Vortrag: Future Skills mit Prof. Dr. Ehlers

7 Feb, 2023

Am 26. Januar sprach Herr Prof. Dr. Ehlers in unserer Veranstaltungsreihe "Gute Lehre zukunftsfähig" gestalten, über seine Forschungsergebnisse im Bereich "Future Skills". Wer an der Veranstaltung nicht teilnehmen konnte, kann sich hier noch über die Thematik und die Veranstaltung informieren.

Wir haben im Beitrag „Future Skills – auf der Suche nach den Kompetenzen von morgen?“ schon einen Ausblick gegeben auf die Thematik der Future Skills und Herrn Prof. Dr. Ehlers Beschäftigung mit dem Thema. Am 26. Januar konnten wir seinen Vortrag hören und das Thema mit den Teilnehmenden umfassend diskutieren.

Prof. Dr. Ehlers hat einen Lehrstuhl für Bildungsmanagement und Lebenslanges Lernen an der Dualen HS Baden-Württemberg. Er beschäftigt sich seit langem mit Persönlichkeitsentwicklung und Organisationen im Bildungs- und Sozialbereich und hat national und international mehrere Unternehmen gegründet. Er leitete Forschungsgruppen an renommierten Institutionen und ist Autor und Herausgeber von vielen Büchern und wissenschaftlichen Artikeln. Sein letztes Buch „Futures Skills“ wurde in mehreren Sprachen veröffentlicht und hat eine hohe Nachfrage erfahren. Er hält regelmäßig Keynotes und sprach vor Publikum in über 45 Ländern.

Digitalisierung, Medien und die Gesellschaft

Die Entwicklung neuer Berufsbilder und die wachsende Bedeutung von Future Skills spiegeln den rasanten Fortschritt in Technologie und Digitalisierung wider. Berufsbilder ändern sich schnell, was vor einigen Jahren noch unbekannt war ist heute nachgefragt und angesehen.

Gesellschaftliche Herausforderungen umfassen eine Vielzahl von Problemen, wie etwa Armut, Klimawandel, soziale Ungerechtigkeit und politische Instabilität. Hochschulen müssen ihre Studierenden auf diese Herausforderungen vorbereiten und ihnen die Fähigkeiten und Kompetenzen vermitteln, die sie benötigen, um in einer sich schnell verändernden Welt zu agieren.

Die Future Skills werden dabei als externer Impuls beschrieben, der eine Art „Trojanisches Pferd“ für die Transformation sein kann. Das Masternarrativ der Zukunft der Hochschulbildung sollte Transformation als Gestaltungsprinzip enthalten. Um Studierende auf Veränderungen vorzubereiten, sollten wir sie mit der Fähigkeit ausstatten, Veränderungen selbst aktiv gestalten zu können.

Medien haben schon immer einen tiefgreifenden Einfluss auf die Gesellschaft, indem sie den Zugang zu Informationen, die Kommunikation und die Interaktion mit anderen beeinflussen. Der Buchdruck erleichterte z.B. die Verbreitung von Wissen und förderte Bildung und politische Partizipation. Die Digitalisierung initiiert besonders an Hochschulen revolutionäre Änderungen, schafft aber auch neue Herausforderungen.

Wenn Technologie schneller als die gesellschaftliche Entwicklung voranschreitet, kommt es u.U. zu Verwerfungen. Die Gesellschaft kann nicht angemessen auf die Veränderungen reagieren und es kommt zu ethischen und moralischen Konflikten, wirtschaftlichen Ungleichheiten und sozialen Spannungen.

Projekt Future Skills

Herr Prof. Dr. Ehlers beschrieb dann die Hinführung seines Projekts zu den „Future Skills“. Dabei wurden in einem sorgfältigen Auswahlprozess 17 vorbildliche Personalentwicklungsunternehmen definiert und in qualitativen Interviews befragt. Die Ergebnisse wurden analysiert, in Cluster gegliedert und durch die Analysen von Studien wissenschaftlich validiert. Herausgekommen sind 17 verschiedene Future Skills Profile, die sich auf die wichtigsten Fähigkeiten und Kompetenzen für die Zukunft beziehen. Das umfasst Digitale Kompetenzen, aber auch Lernfähigkeit und Selbstwirksamkeit und vieles mehr.

Future Skills sind nicht nur Fähigkeiten und Kompetenzen, die für die Zukunft wichtig sind, sondern auch Handlungskompetenzen. Diese Kompetenzen ermöglichen es Menschen, die Herausforderungen der Zukunft erfolgreich zu meistern und Veränderungen selbst zu gestalten. Dabei werden die verschiedenen Fähigkeiten miteinander verbunden und zielführend eingesetzt. Nicht jede Kompetenz lässt sich unterrichten, sondern entwickelt sich i. d. R. durch begünstigende Umstände.

Herr Prof. Dr. Ehlers stellte zudem vier Szenarien zur möglichen Entwicklung von Hochschulen vor. Idealerweise lassen sich Elemente aller vier Szenarien zukünftig an unseren Hochschulen wiederfinden:

Beim University-Szenario wird sich an der ständigen Anpassung an die sich verändernden Anforderungen und Bedürfnisse des Arbeitsmarktes orientiert und Studierende entsprechend auf die Zukunft vorbereitet.

Beim My-University-Szenario stehen die individuellen Bedürfnisse und Karriereziele der Studierenden im Mittelpunkt.

Das Networker-Multi-Institutional-Szenario beschäftigt sich mit der Idee, dass Hochschulen (oder auch Hochschulen und Unternehmen) enger zusammenarbeiten und ihre Ressourcen und Kompetenzen teilen sollten, um eine effektivere Bildung zu ermöglichen.

Das Lifelong-Higher-Learning-Szenario beschäftigt sich mit der Idee, dass Hochschulen die Studierenden dabei unterstützen, ihre Fähigkeiten und Kompetenzen auch im Laufe ihres Berufslebens weiterzuentwickeln.

Umsetzung

Mit Futute4Learning wurden uns noch Materialien zur Umsetzung vorgestellt, um die Ansätze der Future Skills Forschung in der Lehre zu integrieren. In der sich anschliessenden Diskussion ging es u. a. um:

  • den Wandel der Dozentenrolle
  • Beweglichkeit der Hochschulregularien im Wechselspiel zwischen Agilität und Nachhaltigkeit
  • Bildungsansätze in der Kindheit und Jugend
  • Meditation als Mittel zur Achtsamkeit/Selbstwirksamkeit
  • Transferleistungen im Fachgebiet
  • das Ansprechen von Wertehaltungen in den Unterrichtsfächern
  • Integrierte Ansätze vs. klassischen Schlüsselqualifikationsfächern.

Dabei fanden mit den MarSkills und dem Thüringer Netzwerk achtsamer Hochschulen zwei Modelle Erwähnung, die neue Ansätze zur Persönlichkeitsbildung in der Lehre integrieren.

Zwei Punkte fand ich von besonderer Bedeutung: Erstens sollte Ethik systematisch in die Fachkompetenz verankert werden, da es schwer ist, Ethik losgelöst vom Unterricht zu vermitteln. Zweitens rückt die gegenseitige Anerkennung von Zertifikaten und Degrees durch viele Elemente in den Hochschulszenarien, wie Vernetzung und lebenslangem Lernen, in den Vordergrund. Das Learning on Demand erfordert ein hohes Maß an Flexibilität. Hochschulen sehen sich dabei in Konkurrenz mit großen internationalen Anbietern wie der Open University.

Was sehen Sie als besonders wichtige Punkte? Wollen Sie Future Skills in Ihre Lehre einbeziehen?  Hinterlassen Sie uns einen Kommentar, um Ihre Ansätze vorzustellen.

Weiterführende Links und Quellen

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