Fazit: Supervision wissenschaftlicher Hausarbeiten

11 Mai, 2014

Nach dem ich in meinem letzten Blogbeitrag über das Feldexperiment „Supervision von Hausarbeiten“ an der HWR Berlin in der Vorlesung „Betriebliche Informationssysteme mit Übungen“ berichtet habe, möchte ich in meinem heutigen Beitrag die Resultate meiner Untersuchung vorstellen. Der Prozessablaufplan in Abb. 1 bietet eine Übersicht über die einzelnen Prozesse. Die Supervision durch den Dozenten erstreckte […]

Nach dem ich in meinem letzten Blogbeitrag über das Feldexperiment „Supervision von Hausarbeiten“ an der HWR Berlin in der Vorlesung „Betriebliche Informationssysteme mit Übungen“ berichtet habe, möchte ich in meinem heutigen Beitrag die Resultate meiner Untersuchung vorstellen.

Abb. 1: Prozessablaufplan, Eigene Darstellung

Abb. 1: Prozessablaufplan, Eigene Darstellung (Klicken zum Vergrößern)

Der Prozessablaufplan in Abb. 1 bietet eine Übersicht über die einzelnen Prozesse. Die Supervision durch den Dozenten erstreckte sich über den gesamten Zeitraum der Lehrveranstaltung. Das in der Präsenzphase angeeignete Wissen wurde anschließend in wöchentlichen Hausaufgaben, die nach dem IMRAD Struktur-Prinzip aufgebaut waren, von den Kursteilnehmern angewandt.

Nach Beendigung der letzten Hausaufgabe mussten die Kursteilnehmer die über das Semester angefertigten Teilaufgaben zu einem zusammengehörigen Text ergänzen. Für diesen Vorgang stand eine 14-tägige Abgabefrist zur Verfügung. Während des gesamten Prozesses erhielten die Kursteilnehmer kontinuierlich formatives Feedback in Form von Kommentaren bei Moodle und Google Docs. Am Ende des Semesters stellte der Dozent den Kursteilnehmern ein ausführliches Gutachten über die eingereichte Hausarbeit aus.

Im Kern beschäftigte sich meine Bachelor- Thesis mit den folgenden drei Fragen:

1. Wie wirkt sich die Supervision auf den Schreibprozess einer Hausarbeit aus?

2. Wie zufrieden sind die Kursteilnehmer mit dem Angebot?

3. Welche Handlungsempfehlungen lassen sich für diese Form der Supervision ableiten?

Hinsichtlich der ersten Frage hatte ich folgende Hypothesen (H) auf ihre Richtigkeit hin untersucht:

H1: Die Kursteilnehmer beginnen bereits zu Beginn der Lehrveranstaltung durch den wöchentlichen Entwurf der Hausaufgaben in Google Docs und dem wöchentlichen Bloggen in Moodle, die Hausarbeiten zu schreiben und zu bearbeiten.

H2: Die Kursteilnehmer werden dazu angehalten, die Blogbeiträge ihrer Kommilitonen regelmäßig zu lesen und zu kommentieren. Dies führt zu einer verstärken Interaktion unter den Teilnehmern und wirkt sich motivierend auf das Schreiben der Hausarbeiten aus.

H3: Der zeitgleich geführte Blog und das formative Feedback seitens des Dozenten bieten den Kursteilnehmern konkrete Musterlösungen und Hilfestellungen. Der Dozent hat darüber hinaus die Möglichkeit der Prozessbegleitung.

H4: Durch den Einsatz von Google Docs und der Online-Korrektur haben die Kursteilnehmer die Möglichkeit, auch ohne Teilnahme an der Notenbesprechung eine Fehleranalyse und Verbesserungsvorschläge zu erhalten.

Diese Hypothesen untersuchte ich mit Hilfe von Online- Befragungen der Kursteilnehmer, Experteninterviews mit Professoren der HWR Berlin, sowie durch Auswertungen der Blogs.

In meiner Bachelor Thesis kam ich zu folgendem Fazit: “Die Supervision, die in dieser Form an der HWR Berlin erstmalig durchgeführt wurde, stellt eine ernsthafte Alternative zur bisherigen Vorgehensweise, beim Vermitteln von wissenschaftlicher Methode im Studiengang Wirtschaftsinformatik, dar. Für alle Probleme, die in der IST-Analyse erfasst wurden, gab die Supervision mögliche Lösungsansätze vor. Diese gilt es in Zukunft, durch weitere (optimierte) Anwendung auf den Lernerfolg hin, zu untersuchen.

Das Erstellen der wissenschaftlichen Hausarbeiten in wöchentlichen Etappen, in Form von Online- Lerntagebüchern (Blogs), hat sich als praktikabel erwiesen. Die Studierenden bearbeiteten ihre Hausarbeiten von Beginn der Lehrveranstaltung an.

Lediglich das Vorkonzipieren der Hausarbeiten in Google Docs wurde nur von etwa der Hälfte der Kursteilnehmer konsequent durchexerziert. Die anderen Teilnehmer lehnten dieses Werkzeug aufgrund der Bevorzugung anderer Schreibprogramme ab.

Durch das Anfertigen von Blogs in Moodle hatten die Studenten den Vorteil, voneinander zu profitieren. Die Kommentarfunktion und der Zwang zum Kommentieren der Blogs steigerte nicht nur die Interaktion zwischen den Studenten, sondern wirkte sich zusätzlich motivierend auf den Schreibprozess deren Hausarbeit aus.

Der Blog des Dozenten stellte für die überragende Mehrheit der Kursteilnehmer ein konkretes Beispiel dar, an dem sie sich beim Abfassen ihrer wöchentlichen Hausaufgaben orientieren konnten.

Das formative Feedback des Dozenten wurde von beinahe allen Studenten positiv aufgenommen und umgesetzt. Nur wenige Teilnehmer waren mit den Kommentaren nicht zufrieden und beanstandeten diese als verwirrend und unverständlich.

Die Online- Lerntagebüchern erlaubten dem Dozenten, den Schreibprozess der Kursteilnehmer aktiv zu begleiten und seine Vorlesungen den Bedürfnissen der Studierenden anzupassen. Die Supervision ermöglichte innerhalb der regulären Lehre eine innere Einflussnahme auf den Schreibprozess der Kursteilnehmer.

Die überwiegende Zufriedenheit der Kursteilnehmer mit der Supervision könnte durch eine Optimierung noch weiter gesteigert werden.“

Ich persönlich hätte mir für mich eine solche Supervision in einer der Grundkurse in meinem Studium gewünscht. Das Abfassen einer wissenschaftlichen Hausarbeit in wöchentlichen Etappen unter Anleitung, mit regelmäßigem formativem Feedback. Leider konnte ich aufgrund fehlender Messwerte nichts über den tatsächlichen Lernerfolg aussagen, aber ich bin mir sicher, dass Prof. Dr. Marcus Birkenkrahe die Supervision dahingehend weiter untersuchen wird.

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