Encyclopedia Galactica

17 Aug, 2012

Letzte Woche hatte ich das Vergnügen, zu einer Gruppe von Juniorprofessoren über Blended Learning zu sprechen (und dabei für unsere kommende Tagung zu werben…). Wie immer erwies sich auch das gute alte Wiki als Geheimwaffe im Kampf gegen den Papiertiger und die mangelnde Transparenz der Lehre.Ein wichtiger Grund, um mit Kollaborations-Werkzeugen auf dem Internet zu arbeiten […]

Letzte Woche hatte ich das Vergnügen, zu einer Gruppe von Juniorprofessoren über Blended Learning zu sprechen (und dabei für unsere kommende Tagung zu werben…). Wie immer erwies sich auch das gute alte Wiki als Geheimwaffe im Kampf gegen den Papiertiger und die mangelnde Transparenz der Lehre.Ein wichtiger Grund, um mit Kollaborations-Werkzeugen auf dem Internet zu arbeiten war für mich immer, dass ich bei vielen Gruppen-und Projektarbeiten, aber auch bei Hausarbeiten, der einzige Leser am Ende des Semesters bin. Da ich als Dozent eigentlich diejenige sein sollte, der am wenigsten Neues aus diesen Arbeiten ziehen sollte, erschien mir diese traditionelle Praxis als hirnrissige Vergeudung. Mal abgesehen davon, dass die wenigsten Hausarbeiten mit richtig gutem Feedback belohnt werden: wenn die summative Bewertung im Vordergrund steht, verengt sich die Perspektive von Dozent und Lernenden leicht auf die Note.

Soviel also zu einem Grund, als Didaktiker das Wiki zur kollaborativen Erstellung von Dokumenten im Unterricht einzusetzen. Das berühmteste Wiki ist natürlich die Wikipedia. Obwohl die Wiki Media Foundation noch viel mehr interessante Projekte umfasst (zum Beispiel die Wiki Media Commons, Wikiversity usw.). Bereits im März diesen Jahres gab sich der große alte Widersacher der Wikipedia, die Enzyklopädica Britannica, offiziell geschlagen, wie die New York Times berichtete.

Was mir bis zu dem oben erwähnten Seminar nicht wirklich klar war, ist das Prozess-Problem der Nachfolge bei Wikipedia. Denn die in vielen Bereichen unbezweifelte Qualität dieser Enzyklopädie beruht weniger auf technologischem Fortschritt (z.B. automatische Programme, die Überwachungsfunktionen ausführen), sondern vielmehr auf dem unermüdlichen Einsatz einer Armee von Freiwilligen.Die Frage ist: wenn der Kick des Pionierhaften der Wikipedia nicht länger anhaftet, wenn also die neue Generation der Lernenden Wikipedia als ebenso selbstverständlich hinnimmt wie den großen, alten, aber eben teuren Bruder, die gedruckte Enzyklopädie, wer wird dann das Wissen der Welt pflegen, weiter entwickeln, und schützen?


Weiterlesen: “After 244 Years, Encyclopaedia Britannica Stops the Presses“, NYTimes.com. Auszug:

«Since it was started 11 years ago, Wikipedia has moved a long way toward replacing the authority of experts with the wisdom of the crowds. The site is now written and edited by tens of thousands of contributors around the world, and it has been gradually accepted as a largely accurate and comprehensive source, even by many scholars and academics. Wikipedia also regularly meets the 21st-century mandate of providing instantly updated material. And it has nearly four million articles in English, including some on pop culture topics that would not be considered worthy of a mention in the Encyclopaedia Britannica.»

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