-Videos, eigene Tonaufnahmen, Bilder und Karten von Google-Maps eingefügt werden können. Getreu dem Motto: Anspruch aller Sinne und Lerntypen.
Sehr begeistert haben mich auch die Mehrspieler-Apps. Bei diesen spielt man entweder mit Mitspielern, dafür müssen die Spieler gleichzeitig die App aufrufen, oder dem Computer gegeneinander um Punkte. Da wird doch sofort bei jedem der Siegergeist geweckt!
Diese selbst erstellten oder übernommenen Apps können dann direkt über eine Linkadresse, einen Einbettcode, ein Widget für iBooks, ein SCORM-Paket oder einen QR-Code in Lernplattformen, Blogs und Wikis eingebunden werden. Speziell bei Moodle ist das mit einem SCORM-Paket einfach durchzuführen und schnell hat man einen interaktiveren Moodle-Kurs.
Dem schnellen, kostenlosen, unkompliziertem Erstellen von schönen Apps zum Üben steht also nicht mehr im Weg? Im Prinzip schon, allerdings gibt es kleine Kritikpunkte. Die Vorlagen sind nur beschränkt anpassbar, teilweise ist die Struktur stark vorgegeben und das Design kann für kreative Köpfe auch nicht verändert werden. Nur wer ausreichend Kenntnisse in JavaScript und HTML hat, kann eigene Apps programmieren.
Gut vorstellbar ist der Einbezug der Apps in den Unterricht (in Schulen oder Hochschulen). In Verbindung mit dem interaktiven Whiteboard (Smartboard) werden die Übungen so interaktiv, abwechslungsreich und ein erfrischender Gegensatz zu den sonstigen Arbeitsblättern und Co.
Dabei braucht man sich auch keine Sorgen um das Urheberrecht zu machen, denn das Rechtliche ist auch klar geregelt. So sind für die Inhalte zwar die Autor/innen verantwortlich, allerdings erklärt man sich bei Veröffentlichung seiner Apps automatisch damit einverstanden, dass andere diese weiterverwenden, kopieren und adaptieren können, ohne auf die Autorin oder den Autor zu verweisen.
Wer sich jetzt fragt: „Wie sieht denn so eine App aus?“, der kann mal auf meiner Moodle-Testseite vorbei schauen und sich eine Beispiel-App zu dem Thema Fremdwörter angucken und dabei vielleicht auch nochmal sein Wissen auffrischen.
Learningapps.org ist ein Forschung- und Entwicklungsprojekt der Pädagogischen Hochschule Bern, in Kooperation mit der Johannes Gutenberg-Uni Mainz und der Hochschule Zittau/Görlitz.
Nochmal kurz im Überblick:
Vorteile:
- kostenlos
- webbasiert, damit ortsunabhängig
- viele Vorlagen, wiederverwendbar
- kurze Einarbeitungszeit
- Apps leicht einfügbar: Link, SCORM-Paket, Widget IBook, QR-Code
- Tutorials: gut erklärt
- Spielerisches wirkt motivierend
Nachteile:
- Vorlagen beschränkt anpassbar (zum Beispiel Design)
- benötigte Internetverbindung
Alternativen:
- Articulate Quizmaker
- Hot Potatoes (keine technische Unterstützung mehr seit 2009)
- Question Writer
- Udutu
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