Mit Design Thinking die studentische Innovationsfähigkeit fördern

30 Jan, 2015

Prof. Dr. Anja Grothe und Martin Mahn konnten den Studierenden 2015, gefördert durch die Qualitätsoffensive Lehre, einen Innovationsprozess unter Einsatz von “Design Thinking” näher bringen. Warum haben Sie sich für diesen didaktischen Ansatz entschieden? Die Design Thinking Methode (DT) ist ein nutzerzentrierter, multidisziplinärer Ansatz, der hervorragend in das Fach Innovationsmanagement integriert werden und hier neue […]

Prof. Dr. Anja Grothe und Martin Mahn konnten den Studierenden 2015, gefördert durch die Qualitätsoffensive Lehre, einen Innovationsprozess unter Einsatz von “Design Thinking” näher bringen.

Warum haben Sie sich für diesen didaktischen Ansatz entschieden?
Die Design Thinking Methode (DT) ist ein nutzerzentrierter, multidisziplinärer Ansatz, der hervorragend in das Fach Innovationsmanagement integriert werden und hier neue Impulse setzen kann. Der didaktische Ansatz beteiligt dabei alle Studierenden, ohne ihnen vorab Lösungen zu präsentieren. Vielmehr geht es zunächst darum, das richtige Problem zu finden. Mögliche Lösungen müssen die Studierenden gemeinsam – zu unterschiedlichen Themen/Fragestellungen – in Kleingruppen (Teamarbeit) unter Anleitung von Coaches (Grothe, Hause) selbst entwickeln. Es ist also ein Partizipationsansatz, der sowohl die Fach- und Methodenkompetenz als auch die Aktivitätskompetenz stärken kann.

Ich selbst kenne diese Methode schon über 5 Jahre und habe eine Fortbildung in DT gemacht, um die Prozesse entsprechend moderieren zu können. Angewendet habe ich DT außerhalb der HWR in meinem Forschungsprojekt „BenIN“ (Berliner Netwerk für Innovation und Nachhaltigkeit) bei unterschiedlichen Unternehmen.

Was ist das Neue an Ihrem Lehr-Ansatz im Gegensatz zur vorherigen ?
Neu ist, dass alle Studierenden an einem ganzen Tag (Sa) zusammen zu unterschiedlichen Themen/Fragestellungen nach der DT-Methode Lösungen entwickeln. Der DT Prozess ist kreativ, innovativ und zugleich stark strukturiert. Dadurch erfahren und lernen die Studierenden ein Instrument kennen, das in vielen anderen Situationen/Zusammenhängen eingesetzt werden kann, um auf neue Lösungen zu kommen. Das Besondere ist, dass alle Studierenden an einem Tag im Team lernen, die sechs gelernten Prozessphasen (von der Analyse des Problemraums bis einschließlich dem Testen von Prototypen), Teamregeln und Methoden direkt praktisch anwenden und so ganz konkrete Lösungsmöglichkeiten für ihre Fragestellungen entwickeln, die zukünftig durchaus auch umsetzbar sind. Die Produkt-/Dienstleistungsideen sollen nach Möglichkeit in einer Hausarbeit fortgesetzt werden.

Die vorherige Lehrpraxis sah nur Vorträge oder seminaristischen Unterricht (bei ca. 60 Studierenden!) vor. Da sind Anwendung und/oder Erleben nicht möglich. DT sollte jedoch praktisch erfahrbar und erprobt werden; eine rein theoretische Vermittlung ist nicht zielführend.

Welche Ziele verfolgen Sie mit der Methode, und was waren Ihre Erwartungen?
Die Studierenden sollen DT als Prozessmethode im Innovationprozess kennen lernen. Sie sollen die Vorteile einer stark strukturierten und zeiteffizienten Arbeitsweise (Time Boxing) und Vorteile des interdisziplinären, bereichsübergreifenden Zusammenarbeitens kennenlernen. Sie sollen lernen, welche Relevanz der „research“ und “empathy” Teil im Innovationsprozess hat und wie man Ideen in schnelle Prototypen übersetzt und deren praktische Relevanz überprüft (Validierung durch User Feedback).
Und sie sollen erkennen, welche Vorteile iteratives Vorgehen hat (stetige Optimierung des Ergebnisses) und lernen, aus einem Prototypen ein Geschäftsmodell zu entwickeln.

Die Studierenden waren auf der einen Seite begeistert und wirklich „anwesend“. Auf der anderen Seite haben einige wegen des Samstagstermins gemurrt. Festzuhalten ist aber, dass in keiner normalen Wochenveranstaltung die Motivations- und Aufmerksamkeitskurve so hoch war, wie an dem Samstag.

Worin besteht aus Ihrer Sicht der Mehrwert des neuen Ansatzes, für die Studierenden und für die Lehrenden?
Die Studierenden lernen eine in der Praxis sehr gut eingeschätzte Methode zur Entwicklung von Innovationen kennen und entwickeln zusätzlich eine Vielzahl von Schlüsselqualifikationen, z.B. indem fachbezogene Ideen aus der individuellen Problemstellungs-/Ideenphase und Ressourcenreduktion für Produkt-/Dienstleistungsideen genutzt werden können, sie moderieren und brainstormen und auf Andere eingehen müssen. Der iterative Problemlösungsprozess ist sehr gut übertragbar auf viele andere Fragestellungen

Was sind wichtige Rahmenbedingungen und Voraussetzungen für eine nachhaltige Verankerung der Methode an der Hochschule?
Eine organisierte und professionelle Ausgabe und Pflege von Moderationstafeln und Materialien sowie ein Unterstützung der Hausmeister bei der Raumherrichtung auch nach 15 Uhr und an Samstagen

Autor/innen: Prof. Dr. Anja Grothe und Martin Mahn

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