Human Factors im eGovernment – die HWR Berlin im eGov-Campus

13 Jun, 2022

Der Artikel entstand aus der Zusammenarbeit der Projektbeteiligten Prof. Dr. Dagmar Lück-Schneider; Simone Carrier; Amelie Piepenbring; Judith Schütze; Anne Voigt; Susanne Mey; Tim Gehrmann; Matthias Hoffmann. Die HWR Berlin war im letzten Jahr Teil des Projektes „eGov-Campus“ und entwickelte dabei einen MOOC zum Thema „Human Factors im eGovernment“. In unserem Artikel möchten wir diesen Kurs kurz vorstellen und auf die gemeinsame Arbeit zurückblicken.

Über das Projekt

Der IT-Planungsrat ist ein zentrales politisches (Steuerungs)Gremium zwischen Bund und Ländern in Fragen der Digitalisierung der Verwaltung. Ein daraus entstandenes Teilprojekt betraf die Entstehung einer verwaltungsübergreifenden digitalen Hochschulplattform eGov-Campus. Dort werden innovative Lehrkonzepte aus unterschiedlichen Hochschulen kuratiert und zusammengeführt, um eine breite Nutzung zu ermöglichen. Außerdem geht es darum, Hochschulakteure (besonders aus dem Bereich der Verwaltungsinformatik) zu vernetzen und neue Wege der Kooperation zu etablieren.

Die entstehenden Inhalte der Lernplattform sollen Mitarbeitenden der Verwaltung neue Fortbildungsmöglichkeiten eröffnen und überregional, einheitlich und übersichtlich alle relevanten Themen anbieten.

Über die Zusammenarbeit

Konkret beteiligt sind 5 Bundesländer und ein Beirat aus 18 Hochschulen, die inhaltliche Koordinierung erfolgt durch die Hochschule Rhein-Main. Teil der gemeinsamen Arbeit sind u.a. Videokonferenzen in größeren Runden und das Graduiertenkolleg, in dem alle Doktorant:innen und wissenschaftliche Mitarbeitende vernetzt sind und gemeinsam die Arbeit koordinieren. Die Plattform basiert auf der Software-Entwicklung OpenHPI.

Im Rahmen verschiedener Ringvorlesungen wird das Thema E-Government aus den unterschiedlichen Perspektiven der Wissenschaft und unter dem übergreifenden Thema der Digitalen Souveränität betrachtet. Prof. Dr. Dagmar Lück-Schneider von unserer Hochschule sprach dabei im Juli 2021 über „Digitale Souveränität und Bündelung von Kompetenzen — Das neue IKT-Rollenkonzept für das Land Berlin“.

Auch die Module der verschiedenen Hochschulen haben unterschiedliche – aufeinander abgestimmte – Schwerpunkte, wie z.B.:

  •  „KI in öffentlichen Verwaltungen“ von der Universität zu Lübeck
  •  „Open Government – Offenes Regierungs- und Verwaltungshandeln“ von der Zeppelin Universität gemeinnützige GmbH, Friedrichshafen
  • „Informationsmanagement im öffentlichen Sektor“ von der Technischen Universität München

Und viele andere mehr, z.B. von unserer Hochschule – der HWR Berlin – das Modul:

  • Human Factors im eGovernment-Design – Durch menschenzentrierte Gestaltung zu besseren Services

Insgesamt können schon 11 Kurse schon absolviert werden, 4 weitere Kurse folgen bis Ende des Jahres.

Über das HWR-Angebot

Das Modul der HWR Berlin rückt die Bedürfnisse und das Erleben digitaler Bürgerdienste in den Vordergrund. Wie ist das Nutzungserlebnis der digitalen Public Services? Wie können die Bedürfnisse der Nutzenden systematisch in den Entwicklungsprozess einbezogen werden?

Fehlende Akzeptanz von digitalen Verwaltungsangeboten lässt sich oft darauf zurückführen, dass die Perspektive der „User“ nicht in die Softwareplanungszyklen eingebunden wird. Das Modul gliedert sich in 10 Lerneinheiten, die sich mit der menschzentrierten Gestaltung von eGovernment-Lösungen beschäftigen und Grundlagen der Kognitionspsychologie, User Research und User Experience sowie Prototyping und Usability Testing behandeln. Der Aufbau des Moduls und der Lerneinheiten ist durch die Plattform in einem gewissen Rahmen vorgegeben, um Einheitlichkeit und Wiedererkennung der Lernwege zu ermöglichen, beinhaltet aber auch viele interaktive Formate. So gibt es Videosequenzen und Präsentationen mit eingebetteten Lernzielkontrollen durch verschiedene digitale Aufgabentypen. Anwendungsübungen sind realitätsnah gestaltet. Das begleitende Lerntagebuch fördert die Reflexion und aktive Auseinandersetzung mit dem Gelernten.

Die Nutzung des Materials ist in unterschiedlichen Szenarien denkbar. Grundsätzlich läuft der Kurs als unbegleitetes Lernangebot. Die Inhalte sind didaktisch so aufbereitet, dass sie zum Selbstlernen anregen und eigenständig abrufbar sind. Allerdings können sie auch vertiefend/ergänzend oder ersetzend von anderen Lehrenden in die eigene Veranstaltung eingebaut werden. So laufen in diesem Semester zwei Lehrveranstaltungen an der HWR Berlin in unterschiedlichen Studiengängen, die auf die Campus-Materialien zurückgreifen. Die Inhalte sind klar gegliedert, ein einbezogenes komplexes Übungsszenario kann beispielsweise in einem Workshop die Selbstlernphasen ergänzen und das Wissen festigen.

Wie war die Arbeit im Projekt?

Die Realisierung eines solch komplexen Vorhabens ist sehr ambitioniert. Das an der HWR eigens gegründete Projektteam musste zusammenfinden, die Kooperation mit den anderen Hochschulen, das Graduiertenkolleg – von allen Seiten gab es Termine und Informationen, die koordiniert und miteinander geteilt werden mussten. Als günstig erwies sich der regelmäßige Austausch in gemeinsamer Runde. Die Pandemie hatte dabei keinen nachteiligen Einfluss. Treffen in kleiner Runde (z.B. bei den Videoaufnahmen) konnten stattfinden und bei vielen Beteiligten lässt sich eine Videokonferenz schneller unterbringen, als ein regelmäßiges Treffen vor Ort an einem der beiden Hochschulstandorte. Auch überregional funktionierte die Zusammenarbeit sehr gut, hervorheben möchten wir an dieser Stelle Sebastian Halsbenning von der Westfälische Wilhelms-Universität Münster, der uns bei der Einarbeitung und Nutzung der Plattform unterstützte und Prof. Dr. Jörn von Lucke von der Zeppelin Universität, mit dem sich im Laufe des Projekts die Zusammenarbeit intensivierte.

Wir sehen einige Vorteile bei der Nutzung der bestehenden Plattform, hätten uns persönlich aber ein etwas offeneres Format gewünscht. Es gibt viele etablierte Open-Source-Plattformen mit guten Export/Importmöglichkeiten, Standards und Kennzeichnungen einzelner Materialien mit CC-Lizenzen. Dies hätte die Möglichkeiten der Weiterverbreitung und Wiederverwendung gestärkt.
Auch die Fülle des Materials und die damit verbundenen Abstimmungsprozesse waren eine Herausforderung. Aber bis auf kleinere Pannen gab es dabei keine „Reibungsverluste“ und wir finden unseren Kurs gut gelungen. Wir hoffen, dass sich Wege finden, eine nachhaltige Kurspflege für alle Kursinhalte – nicht nur unser Modul – langfristig zu sichern.

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