Virtuelle Lehre mit Avataren, Adobe, Skype und Invote

28 Mai, 2014

Während des Praktikums Supervision und Coaching zu erhalten, über den eigenen Arbeitsplatz zu berichten und den Kommilitonen Feedback zu geben – das passiert im International Business Management Kurs der HWR Berlin (IBMAN Practice Supervision). Dieser Kurs ist mit Semesterbeginn von der Second Life Insel auf die Unity 3D Umgebung LibertasU (http://www.libertasu.com) umgezogen. Ich berichte hier […]

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Während des Praktikums Supervision und Coaching zu erhalten, über den eigenen Arbeitsplatz zu berichten und den Kommilitonen Feedback zu geben – das passiert im International Business Management Kurs der HWR Berlin (IBMAN Practice Supervision). Dieser Kurs ist mit Semesterbeginn von der Second Life Insel auf die Unity 3D Umgebung LibertasU (http://www.libertasu.com) umgezogen. Ich berichte hier von meinen Erfahrungen von  der 3D Lehre mit Avataren und meinen neuen Eindrücken inhaltlich zu dem Kurs als Dozentin. Parallel habe ich die Gelegenheit gehabt, an der FH des bfi Wien einen 4-wöchigen Virtual Collaboration Kurs im Master-Studiengang Projektmanagement und Organisation (PORG) zu unterrichten, der zwar nicht 3D, aber trotzdem rein virtuell statt fand – auch diese Eindrücke fließen hier mit ein.

Als Marcus Birkenkrahe mich fragte, ob ich mir vorstellen könnte, den 3D Kurs zu übernehmen, den er vor einigen Semestern für die Studierenden des IBMAN zur Supervision während ihres Praktikums, das vielfach im Ausland absolviert wird, entwickelt hat – hatte ich sofort schwupps zwei laute Gedanken in meinem Kopf: Dein erster Lehrauftrag an der HWR Berlin – Yeah! Chacka! Der andere Gedanke bereitete mir Stirnrunzeln: Oh je, wie funktioniert denn Lehre mit Avataren eigentlich? Beide Gedanken waren völlig unnötig – denn es kam – wie so oft im Leben – noch viel Ungeahntes hinzu! Und davon möchte ich berichten:

Zu meiner allergrößten Freude habe ich den absolut besten technical Tutor an meiner Seite, den man sich als Lehrende wünschen kann – Lennart Bolduan. Ein Cyber-Engel, der alle technischen Hürden zu Sound und Bild und User-PC-Problemen vorbildlich meistert und zudem Anwesenheit und Präsentations-Zeitplan checkt. “Please call me on skype” ist einer der Sätze, die ich dezent von Lennart höre oder lese, wenn ein Studie das virtuelle Klassenzimmer betritt und wir im Chat lesen, dass der Studi ein technisches Problem hat und nicht ganz mit dem Avatar zurecht kommt. Lennart ist zudem der einzige von unserem 3D-E-Learning Team, der sowohl in Second Life als auch in LibertasU den Unterricht begleitet hat und wirklich objektiv beurteilen kann, was denn nun besser oder schlechter läuft, sowohl inhaltlich als auch technisch. Und genau hierzu tauschen wir uns regelmäßig nach jedem Kurs aus.

Der 3D Kurs findet über ein ganzes Semester mittags und abends statt, startet meistens mit einer einführenden Präsentation durch mich zu einem neuen Thema (z.B. effective communication, assertiveness, dealing with negative types, etc.), einer Aktivierungsübung aller, Reflektion und Diskussion einiger Highlights der “Question of the week” (im Moodle Forum posten und kommentieren die Studierenden wöchentlich auf eine Frage zu einem Thema),  zwei Praktikumspräsentationen und zwei Rollenspielen, in denen Situationen aus dem Praktikum nachgestellt werden. Durch den Immersionseffekt funktionieren gerade die Rollenspiele in der 3D Umgebung sehr gut. Nach wenigen Sekunden schlüpft man für den Zeitraum des Unterrichts automatisch in die Rolle des Avatars und ist “mittendrin” statt “nur vor einem Bildschirm” – es funktioniert wirklich!

Role Play - Virtual Collaboration Practice Supervision

Hier ein paar Eindrücke, die ich in den ersten Wochen mitgeschrieben habe:

Ich habe in meinen beiden Kursen ein “Meet & Greet” Blog in Moodle gestartet mit der selben Ausgangssituation: 1.) my Name is (and I practice my internship at) … 2.) what I like about virtual collaboration …, um die Kommunikation der Teams zu starten und eine gute Vorstellungsrunde und Meinung über die virtuelle Zusammenarbeit zu erhalten.

07. April 3D Kurs HWR Berlin:

In LibertasU lief es smoooooth heute! In der Mittags-Session waren sehr engagierte Studis – Mexiko, Sydney, Afrika, China, Berlin. In der Evening-Session nach und nach immer mehr Studis, am Ende glaube ich ca. 18 – muss ich Lennart noch einmal fragen. Ich habe alle zu Beginn gebeten, unten an den Tisch zu kommen. Wir haben uns alle drum herum gestellt – Lennart und ich inklusive – und eine kurze Vorstellungsrunde gestartet “Hi, I’m Stefanie”…. for voice and moving check. Das lief gut. Witzigerweise – habe ich völlig unterschätzt – hat es mich gestört, dass 80% der Ladies exakt to aussahen wie mein Avatar – wahrscheinlich mehr oder weniger unbewusst durch das erste Foto, das ich von meinem Avatar in Moodle eingestellt hatte. Ich habe die Damen gebeten, das Outfit im Dressing Room zu individualisieren. Wir mussten auf jeden Fall alle lachen über diesen Tatbestand!

Für die Jungs brauchen wir scheinbar mehr Spielwiese – witzigerweise sind alle männlichen Avatare (und die Frauen waren deutlich in der Überzahl) länger da geblieben und sind begeistert mit Lennart durch die Gegend gehüpft, auf Tische gesprungen, im Kreis gelaufen, alle Stühle ausprobiert …. Moonwalk geübt …ein Phänomen … 😉 Da kam Jake Goldberg (Gründer von LibertasU) und mir die Idee, den “Quad” ggf. etwas abwechslungsreicher zu gestalten und ein paar Spielereien in diesem öffentlichen Raum anzubieten.
14. April 3D Kurs HWR Berlin:
Nachdem ich inhaltlich ein paar Dinge zum Kurs und Prüfungsformat vorgestellt habe – habe ich alle gebeten, kurz zu sagen, wo und in welchem Bereich genau sie ihr Praktikum machen und was ihr “Highlight of the week” war. Unsere zweite lunch session heute lief technisch komplett ohne Probleme – und es war so interaktiv und die Studenten so offen, ehrlich und konstruktiv gleichermaßen! Regarding the question: “What was the best talk or communication you had – or you observed last week?” Zuvor habe ich an Beispielen erzählt, was eben “just chatting and talking” im Vergleich zu “effective communication” sein kann. Ich habe ihnen 5 Minuten zum überlegen gegeben und dann konnte alle ihre Story erzählen – damit war die Zeit auch gefüllt. Lennart und ich haben die session gerade reflektiert und er bestätigt meinen Eindruck, es lief rund! Zudem sagte er, dass in LibertasU die Studierenden bis jetzt direkt von Beginn an sehr viel interaktiver sind als in den SL sessions.
Ich versuche schon jetzt viel Aktivierung und Emotionen durch Kommunikation zu erhalten, zB in Form von “Aufstehen, zusammenstehen im Kreis – kurze Intro-Übung (Diese Woche “Impressions of last week – the first online session at libertas” – Antworten waren sehr positiv) – ich hoffe sehr, dass der Frischzellen-Antrag an der HWR Berlin (http://moodle.hwr-berlin.de/course/info.php?id=8846), mit dem ich mehr “Improtheater-Methoden in der virtual collaboration” ausprobieren möchte, durchkommt, damit wir da noch viiiiel mehr machen können bzw. ich mehr neue Ideen auf die virtuellen Beine stellen kann.

22./26.April Virtual Collaboration FH bfi Wien (http://bit.ly/1pwZN2T): 

Nach einem virtuellen Zwischenfeedback am Dienstag via Skype, Google Hangout und Adobe Connect mit den einzelnen Teams (freie Entscheidung der Teams über das Medium), habe ich am Samstag die Final Presentation von dem Virtual Collaboration Project Management Course in Wien gehabt (im Babelsburg-Büro mit KMUT-Poster-Background ;-)).

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In Summe haben wir den HWR Moodle Raum genutzt und den HWR Adobe Connect Zugang. Ich bin sehr froh, dass die HWR Berlin wirklich technisch gut ausgestattet ist für die virtuelle Lehre und ich dies auch für den Wiener Kurs nutzen konnte (die haben Microsoft Lync und das mag keinen Mac und daher fiel es nach Test weg, Google Hangout war so hakelig, Skype unpraktisch – der Test mit dem sehr versierten Wiener Admin, auch wenn er fast 2 Stunden gedauert hat, war absolut notwendig als Generalprobe). Die Projekt-Teams haben sich über Facebook, Moodle, KMUT, Dropbox, Skype etc. organisiert, das konnten sie frei entscheiden. Die Projekte konnten sie nach Modulen selbst wählen und dann innerhalb ihrer virtuellen Teams ausarbeiten zu einer Kick-Off-Präsentation. Insgesamt gesehen würde ich bei Wiederholung des Kurses mehr auf den Virtual Progress eingehen statt auf das rein virtuelle Projektmanagement, da die Masterstudenten hier bereits relativ fit waren. Ich habe mir zwei fleißige Studenten geschnappt für die Moderation in Wien, Time-Management der Teams für die Final Presentation und technische Hilfe, falls nötig – das hat gut geklappt. Die Studierenden waren ja alle in Wien in einem Raum, ich in Berlin. Damit es nicht nur reiner Präsentationsmodus ist für alle, habe ich zwischendurch live-Umfragen an den Beamer geworfen mit einem Live-Umfrage-Tool -> http://invote.de. Am Ende habe ich in einem offenen Peer Reviewing die Teams sich selbst bewerten lassen und die Herausforderungen der virtuellen Teamarbeit live qualitativ erfragt. Das werde ich auch im 3D Kurs ausprobieren! Mal sehen, wie ich es da einbinde!
Meine eigenen Lernkurven bei meinen ersten beiden virtuellen Lehraufträgen haben sich quasi mehrfach selber überschlagen. Mit so vielen spannenden Eindrücken hatte ich zuvor gar nicht ansatzweise gerechnet. Sowohl inhaltlich war ich von der virtuellen Zusammenarbeit der Studierenden sehr begeistert, als auch von der Meisterung der kleinen technischen Hürden, die nunmal dazu gehören, wenn Technik im Spiel ist (auf die es aber fast immer eine Lösung oder zumindest Erklärung gibt). Weitere Bilder in diesem kurzen Magisto-Video http://www.magisto.com/video/N0EGPUcZEWswBE1gCzE
Ich habe den Eindruck gewonnen, dass die meisten Studierenden sowohl im Berliner IBMAN als auch im Wiener PORG schnell und leicht die jeweils virtuelle Umgebung als Arbeitstool angenommen haben. Natürlich ist ein Headset mit Mikrofon – um nicht vom Echo und schlechtem Sound erschlagen zu werden – wirklich unabdingbar für das arbeiten in virtuellen Umgebungen! Besonders in LibertasU, aber auch für alle anderen virtuellen Zusammentreffen, ist die Audio-Qualität für die Kommunikation untereinander das A & O. Denn das gesprochene Wort ist sozusagen das, worauf es am allermeisten ankommt, da Gestik, Mimik, Emotionen nicht über Körpersprache sichtbar werden. Das ist in der Tat etwas, woran ich mich anfangs gewöhnen musste, was mir auch durchaus fehlt, was sich aber durch gezielte Kommunikation kompensieren lässt. Aber mittags am Berliner Arbeitsplatz zu sitzen und die Möglichkeit zu haben, gleichzeitig Hundegebell aus Mexiko am morgen, Geschichten von Sonnenuntergängen in Sydney, Monsun-Regen in Nepal und chinesische WLAN-Coffeeshop-Lösungen einer Studentin zu hören, bevor sie dann jeweils von ihren spannenden Praktika berichten und im Rollenspiel reale Situationen lösen – ist doch einfach unschlagbar und definitiv nur virtuell live machbar.
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