Massive Open Online Courses – Hype oder Hoffnungsträger?

21 Aug, 2013

Anlässlich der Ende Juni vom Stifterverband ausgezeichneten zehn MOOCs , werde ich hier heute meine persönlichen Gedanken zu diesen Massen-Onlinekursen preis geben. Noch vor wenigen Jahren war es eine Vision: Digitale Medien können Lehren und Lernen nachhaltig verändern – vielleicht sogar revolutionieren. Mittlerweile ist die Vision Realität geworden: Smartphones, Tablet-PCs und Notebooks haben ihre alltägliche Akzeptanz privat, […]

MOOCs: Bildungsträger oder Bildungsfriedhof?

Anlässlich der Ende Juni vom Stifterverband ausgezeichneten zehn MOOCs , werde ich hier heute meine persönlichen Gedanken zu diesen Massen-Onlinekursen preis geben. Noch vor wenigen Jahren war es eine Vision: Digitale Medien können Lehren und Lernen nachhaltig verändern – vielleicht sogar revolutionieren. Mittlerweile ist die Vision Realität geworden: Smartphones, Tablet-PCs und Notebooks haben ihre alltägliche Akzeptanz privat, beruflich und auch in der Bildung gefunden.

Wer in der digitalen Bildungsbranche unterwegs ist, wird in den letzten Monaten des öfteren den Begriff MOOC (gesprochen ‚muhk‘) vernommen haben. Doch was sind eigentlich MOOCs und welchen Sinn haben diese an hauptsächlich Universitäten angebotenen Online-Seminare? – MOOC steht für Massive Open Online Course. Charakteristisch für diese Onlinekurse sind der meist kostenlose, freie Zugang und eine sehr hohe Teilnehmerzahl. Unterschieden wird in die cMOOCs und in die xMOOCs. cMOOCs basieren auf dem Leitbild des Connectivism und gehen davon aus, dass das Wissen nicht nur in der Person, sondern auch in den Verknüpfungen des Internets liegen. xMOOCs sind durch einen klaren instruktionalen Ansatz (Überprüfung von Wissen durch Tests) gekennzeichnet.

Die Methodik der MOOCs ist eine logische Fortentwicklung der Bildungslandschaft in unserer digitalen Welt. Über MOOCs erreichen die Koryphäen einer wissenschaftlichen Disziplin nicht länger ausschließlich die Studenten der (Elite-) Hochschulen, an denen sie einen Lehrauftrag haben, sondern Interessierte jeden Alters auf der ganzen Welt (vgl. Brandeins). Der Zugang zu Bildung und dem Lehrangebot der großen wissenschaftlichen Stars wird auf diese Weise einer breiten Masse gewährt – unabhängig von Studiengebühren, unabhängig auch vom Aufenthaltsort der Studenten. Was einst utopische Zukunftsmusik war, rückt so auf einmal in den Bereich des Möglichen: Chancengleichheit auf dem Bildungssektor und damit verbunden auch berufliche und soziale Aufstiegsmöglichkeiten. Denn MOOCs kann man nicht nur anhören: Studenten, die die festgelegten Leistungen erbringen (z.B. Hausaufgaben, Hausarbeiten, Tests) können online auch Zertifikate erwerben und den Kurs damit erfolgreich abschließen.

Das hört sich alles nach eine traumhaften Lernumgebung an – man kann selbst bestimmt lernen, seine Zeit frei einteilen und auch sein Wissen entsprechend mit anderen teilen. Doch eine Medaille hat immer zwei Seiten. Für mich sind auch die technischen Voraussetzungen wichtig. Ich kann nur an einem MOOC teilnehmen, wenn ich Zugang zum Internet habe, einen Rechner und entsprechende Software besitze. Dies muss erst einmal finanziert sein, bevor jemand, auch aus nicht akademischen sozialen Hintergrund, den Weg einer Bildungskarriere gehen kann.

Ebenfalls kritisch zu beleuchten ist die Wissensvermittlung, die über die digitalen Kanäle entpersonalisiert wird. Der Austausch in MOOCs findet ausschließlich online via Lernplattformen, Forenbeiträgen, Kommentaren in Blogs oder Wiki-Artikeln statt. Hier stellt sich auch die Frage wie nachhaltig der Wissenstransfer ist, ohne den direkten, unmittelbaren Dialog von Angesicht zu Angesicht.

Erkennbar ist auf jeden Fall, dass MOOCs ein bedeutsames Zeichen in der Hochschulbildung setzen werden. Inwieweit sich solche Kurse auch auf die schulische Ausbildung übertragen lassen, bleibt spannend. Auf jeden Fall – so denke ich – ist bei den MOOCs bezüglich der Didaktik, der pädagogischen Umsetzung und der etablierten Anerkennung noch viel Luft nach oben.

Über die Autorin: Melanie Unbekannt studierte Deutsch und Geschichte auf Lehramt an der TU-Berlin. In ihrem Weblog (www.literatenmelu.de) setzt sie sich seit sieben Jahren mit bildungspolitischen Aspekten auseinander. Darüberhinaus befasst sie sich mit den Neuen Medien sowie den Web2.0-Anwendungen und versucht deren Vorzüge, didaktisch für den zukünftigen Unterricht zu nutzen als auch weiterzugeben. Melanie unterstützt seit 2008 aktiv das Educamp und den seit 2011 gegründeten Educamp e.V. Mittlerweile arbeitet sie bei der Twoonix Software GmbH und unterstützt Schulen beim Unterrichten mit der Wikitechnologie.

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