Mit kurzem Abstand fanden in Berlin 2 Tagungen statt. Ich besuchte am 3. November das Educamp und am 8. November die Veranstaltung der Friedrich Ebert Stiftung „Von Moodle bis MOOC„.
In beiden Veranstaltungen ging es um E-Learning, um Entwicklungsperspektiven und den Erfahrungsaustausch – die Formate konnten unterschiedlicher kaum sein. Welche Veranstaltung mir besser gefiel? Das ist die Frage, die ich nicht beantworten kann.
Im Educamp wurde miteinander geplant, offen diskutiert und der Austausch war lebhaft und enthusiastisch. Alle Teilnehmer konnten aktiv werden und eigene Session anbieten. Der Vorteil liegt in den multiplen Perspektiven, mit denen die einzelnen Themen beleuchtet wurden. Das die Diskussionen manchmal eher um das Thema herum führten und/oder andere Richtungen einschlugen, führte zu unerwarteten Impulsen. Das Engagement der Veranstalter, Planer und Helfer vor Ort war bewundernswert (und ich nehme mir fest vor, beim nächsten Berliner Educamp meine Hilfe anzubieten).
Meine Angst, dass beim „organisiertem Chaos“ sich manche Selbstdarsteller viel Raum und Zeit aneignen könnten, war – zumindest in den Sessions – nicht zu beobachten.
Ich besuchte am Sonntag folgende Themen:
- Finanzierung von Bildungsangeboten
In dieser Runde hätte ich mir ein wenig mehr Struktur gewünscht. Streitthemen wechselten sich mit einzelnen Ideen für unterschiedliche Formate, Erfahrungsberichten und kritischen Stimmen ab. Beim Beispiel des Educamp führte die (vorbildliche) Transparenz dazu, dass organisatorische Randthemen zu sehr in den Fokus der Disskusion rückten (Stichwort: „Dürfen böse Sponsoren Geld und Namen für gute Konferenzen geben?“). Ist meine „Besser-machen-oder-schweigend-billigen-Einstellung“ so falsch? - Peer-Learning unter (Lehramts-) Studierenden
Diese Veranstaltung wurde von Lehramtsstudierenden der Initiative Kreidestaub moderiert. Es wurden Ideen und Erfahrungen gesammelt und darüber diskutiert, ob und wie Lehrende solche Prozesse (z.B. durch Bereitstellung von Etherpad + Twitterhashtags) unterstützen können. - Kernkomptenzen Digital Natives – mehr als Facebook?
…war ein Veranstaltungsaspekt, der mich vorab nur am Rande ansprach, dann aber viel interessanter als erwartet wurde. Die Diskussion kreiste lange um den Begriff und endete in der Abgrenzung: „Digital Natives sind nicht Digital Experts“.
Es bleibt aber auch im Umgang mit den neuen Medien eine Herausforderung, Mündigkeit, Refklektionsfähigkeit und Problemlösekompetenz zu vermitteln. So gab es die Forderung, ein Schulfach: „Mündigkeit – mit Teilaspekt Medienkunde“ einzuführen. Eine Anwesende konnte daraufhin berichten, dass sie an einem Basiscurriculum Medienbildung (inklusive Medien und Gesellschaft als kritischer Aspekt) für Berlin/Brandenburg mitgewirkt hat. Als Querschnittsfach fließt dieser Entwurf jetzt (hoffentlich) bei der Rahmenlehrplansgestaltung ein.
Die Veranstaltung der Friedrich-Ebert-Stiftung war dagegen strukuriert, moderiert, organisiert. Straff im Zeitplan folgten gute Vorträge mit sehr kurzen Frage-Antwort-Runden, Diskussionen gab es kaum. Auch die Pro & Contra Debatte war eher eine Podiumsdiskussion als ein Austausch mit dem Publikum. Aber mit provokanten Thesen, wie z.B. die Forderung: „Lehrende, die im Forschungssemester wissenschaftlich arbeiten, werden öffentlich bezahlt und sind daher verpflichtet, ihre Werke offen und in offenen Formaten zur freien Verfügung anzubieten.“
Die Vorträge hatten eine gute Qualität, insofern war ich mit der Rolle des „passiven Zuhörers“ zufrieden und für interessante Gespräche war in den Pausen genug Zeit.
Geht der Trend eher zu (kostenpflichtigen) “SPOCs (S)mall (P)rivate (O)pen (C)ourses”? Gibt es mehr Auswahlprozzesse für ähnliches Leistungsniveau der Teilnehmer und besserer Zertifizierung? Wo ist dann der Unterschied zur Fernlehre?
Interessante Beispiele (Leuphana: „ThinkTank Cities und die Videoreihe von Dr. Malte Persike) wurden vorgestellt, Ressourcenverbrauch und Workloadstatistiken wurden in Relation zu Lerneffekten gesetzt. Der Ansatz, einzelne Elemente von erfolgreichen MOOCs in „normale“ Blended Learning-Kurse zu übernehmen, motiviert zu weiteren Bildungshäppchen.
Im Fazit ergänzten sich die beiden Veranstaltungen gut. Obwohl (oder weil?) sich die Themen kaum überschnitten, konnte ich viele neue Impulse und Ideen mit nehmen, manche mit wenig Bezug zu allen vorgestellten Fragen. Meine derzeitigen Überlegung zum Semesterende einen Kurs/ Workshop für Studierende zum Thema „Neue Wege der Präsentation (mit prezi und Werkzeugen zum Kuratieren von Inhalten aus dem Web)“ anzubieten, ergab sich aus einer Randbemerkung zum Werkzeug scoop.it. Außerdem habe ich den festen Vorsatz, Dienstags 20 Uhr mal zur Twitterdiskussion von edchat (#edchatd) reinzuschauen.
Ich bin sehr dankbar, dass ich an den Veranstaltungen teilnehmen konnte und bedanke mich bei den Planern, Organisatoren und Helfern vor Ort.
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