Meine erste Tele-Vorlesung

5 Jun, 2008

Heute habe ich die erste Tele-Vorlesung an der FHW durchgeführt. In diesem Artikel möchte ich – ungefiltert und spontan – meine Erfahrungen damit berichten. Worum geht es? Eine Vorlesung findet statt, wobei sie Dozent und Lernende nicht physich teffen, sondern beide der Vorlesung nur am Rechner beiwohnen. Wie wurde es gemacht? Sehr einfach und kostenlos […]

Heute habe ich die erste Tele-Vorlesung an der FHW durchgeführt. In diesem Artikel möchte ich – ungefiltert und spontan – meine Erfahrungen damit berichten.

Worum geht es? Eine Vorlesung findet statt, wobei sie Dozent und Lernende nicht physich teffen, sondern beide der Vorlesung nur am Rechner beiwohnen.

Wie wurde es gemacht? Sehr einfach und kostenlos über www.wiziq.com . Ich hatte einen Account, und ich hatte einen (einzigen) Account eingericht, über den sich alle Lernenden angemeldet hatte. Jeder Lernende war mit einem Headset und natürlich mit einem Computer mit Internet-Anschluss ausgestattet.

Wer nahm teil? Ungefähr 16 Stundenten. 2 davon waren im Computer-Raum wirklich anwesend, die anderen nahmen alle von zu Hause aus teil (was ich nicht wusste).

Warum wurde es gemacht? Ich wollte testen, ob es technisch machbar und zumutbar ist, und ich wollte testen, wie sich diese Sitution auf die Interaktion in der Vorlesung auswirkt.

Das Werkzeug von wiziq bietet Audio- und Videoconferencing, ein Whiteboard, das Hochladen und Zeigen von Office-Dokumenten, die Möglichkeit, die Steuerung an Studenten weiterzugeben, ein Zeigeinstrument und Chat. Links, die im Chat kommuniziert werden, sind klickbar. Damit können auch „gemeinsam“ Internet-Seiten betrachtet werden. Die Vorlesung wird automatisch aufgezeichnet. Wer sie sich anschauen will, kann dies unter dem account student@nabidoo.de, passwort „student“ auf www.wiziq.com tun.

Wie wurde die Vorlesung bei den Studenten aufgenommen? Sowohl die Idee als auch die Vorlesung selbst kam bei den Studenten extrem gut an (vielleicht, weil viele von Ihnen später aufstehen konnten). Es handelte sich um Wirtschaftinformatik-Studenten im vierten Semester im Kurs „e-Commerce und Web-Hosting“.

Was sind nun die Lehren aus diesem Versuch:

1.) 30 Minuten vor Beginn der Vorlesung anwesend sein.

An meinem Arbeitsplatz war die Netzgeschwindigkeit heute extrem langsam und nach 20 Minuten war ich erst auf der Seite. Wenn ich nicht so viel Zeit gehabt hätte, wäre ich ziemlich ins Schwitzen gekommen.

2.) Session 15 Minuten vor dem eigentlichen Beginn starten.

Wiziq ist so gebaut, dass man erst zu Beginn der Vorlesung den „Raum“ auch wirklich betreten kann. Wenn man noch etwas vorbereiten will (Folien hochladen, Tafel vorbereiten), dann muss die Vorlesung bei Wiziq früher als ihr eingentlicher Start eingetragen sein.

3.) Bedienungsanweisung schreiben – Mikrophoneinstellung.

Das Werkzeug ist sehr einfach und die Studenten hatten keine Schwierigkeiten damit. Das wäre allerdings bei Nicht-Informatikern anders gewesen. Hierzu braucht man eine Bedienungsanweisung. Folgender Punkt muss auf jeden Fall dort hinein: Jeder Teilnehmer muss dafür Sorge tragen, dass das Wiziq-Tool mit dem richtigen Mikrophon, nämlich dem am Headset, verbunden ist. Wenn im Computer ein eingebautes Mikrophon existiert oder eine Webcam ein eingebautes Mikrophon hat und dies die Standard-Einstellung ist, führt das zu Rückkopplungen. Das Tool erlaubt aber leicht, das Mikrophon on the fly zu wechseln.

4.) Netiquette

Jetzt wird’s interessanter: Es wäre brauchbar, ein Protokoll für die Kommunikation festzulegen. In dem steht folgendes: Wer sich melden will, „buzzt“ den Lehrer an (das kann man in dem Tool machen, bei der Person, die angebuzzt wird, läutet dann eine Klocke) und schreibt „meldung“ in den Chat. Das Tool hat zwar die Möglichkeit, dass ein optisches Signal dem Lehrer zeigt, dass sich jemand meldet, aber bei den vielen Teilnehmern fällt das nicht auf.

5.) Vorbereitung und Spontaneität

Die Vorlesung muss genauer vorbereitet werden als eine normale Vorlesung, da Überspringen von Folien oder Wechsel zwischen Folienstätzen recht lange dauern. Leider kann man hier nicht so spontan agieren wie im richtigen Leben. Weiter lohnt es sich, sich vorher Gedanken über die Interaktion mit den Studenten zu machen. Welche Aufgaben können durch Übergabe der Whiteboard-Steuerung erledigt werden? Ein guter Einfall während der Vorlesung war es, die Kontrolle des Zeige-Gerätes an einen Studenten abzugeben. Dieser war allerdings etwas unaufmerksam. Mit ein wenig Phantasie müßte es möglich sein, sich gute Aufgaben zu überlegen, die interaktiv am Whiteboard von mehreren Teilnehmern gemacht werden können. Ein Problem sind Gruppenarbeiten. Ich habe noch keine Idee, wie diese organisiert werden könnten.

6.) Interaktion

Die Kommunikative Interaktion in einer solchen Vorlesung ist überraschend gut, in gewisser Weise besser als in einer normalen Vorlesung. Da nebenher ständig gechattet wird (der Dozent muss in der Lage sein, dass in dies nicht aus dem Konzept bringt, vielleicht kann man sich dran gewöhnen), trauen sich die Studenten mehr und das Klima ist allgemein lockerer und inspirierter als in einer normalen Vorlesung. Die Qualität der Antworten auf konkrete Fragen an die Lernenen war sowohl von der Antwortfreude als auch von der Qualität der Antwort her im normalen Rahmen.

7.) Konferenz

Es ist zwar möglich, mehrere Teilnehmer „hörbar“ zu schalten, allerdings muss das für jeden einzeln vom Dozenten gemacht werden und bei mehr als 3 Konferenzteilnehmern bricht das Netz zusammen. Es ist aber problemlos möglich, dass sich der Lehrende und ein Teilnehmer unterhalten und die anderen hören zu bzw. beteiligen sich am Chat.

8.) Anstrengung und Immersion

Mir kam die Vorlesum deutlich anstrendender vor als eine normale Vorlesung. Das liegt allerdings bestimmt daran, dass es das erste Mal war. Ich habe den Eindruck, man kann sich sehr gut an die Medien-Vielfalt gewöhnen und völlig (wie z.b. beim Chatten) in der Vorlesung abtauchen. Ich bin sehr gespannt zu erfahren, ob dieses Immersionserlebnis bei den Studierenden genau so da war, denn das scheint mir eine Qualität zu sein, die die Lernform sehr interssant macht. Bisher bin ich noch nicht dazu gekommen sie zu fragen.

9.) Fortsetzung

Der nächste Test findete mit einem Erstsemesterkurs mit über 40 Studenten statt. Ich werde darüber berichten.

axel benz

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