E-Prüfungen während COVID-19 | Resümee des Prüfungszeitraums SS 2020

4 Sep, 2020

Der Lockdown Der Corona Lockdown hat sämtliche Belange des täglichen Lebens über den Haufen geworfen, so auch die Prüfungen an Bildungseinrichtungen. Zum Zeitpunkt des Lockdowns liefen gerade mündliche Abschlussprüfungen an der HWR Berlin, die von heute auf morgen digitalisiert werden mussten. Wir hatten gerade erfolgreich den Speed-Launch vom hauseigenen Jitsi begleitet. [...]

Der Lockdown

Auf Grund der sich zuspitzenden Situation stuften wir die Notwendigkeit von Videokonferenzen als hoch ein. Jitsi als Open Source Software läuft auf hochschuleigenen Servern und damit unabhängig von kommerziellen Videokonferenz-Anbietern oder Netzwerkpartnern.

Die Aufsetzung dieses dritten Konderenzdienstes neben Pexip und Adobe Connect (beide übers deutsche Forschungsnetz) erwies sich als gute Idee, da die DFN-Dienste nach kurzer Zeit komplett ausgelastet waren (so wie auch die aller kommerziellen Anbieter).

Jitsi – aus der Not geboren und nicht auf Kinderkrankheiten getestet – konnte für die mündlichen Abschlussprüfungen zur Verfügung gestellt werden. Die Funktionsweise war nicht immer zuverlässig, so dass den PrüferInnen eine hochgradige Flexibilität abverlangt wurde. Oft musste zwischen verschiedenen Konferenzdiensten, innerhalb einer Prüfung gewechselt werden. Grundkenntnisse zu den verschiedenen Systemen mussten sich quasi über Nacht angeeignet werden. Präsentatoren waren nicht zu sehen, Folien konnten nicht gezeigt werden. Es war ein holpriger Start!

Nach dem Launch eines weiteren unabhängigen Web-Konferenzdienstes – BigBlueButton – und einem Semester Onlinelehre ist die Handhabung verschiedener Videokonferenzsysteme bei den meisten kein Neuland mehr. Weiterhin hat sich die Auslastung der verschiedenen Dienste mittlerweile eingependelt. Wir hoffen daher auf routinierte Abläufe für zukünftige mündliche Online-Prüfungen.

Mehr Informationen zu den Videokonferenzdiensten der HWR Berlin finden Sie im rechten Infoblock ➡️

Gut zu Wissen

E-Klausur im großen Stil

Nachdem die mündlichen Prüfungen technisch versorgt waren, kam die Fragestellung nach den Möglichkeiten der Abnahme von Klausuren auf.

Auf Grund der im letzten Semester begonnenen Pilotphase von E-Klausuren über Moodle mithilfe der Test-Aktivität, können wir diese Möglichkeit sofort benennen. Da die Erstellung eines Tests aber einen hohen Erstaufwand mit sich zieht, der, insbesondere in dieser Situation, nicht allen Dozierenden zumutbar war, musste noch eine Alternative her. Hier konnten wir die Aktivität „Aufgabe“, ebenfalls im LMS Moodle integriert, empfehlen.

 

Wegen anderer Semesterstartzeiten am Fachbereich 2, stand man hier als erstes vor dem Problem, Klausuren digital anbieten zu wollen.

Gleich zu Beginn entwickelte sich ein großes, organisatorisch aufwendiges, Unterfangen: eine sechs-teilige Klausur über Moodle. Die Prüfung war in einen Vormittags- und Nachmittagsabschnitt untergliedert. Die Klausurteile wurden sowohl via Test als auch per Aufgabe in sechs verschiedenen Moodlekursen hinterlegt. Seitens der Verwaltung wurde die Klausur organisatorisch gut durchgetaktet, auch die Besonderheiten durch Nachteilsausgleiche wurden entsprechend berücksichtigt und konnten in Moodle hinterlegt werden.

Für die jeweiligen Klausurteile waren die Lehrenden selbst verantwortlich und wurden in abgestimmten Umfang bei der Abbildung ihres Parts in Moodle durch das ELZ unterstützt. Auch bei Fragen während und nach der E-Klausur konnte sich jederzeit an uns gewandt werden. Aus Sicht der Lehrenden verlief die Klausur reibungslos, bei der Korrektur wurde allerdings der Rotstift etwas vermisst.

Die Studierenden schienen die Aktivitäten intuitiv bedienen zu können und waren von den technischen Möglichkeiten positiv überrascht. Nach der Abgabe bestanden auf Seiten der Studierenden allerdings Unsicherheiten bzgl. des weiteren Ablaufs und die Ungewissheit, ob die Ergebnisse auch übermittelt wurden.

 

Mehr Informationen zu den E-Klausuren über Moodle erhalten Sie im rechten Infoblock ➡️

Zeit für Zahlen

Vielfach erreichte uns im April/Mai die Anfrage, ob Moodle der erhöhten Belastung durch digitale Lehre und Prüfungen stand halten würde.  Wir konnten das nicht beschwören, trafen aber Vorkehrungen um einem Systemausfall vorzubeugen.

Nachdem nun der Prüfungszeitraum des Sommersemesters 2020 durchlaufen ist, haben wir auch ein paar Zahlen parat.

 

In dieser Grafik können Sie zwischen den aktiven Usern pro Minute und den Klicks pro Minute per Schiebeleiste wechseln (funktioniert ggf. nicht auf Mobilgeräten). Sehr schön lässt sich hier die Kernnutzungszeit von Moodle und im weitesten Sinne die Hauptprüfungszeit ablesen. Es bildet sich auch ab, dass die Aktivität spät abends höher ist, als sehr früh am Morgen. Im Zeitraum Juli waren die Zugriffe auf Moodle am Wochenende wesentlich höher als sonst, ab August flacht die Menge langsam wieder ab.

Die folgende Grafik zeigt die Aktivitäten rund um Aufgabe und Test in Moodle. Aktivitäten umfasst z.B. Erstellung, Änderung, Aufrufe, Abgaben, Seitenwechsel und Markierungen – im Grunde jeglichen Klick der innerhalb von Aufgabe und Test durchgeführt wird, unabhängig von der Rolle des Users.

 

 

Aus der Auswertung der Aktivitätennutzung auf Moodle in einem vorherigen Blogartikel wissen wir, dass mehr Aufgaben als Tests für die Abnahme von Klausuren verwendet wurden. Warum sind die Werte für Test in der Grafik wesentlich höher?

Das liegt zum einen am schon angesprochenen hohen Erstaufwand. Innerhalb eines Tests sind i.d.R. wesentlich mehr Klicks notwendig, bis die Vorbereitung abgeschlossen ist. Auch während der Klausur erfolgen seitens der Studierenden viel mehr Klicks in Test, allein schon auf Grund der Navigation durch die Aufgaben – bei der Aufgabe befinden sich die Studierenden zu 99% nach dem Download der Aufgabenstellung nicht mehr in Moodle.

Herausforderungen

Als eine große Herausforderung für Prüfungen während Corona hat sich die Diversität der technischen Endgeräte i.V.m. der Nutzung beliebiger Software herausgestellt. Die Vielzahl an Kombinationen aus Hardware, Infrastruktur, Betriebssystemen und genutzter Websoftware eröffnet Möglichkeiten von ungeahnten Fehlerquellen für die digitale Abnahme von Prüfungen und steht jeglicher Einheitlichkeit im Wege.

Fazit

Mit elektronischen Prüfungen ist es wie mit einer zweiseitigen Medaille: die einen finden es gut und die anderen sind nicht so Fan davon.

Manchmal steht die Medaille aber auch erst auf dem Rand – in diesem Semester haben wir es oft erlebt, dass negative Einstellungen zur Digitalisierung gänzlich abgelegt wurden. Corona hat uns alle gezwungen, uns mit neuen Dingen zu beschäftigen – ob nun auf die eine oder andere Weise.

Sobald man in einer Sache Meister geworden ist, soll man in einer neuen Schüler werden.
-Gerhart Hauptmann

Besser werden

Der E-Assessment-Stein ist ins Rollen bekommen; die Community hier hat Aufschwung bekommen.

Wir haben schon viele Anregungen erhalten, welche technischen Gegebenheiten für E-Prüfungen verbessert werden können.

Sie haben auch Wünsche oder Ideen?

Wir nehmen diese gerne unter elearning@hwr-berlin.de entgegen.

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